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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Lippen wurden schmal. »Und du gehörst uns, Dancer.«
    Nathan würde sich eher die Kehle durchschneiden, als freiwillig in den Orden zurückzukehren oder diesen Namen wieder zu verwenden.
    »Gut. Ich will keinen Ärger«, log Nathan und steuerte auf den Parkplatz zu, hielt zugleich aber nach einem abgelegenen Ort Ausschau, um sich des Jägers zu entledigen.
    Die Menge lichtete sich und verschwand ganz, als Nathan in eine kurze Straße zwischen zwei Boutiquen einbog. Dort sah er einen Haufen leerer Kisten, die so hoch an der Mauer gestapelt waren, dass sie Deckung boten. Er blieb neben den Kisten stehen und rüstete sich innerlich zur Attacke.
    »Falls du mich entwaffnen, dort rüberzerren und mir das Genick brechen willst«, sagte der Mann mit dem Strohhut direkt hinter ihm, »solltest du vorher etwas erfahren.«
    Nathan fuhr herum, trat dem Jäger die Waffe aus der Hand, schleppte ihn hinter die Kisten und stieß ihn gegen die Ziegelmauer. Dann öffnete er sein Messer und hielt es ihm unters Doppelkinn. »Nämlich?«
    »Auch Gisèle stößt gleich zu uns.« Der Jäger lächelte. »Meine Männer sind eben im Restaurant deines Schwiegervaters angekommen.« Er sah auf die Uhr. »Inzwischen dürften sie sie in Gewahrsam haben.«
    Nathan gefror das Blut in den Adern. »Sie hat nichts mit mir und der ganzen Sache zu tun. Sie ist unschuldig.«
    »Hat Gisèle dir nicht erzählt, warum sie beim Arzt war? Nein? Vielleicht hätte es eine Überraschung zum Hochzeitstag nächste Woche sein sollen.« Der Jäger lachte leise. »Deine Frau erwartet ein Kind, Dancer. Gute Arbeit.«
    »Du lügst.« Er hatte alle denkbaren Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Gisèle nicht zu schwängern.
    »Wir haben ihr Blut in unserem Labor in Paris erneut getestet, um ganz sicherzugehen.« Der Jäger grinste. »Sie entwickelt einen netten, ganz einzigartigen Satz Antikörper, den sie deinem Sohn mitgibt. Falls sie die behält, lassen wir sie vielleicht noch ein Kind austragen. Natürlich keins von dir. Du musst nämlich –«
    Nathan stieß den Kopf des Fremden so lange gegen die Ziegel, bis sein Gegenüber bewusstlos war. Dann rannte er los wie nie im Leben, rannte so schnell er konnte über die Märkte und durchs Gedränge und stieß dabei Kornsäcke, Menschen und Gemüsekisten um, sodass die Kaufleute ihm wütend hinterherbrüllten und die Kunden ihm verängstigt nachsahen. Er rannte außer Atem und ohne nachzudenken, und als er beim Restaurant ankam, warf er sich mit solcher Wucht gegen die verschlossene Haustür, dass sie nachgab.
    »
Gisèle

    Er entdeckte zuerst den alten Mann. Er saß neben der Gefriertruhe am Boden und hielt das blutige Schlachtermesser noch umklammert. Die Männer des Jägers hatten ihm sechsmal in die Brust geschossen.
    Nathans Kopf fuhr herum: Eine von langer Arbeit gefurchte Hand lag am Boden und hielt noch immer ein Bündel
bouquet garni
.
    »Marie. Oh Gott.«
    Er hetzte hinüber: Seine Schwiegermutter hatte eine Kugel in die Stirn bekommen und starrte ihn mit leblosen, weit aufgerissenen Augen an. Nathan stieg die Galle hoch; er stolperte aus der Küche und über einen schwarz gekleideten Mann. Seinen Wunden zufolge musste Renaud mehrmals mit dem Schlachtermesser auf ihn eingestochen haben, bevor er starb.
    »Nathan«, kreischte seine Frau.
    Er sah, dass ein Mann sie am Ende der Straße zu einem wartenden Lieferwagen zerrte, bückte sich, nahm dem Toten die Schusswaffe ab und setzte den beiden nach.
    Seine Frau kämpfte verzweifelt, zerkratzte das Gesicht ihres Angreifers, trat ihn und schrie dabei nach Nathan. Er erreichte den Wagen, als der Mann sie gerade hineingestoßen hatte. Ein Tablett mit Glasfläschchen fiel aus der Seitentür des Fahrzeugs, die Ampullen zersprangen in tausend Stücke, und Blut und Gewebeproben spritzten über den Boden. Nathan fühlte etwas an der Schläfe brennen.
    »Steig zu ihr in den Lieferwagen«, knurrte der Mann hinterm Steuer und spannte die Pistole, die er Nathan an den Kopf gesetzt hatte. »Oder ich blas dir diesmal das Hirn –«
    Was er noch hatte sagen wollen, ging in einem Blutstrom unter. Die Waffe entglitt ihm, während er sich Nathans Messer aus dem Hals zu ziehen suchte und dabei überm Lenkrad zusammensank. Der Lieferwagen rollte langsam vorwärts, während Nathan sich auf den zweiten Mann stürzte.
    »Du Dreckskerl.« Er schlug ihn zu Boden und stieß ihm das Knie in den Solarplexus, während sein Gegner ihn mit der Handkante an der Nase erwischte. Knochen und Knorpel

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