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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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›alle‹?«, stammelte Mustafa. »Willst du damit sagen, dass jeder es weiß?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, Genaueres wissen nur deine Leidensgefährten. Zwei der Eunuchen, vier oder fünf Mädchen. Aber die anderen reden natürlich. Du weißt, wie es im Harem ist, viele Geheimnisse gibt es nicht ...«
    »Aber die dunkelsten bleiben ungelüftet ...«, sagte Mustafa. »Gnade uns Gott.«
    Beatriz fand ihren kleinen Freund am Morgen verändert, Léon wirkte verängstig, fahrig, über seiner rechten Augenbraue lag eine Platzwunde.
    »Wo hast du dir denn das zugezogen?«, erkundigte siesich. Die Frage nach der Verletzung erschien ihr unverfänglich.
    Mustafa murmelte etwas von einem Stolpern auf der Stiege zur Küche. Beatriz schüttelte den Kopf. Die Wunde sah aus wie ein Peitschenhieb. Aber wer konnte den Jungen geschlagen haben?
    Beunruhigt grübelte sie darüber nach, während sie ihr Kind stillte. Der kleine Alvaro war nach wie vor ihre ganze Freude. Mit glücklich geschlossenen Augen gab sie sich der Lust hin, seine kleinen, rosigen Lippen an ihrer Brust zu spüren. Sie beachtete es nicht, als jemand fast lautlos die Tür öffnete. Wahrscheinlich Susanna ...
    »Wie glücklich wäre ich, könnte ich jetzt an Stelle Eures Sohnes sein ...«
    Die leise Stimme des Emirs.
    Beatriz setzte sich so schnell auf, dass das Baby beinahe ihren Armen entglitten wäre. Sie wollte sich bedecken, aber Ali brüllte protestierend auf. Er war noch nicht satt, sie konnte ihm unmöglich die Milchquelle entziehen. Verlegen versuchte sie, Kind und Brust unter einem Schleier zu verbergen.
    Die dunklen Augen des Emirs blickten sie bittend und verlangend an.
    »Sei nicht so grausam, meine Sonne! Gönne mir den Blick auf die schönste Landschaft, die Granada zu bieten hat. Sanft geschwungene Hügel, ein süßes Tal, ein Kind, das sich an der Milch der Liebe labt. Nichts daran braucht Ihr schamhaft zu verbergen ...«
    »Ach, nein?«, fuhr Beatriz ihn an. »Wozu gewährt Ihr mir private Gemächer, wenn Ihr mir doch keine Ruhe darin gönnen wollt? Ist das Eure Vorstellung von Achtung und Diskretion? Sagtet Ihr nicht neulich noch, ich sollte mich in meinen Räumen sicher fühlen? Aber ich vergaß, Ihr brecht Eure Versprechen ja ständig ...«
    »Ich wollte ungestört sein, meine Morgensonne. Und ich wollte dich nicht zu mir befehlen lassen wie eine Sklavin. Aber sei gewiss, du bist hinter verschlossenen Türen genau so sicher vor mir wie überall sonst. Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht berühren werde ...«
    »Du hast auch gesagt, du würdest keine Befriedigung in den Armen einer anderen suchen, bevor ich mich für oder gegen dich entschieden habe ...« Beatriz setzte das Baby an ihre andere Brust.
    Schwindelig vor Begehren betrachtete Amir, wie es zielstrebig die Lippen um die einladend weiche Knospe schloss, wie seine winzigen Finger den rosafarbenen Hof liebkosten.
    »Beatriz, das mit Zarah ... Das ist etwas anderes ...«, sagte er leise.
    Beatriz schnaubte. »Ach ja? Weil sie deine Gattin ist? Und ich nur eine Konkubine?«
    »Weil jeder Mann verloren ist, wenn sie nach ihm greift ...«
    Amir schlug die Augen nieder.
    Beatriz lachte bitter. »Was seid ihr doch für ein schwaches Geschlecht«, höhnte sie. »Und immer eine Entschuldigung parat: Diese Frau wollte nicht, also nahm ich eine andere. Es war gerade keine willige Frau da, also zwang ich ein Mädchen zur Liebe. Es gab keine Erwachsene, also nahm ich ein halbes Kind. Und da fühlt ihr euch auch gar nicht schuldig. Schließlich habt ihr ja ein Recht auf eure Befriedigung. Fragt jemand nach den Frauen?«
    Amir hob den Blick, und Beatriz sah in ein blasses, gequältes Gesicht. Unter seinen ernsten, dunklen Augen lagen tiefe Schatten, seine klaren, falkenhaften Züge wirkten hart und erschöpft.
    »Wirke ich so ungemein befriedigt?« fragte der Emir. »Sehe ich aus als trüge ich leicht an meiner Schuld? Beatriz,ich liebe dich. Nur du bist es, nach der ich mich verzehre, nur du. Zarah ...«
    »Was macht sie denn, die gute Zarah?«, erkundigte sich Beatriz spöttisch. »Fesselt sie dich mit Eisenketten?«
    Das Kind hatte seine Mahlzeit inzwischen beendet und war an der Brust seiner Mutter eingeschlafen. Beatriz nahm es sanft ab und legte es vorsichtig in sein Bettchen.
    »Es gibt kältere Ketten als Eisen ...«, flüsterte Amir.
    »Oder heißere!« Beatriz wollte ihr Gewand schließen, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie griff nach einem Tiegelchen mit

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