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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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allerdings von weißen Strähnen durchzogen war.
    Khalida begrüßte Beatriz herzlich.
    »Du bist also das Wunderkind, das sich zur höchsten Stellung im Harem vorgearbeitet hat, ganz ohne meine Schulung zu genießen. Lass mich dich ansehen! Ja, eine natürliche Schönheit – und dieser Hauch von Sehnsucht in den Augen. Du kannst wild und sanft sein – und du denkst gern selbstständig! Etwas, das kluge Herren mögen. Aber der Harem ist nicht deine Welt, Kind. Diese Augen sehnen sich nach dem Blick in die Weite.«
    Beatriz errötete. Konnte diese Frau wirklich so tief in ihre Seele schauen? Stand ihr die Sehnsucht nach Freiheit so deutlich auf der Stirn geschrieben?
    Khalida lächelte sie an.
    »Aber ich hörte, du liebst den Emir. Das macht es einfacher ...«
    Über ihr Gesicht fiel ein Schatten von Trauer, der Beatriz neugierig machte. Wie mochte das Leben dieser Frau verlaufen sein? Hatte sie jemals im Harem gelebt?
    »Darf ich dir den Weg zu den Bädern zeigen, damit du dich erfrischen kannst?«, fragte Beatriz artig. »Wenn du möchtest, stehen dir auch Zofen zur Verfügung, um dein Haar und deine Schminke nach der Reise aufzufrischen.«
    Khalida lachte. »Herzchen, die Reise war nicht sehr weit, mein Haus liegt nicht einmal eine Meile entfernt. Und natürlich habe ich zwei eigene Mädchen mitgebracht, um mein Haar zu ordnen, falls es später vom Tanzen verwirrt ist.«
    Sie wies auf zwei vielleicht zwölfjährige Mädchen, die geduldig drei Schritte hinter ihr warteten. Beide waren erlesene Schönheiten, die eine schon recht voll erblüht, die andere ein schwarzhaariges Püppchen mit schneeweißer Haut, das noch kindlich wirkte. Beide hatten jedoch schon den schwebenden Gang und die edle Kopfhaltung der späteren Königin des Harems. Die kleine Yasmina starrte sie mit offenem Mund und rückhaltloser Bewunderung an.
    »Trotzdem begebe ich mich jetzt kurz in die Bäder, schon um meinen Mädchen zu zeigen, welcher Luxus sich ihnen auf tut, wenn es ihnen eines Tages gelingen sollte, im Harem der Alhambra Aufnahme zu finden ...«
    Beatriz betrachtete die Mädchen daraufhin mit gemischten Gefühlen. Womöglich würden das in fünf Jahren ihre Rivalinnen werden. Wunderschön, perfekt erzogen, in allen Liebesdingen bewandert ... jeder Mannwürde danach lechzen, sie erobern zu dürfen. Amir stellte da sicher keine Ausnahme dar ...
    Khalida schien Beatriz’ Gedanken zu lesen.
    »Mach dir keine Sorgen. Bis diese Schönheiten erblüht sind ... vor allem meine kleine Tüley ...«, sie wies auf das kindliche Mädchen, »... hast du dem Emir sicher Söhne geboren. Dann kann dir keine deinen Rang streitig machen, egal, wie jung und schön sie ist.«
    Khalida rauschte in Richtung der Bäder davon, gefolgt von ihren Schülerinnen, und Beatriz blieb betroffen zurück.
    Da war sie wieder, jene völlig andere Denkweise! Es war nebensächlich, ob der Mann treu war, für die Frau war es nur wichtig, ihre Stellung zu bewahren. Die Stellung im Harem.
    »Warum hat Khalida eigentlich keinen Emir geheiratet?«, fragte Beatriz Ayesha fast trotzig. »Sie läuft herum und verteilt Weisheiten wie gebrannte Mandeln, aber selbst lebt sie nicht hinter Haremsmauern.«
    Ayesha lachte und hielt Beatriz ihre Hand hin, damit sie den Hennaschmuck erneuerte.
    »Khalida war zu ihrer Zeit die Favoritin des Emirs. Das war damals noch der Großvater deines Amir, sein Vater ist erst spät an die Macht gelangt. Sie kam blutjung in seinen Harem, und er war ihr völlig verfallen. Er überschüttete sie mit Schmuck, ich glaube, sie ließ sich auch lange bitten, bis sie ihn endlich erhörte. Aber dann verstand sie, ihn zu halten ... Sie blieb bis zu seinem Tod seine Favoritin und Vertraute.«
    »Und warum hat er sie nicht geheiratet?«, wollte Katiana wissen. Sie schminkte Ayeshas zweite Hand.
    »Oh, ich hätte ihn leicht dazu bewegen können, aber ich wollte nicht.« Khalida war unbemerkt eingetreten und mischte sich lächelnd in die Unterhaltung. Zwanglos ließsie sich auf einem Diwan nieder und betrachtete wohlgefällig das Tun der jungen Frauen.
    »Er war uralt, und ich war so jung – ich hatte keine Lust, seine Witwe zu werden und mich dann im Harem seines Sohnes zu Tode zu langweilen. Hinzu kam: Der Emir hatte eine kluge, schöne Frau von edlem Geblüt, die ihm bereits Söhne geschenkt hatte. Sollte ich jetzt einen Haremskrieg eröffnen, indem ich mich ebenfalls schwängern ließ? Ich gegen sie – meine Söhne gegen ihre Söhne? Nein, danach stand mir

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