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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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wünschte sich nichts mehr, als diesen Ausdruck der völligen Gelöstheit und Wonne auf ihre Züge zu zaubern. Aber wenn er sie in seine Räume rief, erschien nur ein abwehrendes, wütendes Geschöpf mit kalten, dunklen Augen. Bildschön unter den Schleiern, aber unwillig, ohne Kampf auch nur einen einzigen davon abzulegen. Gut, manchmal gelang es ihm, sie sekundenlang zu überlisten, ihr ein Zeichen der Erregung abzuringen, wenn er goldbesetzte Gürtel um ihre zarte Taille wand oder Juwelen in ihr Haar knüpfte. Ihr ganzer Körper schrie ja danach, erweckt zu werden – nur ihre Seele war kühl und unnahbar. Was aber nützte es, wenn er sie einen Herzschlag lang weich und sinnlich werden sah, wenn sein Geschlecht sich ihr mit lange nicht mehr gespürter Macht entgegenreckte – nur um dann unterSchmerzen verkümmern zu müssen, weil sie ihn mit einer Wut abwehrte, die nicht ihresgleichen hatte. Beatriz raubte Mammar seine Kraft und seinen Schlaf. Seit Tagen hatte er sich nicht mehr aufraffen können, im Palast seiner Arbeit nachzugehen, Geschäftspartner und Freunde zu empfangen oder die politischen Ränke zu schmieden, für die der Wesir bekannt war. Mammar erwachte mit dem Gedanken an Beatriz und verlor in der Nacht mit ihrem Namen auf den Lippen die Besinnung – mitunter in den kundigen Armen einer erfahrenen Odaliske, deren Bemühungen um seine Lust ihn zu Tode erschöpft hatten. Öfter über dem zitternden Körper der kleinen Ambar, das Gesicht verborgen in ihrem rotblonden Haar.
    Als Beatriz vier Wochen in Mammars Harem lebte, bat sie eine kleine Abordnung der anderen Sklavinnen um eine Unterredung. Beatriz wusste inzwischen, was sich gehörte. Sie hieß Susanna, sie schicklich anzukleiden, wies die Eunuchen an, Getränke und Gebäck zu bringen, und forderte die drei besorgt wirkenden, ebenfalls förmlich gekleideten Mädchen auf, auf den Kissen in ihrem Wohnraum Platz zu nehmen. Susanna gesellte sich als Übersetzerin zu ihnen, denn noch immer war Beatriz’ Wortschatz des Arabischen äußerst beschränkt.
    »Wir ... kommen in einer etwas heiklen Angelegenheit«, begann Fatima, eine schöne, unzweifelhaft in allen Künsten des Harems bewanderte Odaliske in mittlerem Alter. »Es geht um dich und unseren Herrn.«
    »Hat er euch geschickt?«, fuhr Beatriz auf. »Das ist doch wohl die Höhe! Der Mann lässt keine Peinlichkeit aus, wenn er schon andere Frauen zu meinen Zuhältern bestimmt.«
    Fatima schüttelte sanft den Kopf. »So ist es nicht, Mädchen, uns hat niemand geschickt. Bitte, du musst uns anhören.So geht es nicht weiter. Beatriz – ein hübscher Name übrigens. Hat er eine Bedeutung? – Beatriz, du musst dich dem Herrn hingeben!« Fatima sah Beatriz beschwörend an.
    »Ich muss gar nichts!« Beatriz warf stolz den Kopf zurück. »Euer Koran erlaubt mir, mich zurückzuhalten. Ich brauche niemandem gegen meinen Willen zu gehören!«
    Fatima nickte. »Das ist richtig. Aber der Koran gebietet auch Barmherzigkeit. Und was du tust ... Beatriz, du machst ihn verrückt! Mammar ist nicht mehr Herr seiner selbst, du raubst ihm die Sinne. Und wir müssen es ausbaden ...«
    »Ihr müsst es ausbaden?« Beatriz runzelte die Stirn. »Was habt ihr denn damit zu tun?«
    Fatima schlug die Augen gen Himmel. »Mädchen, es kann dir doch nicht entgangen sein, dass der Herr bei einer anderen Befriedigung sucht, wenn du ihn immer wieder zurückstößt!«
    »Na und?«, fragte Beatriz höhnisch und zuckte die Schultern. »Ich denke, es ist eine Ehre für euch, von ihm erwählt zu werden. Gibt es euch doch jedes Mal die Möglichkeit, mit eurem erlauchten Herrn ein Kind zu zeugen und damit womöglich zu seiner Gemahlin erhoben zu werden. So hat man es mir jedenfalls erzählt. Also freut euch, und lasst mich in Ruhe.«
    Fatima zwang sich zur Geduld. »Es ist richtig, Beatriz, dass wir dem Herrn gern unsere Gunst gewähren. Es ist unser größtes Anliegen, ihn zufrieden zu stellen, und wenn Allah diese Verbindung dann noch mit einem Sohn segnet, sind wir reich beschenkt. Aber das ist es ja gerade: Seit Mammar nur noch Augen für dich hat, gelingt es keiner mehr, ihm Lust zu schenken! Die Einzige, bei der seine Flamme überhaupt noch auflodert, ist dieses Kind Ambar, das nur noch weinend und wund an den Rockzipfelnseiner Mutter hängt. Ambar ist zu jung, es zerstört sie. Wenn du deinem Stolz also nicht aus Barmherzigkeit gegenüber unserem Herrn entsagen kannst, so tu es für dieses Mädchen.«
    »Woran man schon wieder

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