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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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sieht, welchem Ungeheuer ich da meine Jungfräulichkeit opfern soll!«, ereiferte sich Beatriz. »Euer hochedler Herr kann sein Spielzeug nicht haben, also nimmt er sich ein anderes und macht es kaputt! Erlaubt das Euer Koran? Und warum kann sich diese Ambar ihm nicht einfach auch verweigern?«
    Darja, eins der anderen Mädchen, schüttelte den Kopf. »Ambar war eine Küchensklavin. Der Herr hat sie erhoben. Sie konnte sich nicht wehren. Du scheinst nicht zu begreifen, in welcher privilegierten Stellung du hier lebst. Eigene Räume, Bäder, Luxus – der Herr kann dir das alles nehmen, wenn er will, Beatriz. Noch spielt er dein Spiel mit, aber du kannst da enden, wo Ambar angefangen hat. Willst du Wasser tragen oder Gemüse putzen? Willst du Henna-Ranken auf die Füße der Odalisken zeichnen? Du hättest kein leichtes Leben, kleine Kastilierin. Noch wirst du beneidet und gefürchtet, aber von vielen auch schon gehasst. Wenn der Herr dich verstößt, wirst du in den untersten Rängen des Harems landen.«
    »Ich bin nicht erpressbar! Wenn ich dienen muss, diene ich, wenn ich sterben soll, sterbe ich! Aber ich bleibe mir selbst und Diego treu. Was immer ihr sagt. Und was immer dieser Sklaventreiber tut, den ihr euren Herrn nennt.« Beatriz’ Augen sprühten Funken der Entschlossenheit.
    »Es gibt Schlimmeres als den Tod«, sagte Darja leise. »Ich wünsche es dir nicht, Beatriz.«
    Mammar al Khadiz hatte es längst aufgegeben, Beatriz mit Leckereien zu umwerben. Konsequent hatte sie es bislangabgelehnt, sich von ihm auch nur zu Genüssen des Gaumens verführen zu lassen.
    »Ich tafele nicht mit einem Mann, der sich mein Gebieter nennt!«, erklärte sie. »Ich bin kein Pferd, das Ihr füttert, kein Hündchen, das sich vor Euch zu Boden wirft, nur weil Ihr mit einem Knochen wedelt. Ich bin nicht käuflich, Herr !«
    Als Beatriz diesmal jedoch in Mammars Gemächer geführt wurde, stand eine edle Glaskaraffe auf dem Tisch, daneben zwei funkelnde Pokale.
    »Meine Schöne, ich kann und will dich nicht zurück nach Kastilien lassen. Aber heute habe ich ein Stück Kastilien für dich hergeschafft. Lass dir ein wenig vom Wein deines Landes kredenzen. Eingefangene Sonne aus den Weingütern deines Vaters.«
    Mammar lächelte Beatriz einladend zu und ließ goldgelben Wein in einen der Pokale fließen. Beatriz konnte sich nicht bezähmen. Im Harem wurden zwar die erlesensten Speisen gereicht, aber der Genuss von Alkohol war gläubigen Muslimen verboten. Die einzigen berauschenden Getränke, die den Mädchen zugänglich waren, bestanden in einem Opiumtrank, der schwer war und einem die Sinne raubte, sowie einem leichten Dattellikör. Der fiel streng genommen zwar auch unter das Alkoholverbot, aber hier schien der Islam ein Auge zuzudrücken. Beatriz hatte beide Getränke bislang abgelehnt. Sie fürchtete den Opiumrausch, und sie mochte den widerlich süßen Geschmack des Likörs nicht auf der Zunge.
    Aber dies hier – Wein! Die Augen schließen und die Ländereien ihres Vaters wieder vor sich sehen. Eine winzige Flucht ... Beatriz griff nach dem Pokal. Die Weinberge Kastiliens standen vor ihrem Auge, als sie langsam daran nippte und das flüssige Gold den Gaumen benetzte.
    »Noch etwas?« Mammar al Khadiz hatte seinen Pokalmit einem Zug geleert, glücklich, endlich etwas gefunden zu haben, das Beatriz’ ablehnende Haltung lockerte.
    Beatriz schüttelte den Kopf. Sie hatte erst einen Schluck genossen, und sie wollte auf keinen Fall in einen Rausch geraten. Langsam führte sie den Kelch noch einmal an die Lippen.
    Wann hatte sie das letzte Mal Wein genossen? O ja, am Vorabend der Jagd, als sie mit Diego de Ciento tafelten. Sie hatte mit ihrem Geliebten den Teller geteilt, und er hatte ihr Wein von seinen Gütern kredenzt.
    »So süß, meine Geliebte, so golden. Aber nicht so süß wie deine Lippen, nicht so golden wie dein Haar ...«
    Beatriz seufzte. In ihrem Traum ließ sie zu, dass Mammar ihre Schultern umfasste, ihren Nacken liebkoste und den Schleier vor ihrem Gesicht löste.
    »So ist es bequemer, mein Glück. Nimm noch einen Schluck, der Wein wird dich entspannen.« Mammar betrachtete das gelöste Gesicht des Mädchens, das leichte Lächeln auf den Lippen. Heute würde er sie nehmen, heute gab sie endlich nach ... Nervös füllte der Maure noch einmal sein Glas. Allah würde ihm verzeihen. Auch Mohammed der Prophet hatte die Frauen geliebt.
    »Erzähl mir von deinem Land, meine Schöne ...« Mammar kämpfte um Geduld. Er

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