Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
Begleitung. Möchten Sie vielleicht mitkommen?«
    Sie starrte ihn an. »
Ich
soll mit Ihnen in die Oper gehen?«
    Er lächelte. »Es wäre mir eine große Freude, ja.«
    »Das, äh, schmeichelt mir, geht aber nicht.« Sie stand auf. »Doch danke, dass Sie an mich gedacht haben.«
    »Sie sagten, Sie hätten noch nichts vor«, rief er ihr in Erinnerung.
    »Stimmt.« Sie stopfte ihren Lohn in die Tasche. »Und ein Kleid für die Oper hab ich auch nicht.«
    »Verstehe.« Er hatte nicht an ihre beschränkte Garderobe gedacht. »Wenn Sie eins hätten, würden Sie dann mit mir hingehen?«
    »Schätzungsweise nein.« Sie wirkte verblüfft. »Ich bin nicht so der Operntyp. Und warum fragen Sie gerade mich? Sollten Sie nicht Ihre, äh, Affäre mitnehmen?«
    »Leider gibt’s da gegenwärtig niemanden.« Er gab sich Mühe, demütig zu wirken. »Wenn Sie mich nicht begleiten, muss ich die Karten jemand anderem geben.«
    »Lonzo und seine Frau würden sicher liebend gern in die Oper gehen«, versicherte Rowan ihm. »Er singt immer dieses Lied aus Boeing.«
    »Aus
La Bohème

    »Ja, genau.« Sie ging zur Tür, blieb aber stehen, als er ihren Namen sagte, und drehte sich um. »Wir dürfen nichts miteinander anfangen, Dansant. Ich bin Ihre Angestellte und so weiter – das würde nur unschön werden.«
    Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. »Soll ich Sie feuern?«
    Sie lachte bestürzt auf. »Nein.«
    »Es wird nicht unangenehm.« Er nahm ihre Hände. »Sie und ich, wir gehen bloß in die Oper, und Sie werden es genießen. Das verspreche ich.« Ihre Finger waren so steif, dass sie sich wie Zweige anfühlten. »Bitte sagen Sie, dass Sie mich begleiten. Ich kümmere mich um Ihre Kleidung –«
    »Oh nein«, erwiderte Rowan. »Sie dürfen mir keine Sachen für die Oper kaufen – nicht auch noch das.«
    Er war es leid, dass sie seine Vorschläge ablehnte, vor allem Kleinigkeiten wie ein Kleid und ein Paar Schuhe, aber sie anzufahren, würde ihre Entschlossenheit nur stärken. »Ich kann die Preisschilder ja dranlassen und die Sachen tags darauf zurückgeben, wenn Sie wollen.«
    Sie grinste. »Schwindler – das würden Sie nie tun.«
    »Lonzos Frau schon«, gab er zurück. »Sie kennt sogar einen Trick, um an den Achseln keine Deoflecke zu bekommen.«
    Rowan dachte kurz nach. »Gut, hier ist mein Vorschlag: Ich begleite Sie, aber ich kaufe mir meine Sachen selbst.«
    »Frauen erscheinen dort aber im Abendkleid.«
    »Oh, ich kann Abendkleider tragen, keine Sorge.« Sie seufzte. »Aber sollten Sie bis morgen Ihre Meinung ändern, müssen Sie die Sachen tatsächlich bezahlen.«
    Sie einigten sich darauf, sich vor dem Restaurant zu treffen, und am nächsten Abend fuhr Dansant im Taxi vor und wartete auf sie. Normalerweise trug er in der Oper einen Smoking, doch im Hinblick auf ihr Budget hatte er sich für einen gedeckten Anzug entschieden.
    »Braucht Ihr Mädchen noch lange, Mr Dansant?«, fragte der Fahrer mit Blick in den Rückspiegel. Hinter ihnen hatte sich eine Schlange gebildet, und der Platz, an dem sie hielten, war nur zum raschen Aussteigen gedacht, während der Parkservice sich um die Wagen kümmerte.
    »Sie dürfte jeden Moment kommen.« Dansant blickte zum Eingang, und als er zu fürchten begann, Rowan könnte nicht auftauchen, trat eine Frau in schwarzer Robe heraus.
    Das Kleid war eine herrliche Säule aus gebürstetem Samt mit breiten, V-förmigen Streifen aus reiner Spitze an Hals, Schultern und Taille. Als sie über den Gehsteig kam, sah er, dass sie schwarz samtene Plateauschuhe trug und dass schwarze Seidenblüten ihre Zehen bedeckten. Hände und Unterarme steckten in ellbogenlangen Satinhandschuhen. Ein Pillbox-Hut und ein Halbschleier bedeckten dunkle, sinnliche Augen, und volle rote Lippen lächelten ihn an, als sie sich dem Taxi näherte.
    Es war Rowan, und die zurückgekämmten, hinters Ohr gesteckten Locken ließen sie wirken, als wäre sie einem Film der Vierzigerjahre entstiegen.
    »Hallo«, sagte sie beim Einsteigen. »Sie haben nicht lange gewartet, oder?«
    Dansant atmete ihren Duft ein und ergriff ihre Rechte. »Aber nein. Sie sehen … unglaublich aus.«
    »Abendkleidverleih«, flüsterte sie. »Auch die Schuhe. Also ramponieren Sie nichts, sonst muss ich nachzahlen.«
    Er fand ihre Offenherzigkeit reizend. »Theaterkostüm?«
    Sie nickte. »Nahe der Met kann man in einem Laden zum Vorspielen oder für Partys Theaterklamotten leihen. Alle werden mich für einen Retro-Freak halten.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher