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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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machte dann ein weiteres Angebot. Beatriz hätte schreien können. Sie meinte nun zu wissen, warum ihr Entführer anwesend war. Hammad gedachte, den Preis hochzutreiben!
    Beatriz schleuderte ihm aquamarinblaue Blitze entgegen.
    Die Männer im Hof applaudierten zuerst, wurden dann aber still, als weitere Gebote ausgesprochen wurden. Die Meldungen wurden spärlicher, dafür aber vom Publikum mit Spannung erwartet. Offensichtlich waren Summen erreicht, die auch den hier versammelten Reichen den Schweiß auf die Stirn trieben. Al Khadiz jedenfalls schwitzte heftig, er war inzwischen hochrot im Gesicht und rang die Hände. Trotzdem gab er noch ein Gebot ab. Erneut konterte Hammad. Al Khadiz verbarg das Gesicht in den Händen. Für ihn schien das Limit erreicht. Beatriz verspürte vage Erleichterung. Wenigstens das Bett dieses Mannes würde ihr erspart bleiben. Die verbleibenden Interessenten saßen in der Mitte des Hofes. Beatriz konnte ihre Gesichter nicht sehen, aber sie schienen zumindest jünger zu sein als der Greis. Einer von ihnen wirkte allerdings unförmig dick.
    Er machte das nächste Gebot. Und nun schien es ernst zu werden. Ibn Saul wiederholte die Summe zweimal und setzte zur dritten Wiederholung an. Beatriz zitterte unkontrolliert.
    Hammad hob zögernd die Hand. Ibn Saul begrüßte das überschwänglich.
    Al Khadiz konnte sich nicht bezähmen. Seine Hand schien wie von unsichtbaren Fäden nach oben gezogen. Leise und heiser stammelte er ein Gebot. Ibn Saul wiederholte es laut.
    »Zum Ersten ... zum Zweiten ...«
    Der Bieter neben dem Dicken zeigte ein fast unmerkliches Kopfnicken. Dann rief er eine weitere Summe in den Hof.
    Al Khadiz brach über dem Tisch zusammen. Er war geschlagen, offensichtlich hätte er sich schon mit dem letzten Angebot fast ruiniert. Auch Hammad schüttelte fast bedauernd den Kopf. Der Mann musste ein Vermögen geboten haben.
    Auch Ibn Saul schien sicher zu sein, dass damit der Zuschlag erfolgen würde. Er leierte sein »Zum Ersten ...« ungewohnt schnell herunter.
    Dann aber wurde er im letzten Augenblick unterbrochen.
    Der Mann am Tisch neben Al Khadiz hob lässig die Hand.
    Ibn Saul blieb der Mund offen stehen. Fassungslos blickte er an Beatriz herunter, unfähig, die Summe zu erfassen, die der Mann da für ein einziges, rotblondes Mädchen bot. »Er hat ...«, flüsterte er, »... er hat das letzte Gebot verdoppelt!«
    Beatriz erlebte wie in Trance, dass die beiden Eunuchen sie wieder in die Sänfte schoben und den aufgeregtenMädchen Peri und Mariam übergaben. Die zwei sollten dafür sorgen, dass sie umgekleidet und für die Reise mit ihrem neuen Herrn vorbereitet wurde.
    Sein Name, so erfuhr sie, war Achmed ibn Baht, ein schwerreicher Kaufmann aus Al Mariya. Offensichtlich besaß er aber auch ein Haus in Granada, denn Beatriz sollte heute noch in ihren neuen Harem umziehen.
    Das Mädchen war zunächst wie betäubt, aber als die Zofen sie erneut schminkten und parfümierten, brodelte Zorn in ihr hoch.
    Verkauft! Versteigert wie ein Pferd aus dem Stall ihres Vaters! Wo war Alvaro Aguirre? Und wo steckte der hinterhältige Maure, der ihr mit so schönen Worten Mut gemacht und sie dann schmählich im Stich gelassen hatte? Natürlich, jetzt wusste sie, worauf all das abgezielt hatte! Er hatte sie ruhig halten, in Sicherheit wiegen wollen, damit sie sich freiwillig zur Schlachtbank zerren ließ, statt auf dem Podium zu schreien und zu toben! Und zuletzt dieser, der den Preis hochdrückte und dann auch noch die Stirn hatte, ihr bedauernd zuzublinzeln!
    Aber Achmed ibn Baht würde keine Freude an ihr haben! Eher kratzte sie ihm die Augen aus, als dass sie ihm erlaubte, sie zu schänden. Sie würde Diego treu bleiben, bis in den Tod. Sie würde als Märtyrerin für ihre Liebe sterben. Aufrecht, furchtlos ... Beatriz Aguirre brach in Tränen aus.

Fünftes Kapitel
    Ibrahim Ibn Saul verabschiedete seine ›Blume Kastiliens‹ überschwänglich. Er hatte einen ungeahnten Profit eingefahren, den er natürlich mit ihren Entführern teilen musste. Der kleine ›Ghazu‹ nach Kastilien hatte die Männer reich gemacht. Das für Beatriz bezahlte Geld entsprach dem Wert zweier Landgüter. Alvaro Aguirre hätte sie insofern gar nicht auslösen können, der Preis hätte seine Mittel weit überschritten. Beatriz tröstete das nicht. Sie weinte viele Stunden lang, was ihren Aufbruch natürlich verzögerte. Peri und Mariam waren außer sich, dass die Tränen ihr Make-up verdarben, und auch als sie

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