Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
Vom Netzwerk:
...«
    Amir befreite sich aus seinen Kleidern und nahm Beatriz in den Arm, hob sie hoch, wobei sie ihre Beine unweigerlich um seine Lenden wand. Er drehte sich ein paar Mal mit ihr, trug sie dann in sein Schlafgemach, trunken von dem neuen Duft nach Granatäpfeln und Honig, den sie aufgetragen hatte. Beatriz ließ sich davon treiben auf dem Fluss der Liebe ...
    Unten, in Zarahs Gemächern, bahnte sich ein dunkler Strom seinen Weg. Mustafa kleidete sich an für seinen Besuch bei der Herrin und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Er würde Zarah weiterhin zu Willen sein, daran bestand kein Zweifel. Er konnte damit fertig werden, und irgendwann würde die Herrin seiner überdrüssig werden. Er wusste inzwischen von zwei älteren Eunuchen, die diesen Weg schon gegangen waren. Zarah verlangte es nachständig Neuem. Nach spätestens einem oder zwei Jahren verlor sie das Interesse an einem Gespielen. Aber was war dann? Bislang hatte er seine Hoffnung auf diese Zeit konzentriert, aber jetzt war er starr vor Angst. Würde Zarah ihn in Ruhe lassen, wie die anderen? Oder würde sie die Chance nutzen, sich Mustafas und Beatriz’ gleichzeitig zu entledigen? War er ihr überhaupt wichtig genug, seine Dienste noch ein oder zwei Jahre in Anspruch zu nehmen? Sie wollte Beatriz loswerden, das hatte der Mordversuch gezeigt. Aber würde sie sich noch einmal trauen, einen Unfall zu inszenieren? Wie viel einfacher wäre es, Beatriz durch Rufmord zu erledigen! Und wäre es nicht der glühende Höhepunkt für Zarahs Lüste, Amirs Gesicht bei der Steinigung seiner Geliebten beobachten zu dürfen? Bei einer Hinrichtung, die er selbst angeordnet hatte, die er anordnen musste, damit sein Harem nicht im Chaos verfiel?
    Mustafa sah nur noch einen Ausweg. Er musste Kalim in den Tod folgen.
    Der junge Eunuch spielte mit einem juwelengeschmückten Dolch, der zu den Geschenken des Emirs gehörte. Es gab keine andere Lösung. Er würde sich die Waffe ins Herz stoßen.
    »Mustafa, Mustafa! Du musst es dir ansehen!«
    Die helle Stimme kam von draußen, und Mustafa hatte gerade noch Zeit, den Dolch unter einem Kissen zu verstecken, als die kleine Yasmina die Tür aufriss. Diskretion hatte Ayesha ihr offensichtlich noch nicht beigebracht, aber wie man die Cobija mit Würde trug und sich Perlen ins Haar knüpfte, hatte die Kleine schon nach drei Tagen im Harem verinnerlicht.
    »Schau, Mustafa, sieht das nicht wunderbar aus!«
    Yasmina reckte ihm ihre pummeligen Kinderhände entgegen, und er bewunderte pflichtschuldig die Hennaranken,die irgendeine freundliche Dienerin darauf gezeichnet hatte.
    »Das hält jetzt einen halben Mond, sagen die Mädchen«, erklärte Yasmina wichtig. »Dann muss es erneuert werden. Die Herrin Zarah lässt das immer von den Dienerinnen machen, aber Ayesha meint, ich müsste lernen, es selbst zu tun ...«
    Bei der Nennung von Zarahs Namen fuhr Mustafa zusammen.
    »Hör zu, Kleines ...«, flüsterte er heiser. »Solange du hier im Harem bist, halte dich an die Herrin Ayesha. Geh Zarah aus dem Weg, Kind, um jeden Preis!«
    »Das wird nicht möglich sein!«, lachte Yasmina mit kokettem Augenaufschlag. Mit ihrem runden Gesichtchen und ihren braunen Kulleraugen war sie wirklich keine viel versprechende junge Haremsschönheit, aber sie hatte eine unwiderstehlich lebensfrohe Ausstrahlung. Eines Tages würde sie ihren Herrn damit bezaubern ...
    »Die Herrin Zarah hat mich nämlich heute Nacht in ihre Gemächer gebeten. Sie hat Gäste, und ich soll ihnen aufwarten. Ich! Kannst du dir das vorstellen?«
    In Mustafa stieg Kälte auf, die ihn lähmte, aber auch die Glut der Angst in ihm besiegte. Ja, er konnte es sich vorstellen. Nur zu gut. Am Ende dieser Nacht würde die Freude aus dem Gesicht der Kleinen verschwunden sein. Würde Wissen und vielleicht Verschlagenheit Platz machen. Mustafa dachte an die Nacht, in der aus dem kleinen Léon der Lustsklave Mustafa geworden war – wie beschmutzt und verletzt er sich dabei gefühlt hatte, obwohl sein damaliger Herr gnädig war, verglichen mit Zarah, der Hexe.
    Er würde es nicht zulassen! Entschlossen versteckte Mustafa den Dolch in seinem Gewand.
    »Wie war das nun mit meiner Gunst?«, fragte Amir. Sie hatten sich geliebt, nur den Aquamarin, die Diamanten und die Kette zwischen sich, und dann hatte Beatriz die Kette gelöst und den Aquamarin wie ein Pendel über den Körper ihres liebsten gleiten lassen. In sanften Schwüngen pendelte das Schmuckstück auf und ab, und Beatriz erinnerte sich,

Weitere Kostenlose Bücher