Schleier des Herzens (German Edition)
Ihr Fleisch reagierte auf sein Drängen, sie fühlte, wie sie feucht wurde, wie aus dem verzweifelten Aufbäumen ein wildes Begehren wurde. Schließlich gab sie es auf, überließ sich seinen forschenden Lippen – und dann auch seinen Händen, die streichelnd über ihre Haut fuhren, kleine Kreise um ihre Brustwarzen malten, sich ihrer Scham entgegentasteten ...
»Lasst mich ...« Beatriz versuchte zu schreien, doch der Atem verließ sie. Sie kämpfte um ihre Fassung, trat nach ihrem Peiniger, aber Mammar nahm das nur zum Anlass, nun auch die Innenseite ihrer Schenkel zu küssen und zu berühren. Seine Hände konnten zart und sanft sein – aber auch eisenhart werden, wenn sie sich erneut widersetzte. Als er schließlich in sie eindrang, schluchzte Beatriz all ihren Schmerz über die Schande der Unterwerfung hinaus. Sie wandte heftig den Kopf ab, als Mammar sie küssen wollte, versuchte nochmals, ihn abzuwerfen, aber folgte ihm dann doch durch den wilden Wirbel der Vereinigung.
»War es so schlimm?«, fragte Mammar vorsichtig lächelnd, als sie sich schließlich, erschöpft und leise weinend, in einer Ecke des Bettes zusammenkrümmte. Seine farblosen Augen umfassten sie in einer Mischung ausLiebe und Triumph. Der Blick eines Siegers. »Ich hatte den Eindruck, es hat dir gefallen. Konntest du mich zum Schluss nicht doch ein bisschen lieben?« Mammar griff erneut nach ihren Schenkeln.
Beatriz stieß ihn weg, richtete sich auf und funkelte ihn an. »Ich hasse Euch, Mammar von Khadiz, ich hasse Euch!«
Mammar erwachte mit rasenden Kopfschmerzen. Sie wurden noch schlimmer, als die Erinnerung an die Nacht zuvor Besitz von ihm ergriff. Was hatte er getan? Gut, der Wein war eine lässliche Sünde. Aber wie hatte er sich so weit gehen lassen können, Beatriz mit Gewalt zu nehmen? Beatriz, die einzige Frau, nach deren Liebe er sich mit allen Fasern seines Herzens gesehnt hatte ... Jetzt hockte sie, die zerfetzten Reste ihrer Kleidung wie zum Schutz an ihren Körper gepresst, am Rand des Bettes. Ihr Blick schnitt stahlblau und kalt wie das Nordmeer in sein Herz.
»Guten Morgen, mein Herr ...« Sie spuckte ihm die Worte entgegen. »Habt Ihr die Wonnen der Nacht genossen? Soll ich Euch gleich wieder angehören? Oder wollt Ihr, dass ich erneut angekleidet werde, damit Ihr nochmals die Freude habt, mir die Schleier vom Leib zu reißen?«
Mammar rieb sich die Schläfen.
»Verzeih mir ...«
»Oh, es gibt nichts zu verzeihen. Ihr habt nur genommen, was Euch gehörte. Wein gegen den Durst, Fleisch gegen den Hunger ... ich hoffe, Ihr seid gesättigt, mein Herr .«
»Beatriz, ich wollte nicht ...«
Beatriz schnaubte. »Und ob Ihr es wolltet! Entschuldigt Euch nicht, eine Hure bittet man nicht um Verzeihung, eine Sklavin erst recht nicht.«
»Beatriz ...« Mammar näherte sich ihr und wartete darauf, dass sie zurückschreckte, aber Beatriz rührte sich nicht. Kalt wie Eis blieb sie sitzen, ließ zu, dass er mit zitternden Fingern ihre Wange berührte. »Beatriz, ich liebe dich!«
»Liebt mich oder hasst mich, mir ist es gleich. Ihr könnt meinen Körper haben. Offensichtlich kann ich Euch ja nicht daran hindern. Aber meine Seele werdet Ihr nie besitzen. Meine Seele wird weit weg sein. Also, bringen wir es hinter uns. Ist es so recht?«
Beatriz legte gelassen ihre Kleider zur Seite und drapierte sich auf dem Bett, die Arme neben sich ausgestreckt, die Augen geschlossen.
Mammar al Khadiz sah ihren vollkommenen Körper, die weiße Haut, die runden Schultern, die schwellenden Brüste und festen Schenkel. Die Spalte der Verheißung zwischen ihren Beinen.
Er konnte sie haben. Sie würde sich nicht wehren. Er war am Ziel.
Der Greis wartete darauf, dass sich sein Geschlecht regte. Aber er fühlte nichts mehr als ein vages Bedauern. Ihre Wildheit, ihre Kraft – alles, was er an ihr liebte, hatte er in der letzten Nacht getötet.
Mammar al Khadiz stöhnte auf.
»Was ist jetzt, mein Herr?«, fragte Beatriz höhnisch. »Wollt Ihr nicht oder könnt Ihr nicht? War die letzte Nacht zu viel für Euch?«
Mammar wandte sich ab.
»Du kannst gehen«, sagte er leise. »Ich werde dich nie mehr anrühren.«
Beatriz meinte ein Schluchzen zu hören, als sie den Raum hocherhobenen Hauptes verließ. Sie mochte ihre Unschuld verloren haben, aber nicht ihre Ehre.
Tatsächlich ließ Mammar al Khadiz sie nie wieder rufen. Ebenso wenig wie die kleine Ambar. Die Wochen nach der Nacht mit Beatriz verbrachte er in Enthaltsamkeit, reuend und fastend.
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