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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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aromatischen Düfte nach Gewürzen und Pfirsichblüten berauschten die Liebenden.
    Seit Zarahs und Mustafas Tod waren zwei Monde ins Land gegangen. Die Familie der Abenzeras hatte sich beruhigt, die Gerüchte im Harem waren verstummt. Blodwen war wieder eine Harfnerin wie jede andere, und es kam sogar vor, dass sie ihr Instrument ein paar Stunden aus den Augen ließ. Anscheinend glaubte sie selbst bald nicht mehr an die Töne, die es in zwei magischen Nächten gesponnen hatte. Die kleine Yasmina blühte auf unter Ayeshas Pflege und Unterweisung. Sie entwickelte sich zu einem hübschen und vor allem klugen kleinen Ding, konnte bereits Lesen und Schreiben und brannte darauf, die Harfe spielen zu lernen. Blodwen unterrichtete sie gutwillig.
    »Jetzt feiern wir erst mal Ayeshas Hochzeit«, antwortete Beatriz ausweichend.
    Der Emir hatte Ayesha die Freiheit geschenkt, ihr aber die Gunst gewährt, noch bis zu ihrer Heirat im Harem der Alhambra zu bleiben. Hier würde auch das Fest der Frauen stattfinden, traditionell eine ausgelassene Feier, bevor die Braut das Haus der Eltern verließ und in den Harem ihres Gatten überwechselte. Dort fand dann ein weiteres Fest statt, bei dem die Braut aber nichts anderes zu tun hatte, als neben ihrem Gatten abzuwarten, bis alle Geschenke abgegeben und die Männer ausreichend gefeiert und getrunken hatten, um das Brautpaar gehen zu lassen.Das Trinken verbot der Koran eigentlich, aber in Al Andalus sah man das nicht gar so eng. Der Wein war zu gut und die Sonne zu heiß, um den Gaumen austrocknen zu lassen.
    »Denk dir, Ayesha wird auf einem weißen, reich geschmückten Maultier zum Haus ihres Mannes reiten wie ein reiches Mädchen«, erzählte Beatriz, um Amir abzulenken. »Und die sagenhafte Khalida wird zur Hochzeit erwartet! Ayesha freut sich, als käme ihre eigene Mutter ...«
    Beatriz redete wie ein Wasserfall, um das Thema ja nicht mehr auf ihre eigene Hochzeit kommen zu lassen. Aber den Gedanken daran konnte sie nicht abschütteln. Ayesha würde eine mütterliche Freundin bei sich haben. Aber bei Beatriz’ Vermählung würde niemand von ihrer Familie anwesend sein. Undenkbar, ihren Vater aus Kastilien in die maurische Feste kommen zu lassen. Er würde ihre Wahl auch niemals billigen ...
    Ach, sie sollte sich auf ihre Hochzeit freuen! Aber der Gedanke daran legte sich eher wie ein Albdruck auf ihre Brust, je näher die Entscheidung rückte.
    Heute drang Amir jedoch nicht weiter in sie. Er spürte ihre Bedenken, auch wenn er sie sich nicht erklären konnte. Beatriz liebte ihn, sie würde seine einzige Gemahlin sein. Was, um Allahs willen, wollte sie noch?
    Ayesha war eine wunderschöne Braut, und es gab kein einziges Mädchen im Harem, das sich nicht für sie freute. Alle tanzten und sangen und wünschten ihr Glück, die Musiker spielten in allen Teilen des Harems auf, und die Küchen überboten sich in der Herstellung erlesenster Leckereien. Ayeshas engste Freundinnen halfen beim Anlegen der traditionellen sieben Brautschleier. Es war eine vergnügliche Angelegenheit mit frivolen Anspielungen und viel Gekicher – nicht im Entferntesten vergleichbar mit jener beklemmendenAtmosphäre im Hause Al Khadiz, als man Beatriz damals für die erste Begegnung mit Mammar geschmückt hatte. Beatriz bemühte sich, nicht mehr daran zu denken, wie Susanna ihr damals die sieben Schleier angelegt hatte. Wenn man sie für die Hochzeit mit Amir ankleidete, würde es genau so lebhaft und lustig zugehen wie jetzt. Oder doch nicht? Würden die anderen Mädchen ihr nicht voller Neid und Missgunst begegnen? Schließlich hatte sie erreicht, was alle anderen hier anstrebten. Nein, sie konnte sich an die Einrichtung des Harems nicht gewöhnen, und sie würde es auch niemals können!
    Insofern wartete sie auch voller Spannung auf das Erscheinen der berühmten Khalida. Immerhin eine Frau, die außerhalb des Harems lebte, und das offensichtlich recht gut. Beatriz hatte sich unter der alten Odaliske immer eine rundliche, mütterliche Frau vorgestellt und war nun überrascht, als sie einer zwar alternden, aber nach wie vor rassigen Schönheit gegenüber stand. Khalida war gertenschlank, hielt sich majestätisch und versteckte ihre Falten hinter raffinierter Schminke und sorgsam ausgewählten und drapierten Gaze-Schleiern. Zu ihrer Zeit musste sie eine seltene Schönheit gewesen sein, noch immer zogen ihre leuchtend blauen Augen alle Blicke auf sich. Früher hatte sie blauschwarzes Haar gehabt, das heute

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