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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Amir gedachte, ihren Einzug in die Alhambra zu einem großen, erhebenden Erlebnis zu gestalten. Sie sollte nicht wie eine Sklavin, sondern wie eine Prinzessin in seine Gemächer geleitet werden. Irgendwann, so hoffte er, würde sie die Alhambra ebenso lieben wie er. Irgendwann sollte sie sich auch zu seinem Glauben bekennen. Und dann würde er sie zur Frau nehmen ...
    Mit einem glücklichen Lächeln sah er sie an.
    »Es scheint, Ihr freut Euch, wieder nach Hause zu kommen«, meinte Beatriz bissig. »Wartet Euer Harem bereits auf Euch?«
    Amir lachte. »Die Damen werden zweifellos entzückt sein! Aber zuerst werden wir Euch zu Eurer Unterkunft geleiten ...«
    Beatriz antwortete nicht. Noch einmal ritt sie eine Stunde lang schweigend und grübelnd neben Amir, bis sie endlich die Stadttore Granadas erreichten. Die Menschen, die ihnen auf dem Weg begegneten, grüßten ehrerbietig. Obwohl ihre Schönheit völlig unter dem Tschador verborgen war, warfen sie Beatriz bewundernde Blicke zu. Anscheinend war es nicht häufig, dass sich eine ›Sayyida‹, wie man die Haremsdamen offensichtlich nannte, unter das gemeine Volk verirrte.
    Amir und seine Männer wollten die Stadttore mit raschem Gruß passieren, aber während sie noch ein paar freundliche Worte mit den Wächtern wechselten, kam ein Mann aus dem Inneren der Stadt auf sie zu galoppiert. Offensichtlich erfreut, Amir zu sehen, überschüttete er ihn mit einem Wortschwall.
    Amirs vorher gelöste Züge wurden ernst.
    »Es tut mir Leid, meine Schöne, aber ich kann Euch nicht weiter begleiten wie versprochen«, wandte er sich an Beatriz. »Ich werde in den Palast befohlen, es ist wichtig. Aber fürchtet Euch nicht. Hammad bleibt bei Eurer Garde, Euch wird nichts geschehen.«
    Beatriz fühlte erneut Panik in sich aufsteigen. »Ihr wollt mich allein lassen? Hier, zwischen all den ...«
    »Ungläubigen?«, lachte Amir. »Daran werdet Ihr Euch gewöhnen müssen.«
    Beatriz fühlte allen Stolz von sich abfallen. Der Gedanke, völlig allein in dieser fremden Stadt zu sein, in der niemand ihre Sprache verstand, in der man sie einsperren und verkaufen wollte, ging über ihre Kraft. »Bitte ...«, flüsterte sie, »bitte, ich ... ich habe Angst ...«
    Der junge Maure schaute zuerst verwundert, aber dann würde sein Ausdruck weich. Fast zärtlich versenkte er den warmen, braunen Blick in ihre angsterfüllten Meeraugen.
    »Fürchte dich nicht«, sagte er sanft. »Auch wenn ich nicht bei dir sein kann, ich passe auf dich auf. Ich lasse dich nicht allein. Dir wird nichts geschehen ...«
    Damit wendete er abrupt sein Pferd und galoppierte hinter dem Boten den Berg hinauf – in Richtung der gewaltigen, bedrohlich über der Stadt thronenden Festung Alhambra.

Drittes Kapitel
    Noch ganz aufgewühlt von dem plötzlichen Abschied von ihrem Entführer, folgte Beatriz Hammad durch die geschäftigen Straßen der Hauptstadt. Granada schien ein einziger, großer Markt zu sein. Es gab ganze Straßenzüge, in denen nur edle Stoffe angeboten wurden, andere, in denen Töpfer öder Waffenschmiede ihre Waren feilhielten – und irgendwie schwante es Beatriz, dass es auch spezielle Plätze für den Handel mit Sklaven geben musste.
    Immerhin brachten alle Bürger der Stadt Beatriz äußerste Ehrerbietung entgegen. Amirs Männer hielten stets eine Gasse für sie frei und geleiteten sie sicher auch durch die überfülltesten Straßen. Schließlich erreichten sie ein großes Eckhaus, hinter dem sich zu Beatriz’ Schrecken der Sklavenmarkt befand. Sie erhaschte einen Blick auf eine Gruppe riesiger Schwarzer, die auf einem Podium standen und angepriesen wurden, sowie ein paar scheue, junge Mädchen, die ängstlich den Schleier vors Gesicht hielten. Bestimmt eher Hausmädchen als ›Blüten des Harems‹ ...
    Doch bevor Beatriz mehr sehen konnte, bedeutete Hammad ihr vor einer Tür stehen zu bleiben. Während einer der Männer anklopfte, half er dem Mädchen vom Pferd.
    Der Mann, der die Tür öffnete, war offensichtlich ein Diener. Er verneigte sich vor Hammad und anschließend noch einmal und fast noch beflissener vor Beatriz. Dann ließ er sie ein. Sie standen in einem geräumigen Innenhof, der um eine runde Pferdetränke herum errichtet worden war. Knechte nahmen ihnen die Pferde ab, und Hammad bedeutete Beatriz, ihm zu einer weiteren Pforte ins Innere zu folgen. Erneut ein Hof, aber diesmal ohne Ställe und geschäftig herumeilendes Personal. Anstelle der Tränkegab es Springbrunnen und lang gezogene,

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