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Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen

Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen

Titel: Schlichte Geschichten aus den indischen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudyard Kipling
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jungen Buxton so weit, daß er seine Frau im ersten Jahre ihrer Ehe in der heißen Stadt zurückhielt. Infolgedessen starb die kleine Mrs. Buxton und das Baby mit ihr. Solange noch ein Regiment im Lande steht, wird man sich all dieser Dinge und der Frau Oberst erinnern.
    Aber nun zurück zum Obersten und Platte. Vom Ankleidezimmer aus ging jeder seiner Wege. Der Oberst aß mit zwei Geistlichen zusammen, und Platte ging zu einem Herrenessen mit nachfolgendem Whist.
    Man merke sich, wie leicht unheilvolle Verwicklungen entstehen. Hätte Plattes Sais der Stute nicht die neuen Geschirrpolster aufgelegt, dann hätten sich die Scharnierbänder nicht durch das mürbe Leder und die alten Polster in den Widerrist der Stute durchgedrückt, als sie morgens um zwei Uhr heimtrabte. Die Stute hätte sich nicht gebäumt, wäre nicht ausgebrochen, in den Graben gestürzt, hätte den Wagen nicht umgekippt und Platte im Bogen über die Aloehecke auf Mrs. Larkyns wohlgepflegten Rasen geworfen, und diese Geschichte wäre nie geschrieben worden. Aber die Stute hat all dies nun einmal getan. Und während Platte sich wie ein angeschossener Hase auf dem Rasen überschlug, flog Uhrsamt Riemen aus seiner Westentasche, wie der Degen eines Infanteriemajors beim feu de joie aus der Scheide, und rollte im Mondlicht weiter, bis sie unter einem Fenster liegen blieb.
    Platte stopfte sein Taschentuch unter das Polster, richtete den Wagen auf und fuhr nach Hause.
    Man merke sich das Spiel des Kismet! Dergleichen geschieht nur einmal alle hundert Jahre. Gegen Ende seines Essens mit den beiden Geistlichen knöpfte der Oberst seine Weste auf und beugte sich über den Tisch, um einige Missionsberichte durchzusehen. Der Uhrkettenhalter schlüpfte durch das Knopfloch, und die Uhr, Plattes Uhr, glitt in aller Stille auf den Teppich, wo der Wirt sie am nächsten Morgen fand und aufhob.
    Der Oberst wollte heim zum Weibe seiner Seele, aber der Kutscher war betrunken und verlor den Weg. So kam der Oberst erst zu einer unpassenden Stunde nach Hause, und seine Entschuldigungen wurden nicht anerkannt. Wäre die Frau Oberst nicht ein so ungewöhnliches »Gefäß des Zornes, zur Vernichtung ausersehen« gewesen, dann hätte sie gewußt, daß die Gründe eines Mannes, der absichtlich lange ausbleibt, immer stichhaltig und gut gewählt sind. Die Dürftigkeit an des Obersten Erklärung war ein Beweis für ihre Wahrheit.
    Man merke sich wieder das Spielen des Kismet! Die Uhr des Obersten, die so plötzlich mit Platte auf Mrs. Larkyns Rasen fiel, wählte sich ihren Platz gerade unter Mrs. Larkyns Fenster, die sie am nächsten Morgen fand, wiedererkannte und zu sich nahm. Sie hatte in der Nacht so um zwei Uhr Plattes Wagen umstürzen und ihn selbst auf die Stute fluchen hören. Sie kannte Platte und hatte ihn gern. Am selben Tage noch zeigte sie ihm die Uhr und erfuhr die ganze Geschichte. Er neigte den Kopf, blinzelte und sagte: »Pfui, wie empörend! Unerhört von dem alten Herrn! Beiseinen religiösen Ansichten obendrein! Ich würde die Uhr an die Frau Oberst schicken und um Aufklärung bitten!«
    Mrs. Larkyn dachte an, die Laplaces, die sie gekannt hatte, als Laplace und seine Frau noch aneinander glaubten, und erwiderte: »Das werde ich tun. Ich glaube, es wird ihr ganz heilsam sein. Aber verstehen Sie, wir dürfen ihr niemals die Wahrheit gestehen.«
    Platte war in dem Glauben, daß sich seine Uhr in dem Besitze des Obersten befände, und überzeugt, daß die Rücksendung von Uhr und Maulriemen mit ein paar liebenswürdigen Zeilen von Mrs. Larkyn nur eine vorübergehende Störung erregen würde. Mrs. Larkyn wußte es besser. Sie wußte, daß jeder Tropfen Gift im Herzen der Frau Oberst guten Boden fand.
    Das Paket und ein Briefchen mit einigen Bemerkungen über die Besuchszeit des Obersten wurden der Frau Oberst hinübergeschickt, die sich darauf weinend auf ihr Zimmer begab und mit sich zu Rate ging.
    Wenn die Frau Oberst eine Frau in der Welt mit heiliger Inbrunst haßte, dann war es Mrs. Larkyn. Mrs. Larkyn war eine frivole Dame und nannte die Frau Oberst eine »alte Katze«. Die Frau Oberst behauptete, eine gewisse Person in der Offenbarung Johannis erinnere auffallend an Mrs. Larkyn. Sie nannte auch noch andere biblische Namen aus dem Alten Testament. (Die Frau Oberst war übrigens die einzige, die etwas gegen Mrs. Larkyn sagte bzw. wagte. Alle anderen nahmen sie als ein amüsantes, ehrliches Persönchen.) Wenn also der Oberst zu so gottloser Stunde unter dem

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