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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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bei Diabetes etwa oder der Bluterkrankheit. Eine Firma namens GenHance arbeitet an der Entwicklung einer r DNA , die dafür sorgen soll, dass keine Babys mehr geboren werden, die aufgrund schwerer Schäden letztlich kaum lebensfähig sind. Auf der Website von GenHance gibt es eigens ein Kapitel dazu, dass r DNA nicht genutzt werden sollte, um die menschliche DNA leichtfertig und unnötig zu verändern, zum Beispiel zur Umwandlung der äußeren Erscheinung, aber ich denke, wie ein Mensch sich fühlt, kann genauso wichtig sein wie seine Gesundheit.
    Seit zwei Jahren muss ich eine Zahnspange tragen, und das ist wirklich sehr unangenehm. Ich kann kaum etwas essen, das ich mag. Könnte ich mit r DNA die Gene, die für meine schiefen Zähne verantwortlich sind, durch Gene für gerade Zähne ersetzen, bräuchte ich nicht noch in der Oberstufe mit Spange herumzulaufen. Es wäre wohl auch viel billiger für meine Eltern, einen Schuss r DNA zu bezahlen als zwei Jahre lang alle neun Wochen einen Besuch beim Kieferorthopäden.
    Ich habe mich auch deshalb dafür entschieden, das Thema Supermodels mit in mein Projekt aufzunehmen, weil praktisch jedes reizlose Mädchen, das ich kenne, davon träumt, schön zu sein. Es gibt auch ein paar Mädchen wie meine beste Freundin Gemma, die als Supermodels arbeiten wollen, wenn sie erst erwachsen sind. Gemma ist nicht besonders groß und hat ein fettes Muttermal im Gesicht. Sie will ihre Mutter bitten, ihr zum Mittelschulabschluss eine Laser- OP zu schenken, aber wäre es für sie nicht besser, wenn eine einzige Injektion sie wachsen ließe und ihr das Muttermal nähme? Falls die Wissenschaft unser Leben verbessern kann, warum sollte Gemma dann keine Möglichkeit bekommen, ihr Aussehen zu verschönern, um ihren Traum zu verwirklichen?
    Ich habe vor, mithilfe von Photoshop vorzuführen, wie r DNA das Aussehen von Menschen zum Besseren ändern könnte, und die Partikel zu recherchieren, vermittels derer sich die r DNA in den Körper einbringen lässt. Zudem will ich Proben dieser Metalle in meiner Vitrine zeigen.
    Ich glaube, r DNA kann gefahrlos eingesetzt werden, und zwar nicht nur, um Kranke zu heilen, sondern auch, damit Menschen Zeit und Geld sparen, wenn sie ihr Aussehen zu verbessern versuchen, um sich wohler zu fühlen. Dieses Vorhaben finde ich wirklich aufregend, und deshalb hoffe ich, dass Sie meinen Vorschlag akzeptieren und mich der Welt zeigen lassen, dass GenHance sich täuscht.

11
    Mit einem Schrei erwachte Taire aus dem Albtraum von der dunklen Kammer, und sobald sie begriff, wo sie war, presste sie die Hand an den Mund, um ihr stoßweises Atmen zu dämpfen. Reglos lag sie da und lauschte, bis die Stille sie davon überzeugt hatte, dass niemand zugegen war. Keiner hatte sie gehört; keiner wusste, dass sie sich im Schrank befand. Noch Monate zuvor hätte sie die nächste Stunde über in ihr Kissen geweint, doch sie hatte weder die Tränen noch die Zeit, sich in ihrem Elend zu suhlen. Die Sonne ging unter – das spürte sie sogar im Schrank –, und sie musste aufstehen und in die Gänge kommen.
    Zu den für sie am schwersten zu erledigenden Dingen gehörte eine der einfachsten Aufgaben im Leben, über die sie vor dem Verlassen ihres Zuhauses nie nachgedacht hatte: sich gründlich zu waschen. Das Wasser im Hotel war abgestellt, und nirgends in der Stadt konnte eine junge Ausreißerin so einfach eine Dusche benutzen. Sich am Waschbecken einer der wenigen öffentlichen Toiletten mehr als nur die Hände zu reinigen war zu peinlich; Taire hatte das einmal probiert, und eine Touristin hatte das doch tatsächlich fotografieren wollen. Einige Kinder, die auf der Straße lebten, nutzten in Sommernächten mitunter öffentliche Brunnen für eine rasche Dusche, ohne dafür die Kleidung auszuziehen, doch da sie dabei mitunter festgenommen wurden, durfte Taire das nicht riskieren. Nach einem Monat ohne vernünftige Körperpflege war sie dazu übergegangen, ihr eigenes Wasser ins Hotel zu schaffen, jedes Mal ein paar Flaschen.
    Heutzutage tranken alle Mineralwasser, und so konnte sie leicht genügend Behälter aus den Abfalleimern der Stadt fischen. Jeden Abend füllte sie drei Flaschen an einem öffentlichen Wasserhahn, steckte sie in die Jackentaschen, trug sie in ihren Unterschlupf und deponierte sie in einem Zimmer im Erdgeschoss. Sobald sie einundzwanzig Flaschen zusammenhatte, reichte das Wasser für ein Bad.
    Taire schraubte die Flaschen auf und reihte sie neben die Wanne, in der

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