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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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hätte er Gunnars Handschrift in dieser Sache erkennen müssen. „Wahrhaftig, Gunnar, das taten sie. Als das Schwert eintraf, wusste ich, dass er es ernst meinte, denn ich habe es noch nie außerhalb der Halle in Hultaby gesehen.“
    „Du hast genauso reagiert, wie ich es ihm versprochen habe.“
    „Also hattest du bei dieser ganzen Aussöhnung die Hand im Spiel?“
    In dem Moment kam Margriet wieder zu ihnen herüber und unterbrach das Gespräch. Rurik würde es zu Ende führen müssen, bevor er sich mit seinem Vater traf.
    „Ihr kennt meinen Vater gut, Rurik?“, fragte sie.
    „Ich habe ihn als kleiner Junge kennengelernt, als ich noch bei meinem Vater lebte“, erwiderte er. Ein unangenehmes Gefühl kroch ihm den Rücken hinauf, als er sich ihrer möglichen Reaktion auf seine Abstammung bewusst wurde.
    „Und jetzt, wo du zurückgekehrt bist, werden wir in vielen Dingen, die deinen Vater betreffen, zusammenarbeiten.“
    Um zu begreifen, was Rurik in seinen Gesprächen ausgelassen hatte, brauchte sie ungefähr genauso lange wie er, um ihre Sünde zu verstehen. Aber sie stellte die Frage trotzdem.
    „Du kennst seinen Vater?“, fragte sie Gunnar und sah Rurik dabei unverwandt an.
    „Ich habe die Ehre, für seinen Vater zu arbeiten, Margriet. Du weißt, dass ich Lord Erengisl diene. Und jetzt werde ich auch Rurik dienen.“
    Er erinnerte sich daran, dass er sich gefragt hatte, ob der Kopf eines Mannes explodieren könnte. Bei Margriets Anblick stellte er sich jetzt die gleiche Frage. Ihr Gesicht verfinsterte sich. Sie errötete. Ihre Lippen zitterten, als sie erkannte, dass er sie getäuscht hatte. Zum Teil hatte Rurik es getan, weil er nicht wollte, dass sie glaube, sie wäre nicht gut genug für ihn. Aber er hatte es auch zu seinem eigenen Schutz getan. Doch in ihrem Gesicht konnte er lesen, dass sie das nicht verstehen würde.
    In der Schlacht war es manchmal klug, sich zurückzuziehen und den Kampf auf einen anderen Tag zu verlegen. Rurik hielt das auch jetzt für das Beste und entschuldigte sich mit einer Verbeugung bei Gunnar. Im Augenblick konnte Margriet nichts tun. Aber Rurik war klar, dass sie ihm in dieser Hinsicht noch ihre Meinung sagen würde. Er wusste nur, dass er einiges würde erklären müssen, wenn es einmal so weit war.

17. KAPITEL
    Rurik ging den langen Gang entlang. Er war auf dem Weg zum großen Saal, wo sein Vater ihn erwartete. Auch wenn er ein formloseres und weniger offizielles erstes Zusammentreffen vorgezogen hätte, konnte er es nun nicht länger vermeiden. Man hatte ihm Boten mit der Einladung nach Orphir geschickt, sofort nach Kirkvaw zu kommen, wo sein Vater auf sein Erscheinen warte. Wenn der Earl of the Orkneys eine solche Botschaft schickte, ignorierte keiner diese Aufforderung, noch nicht einmal sein Sohn.
    So ging Rurik also, Sven und Magnus an seiner Seite und seine Männer aus Schottland hinter sich, um sich von demselben Mann willkommen heißen zu lassen, der ihn vor fast dreizehn Jahren fortgeschickt hatte. Während er so dahinlief, blickte er sich um und bemerkte die verschwenderische, aber klare Ausstattung des Gebäudes, das erst wenige Jahre alt war. Es passte zur Stadt und zu den Inseln und glich nicht den anderen Besitztümern seines Vaters, die den Reichtum und die Macht Erengisl Sunessons demonstrierten.
    Sie erreichten die Tür zu dem großen Raum und warteten dort, wie es Brauch war, bis man sie nach vorn rief, um den großen Lord Erengisl zu begrüßen. Rurik hielt den Atem an, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und wartete, dass man ihn rief. Der Herold nickte ihm zu, während er mit lauter Stimme, die durch den ganzen Saal hallte, rief: „Rurik, Sohn des Erengisl, tretet vor.“
    Unwillkürlich musste Rurik lächeln, während er ging, um sich von seinem Vater begrüßen zu lassen. So viele Jahre waren vergangen, eine solche Sehnsucht nach diesem Moment lag tief in seinem Innern begraben, dass er jetzt fürchtete, dieser Moment könnte zu schnell vergehen. Einige Menschen sprachen ihn an, als er vorüberging. Aber er konnte nur nach vorn schauen, wo mitten auf einem Podest ein großer Sessel stand.
    Und er sah den Mann in diesem Sessel.
    Wie es schien, hatte das Alter es mit seinem Vater gut gemeint. Er hatte nichts von seiner Energie verloren, die er besaß, als Rurik ihn das letzte Mal gesehen hatte und an die er sich noch gut erinnerte. Voller Autorität saß Erengisl in seinem Sessel. Rurik stieg die Stufen zu ihm empor und blieb oben stehen. Er erwiderte den

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