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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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verschwanden und nichts mehr von sich hören ließen, standen die Chancen nicht gut, dass sie heil wiederkehrten. Und die Tatsache, dass die betreffenden Mädchen vor ihrem Verschwinden alle den gleichen merkwürdigen Streit vom Zaun gebrochen hatten, konnte durchaus als verdächtig gelten.
    Rodriguez wirkte gequält und zornig und schien kurz davor, einen Einwand zu erheben. Doch ehe er etwas vorbringen konnte, klingelte Gurneys Handy. Als er den Namen auf dem Display las, meldete er sich.
    Es war Scott Ashton. »Seit unserem letzten Gespräch habe ich sechs Anrufe gemacht und in zwei Fällen jemanden erreicht. Ich werde weiter telefonieren, aber … ich wollte Ihnen mitteilen, dass beide Mädchen, mit deren Verwandten ich reden konnte, die Familie nach dem gleichen haarsträubenden Streit verlassen haben. Eine wollte einen Suzuki für zwanzigtausend, die andere einen Mustang für fünfunddreißigtausend Dollar. Die Eltern haben abgelehnt. Beide Mädchen haben nicht verraten, wo sie hinwollten, und haben sich alle Kontaktversuche verbeten. Ich habe keine Ahnung, was das Ganze zu bedeuten hat, aber offensichtlich spielt sich da etwas Seltsames ab. Und es gibt noch ein beunruhigendes Zusammentreffen. Sie haben beide für Anzeigen von Karnala Fashion posiert.«
    »Wie lang sind sie schon verschwunden?«
    »Die eine seit sechs Monaten, die andere seit neun Monaten.«
    »Sagen Sie mir eins, Doktor. Sind Sie jetzt bereit, Namen herauszugeben, oder müssen wir uns mit einer gerichtlichen Anordnung Einblick in Ihre Unterlagen verschaffen?«
    Alle Blicke im Zimmer richteten sich auf Gurney. Kline schien die wenige Zentimeter vor seinem Mund schwebende Kaffeetasse vergessen zu haben.
    »Welche Namen wollen Sie?« Ashton klang resigniert.
    »Fangen wir mit den Namen der vermissten Frauen an, dazu die ihrer Klassenkameradinnen.«
    »In Ordnung.«
    »Eine Frage noch. Wie ist Jillian an ihren Job als Model gekommen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das hat sie Ihnen nicht erzählt? Obwohl sie Ihnen das Foto zur Hochzeit geschenkt hat?«
    »Sie hat es nicht erzählt.«
    »Und Sie haben nicht danach gefragt?«
    »Doch, aber … Jillian mochte keine Fragen.«
    Gurney hätte am liebsten losgebrüllt: WAS IST HIER EIGENTLICH LOS, VERDAMMT? HABEN ALLE AN DIESEM FALL BETEILIGTEN DEN VERSTAND VERLOREN?
    Er beließ es dabei, das Gespräch zu beenden. »Danke, Dr. Ashton. Das wäre alles fürs Erste. Das BCI wird sich wegen der Namen und Adressen mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Als Gurney das Handy einsteckte, bellte Kline: »Um Himmels willen, was war das?«
    »Zwei weitere Mädchen werden vermisst. Nach dem gleichen Streit: Eine hat von ihren Eltern einen Suzuki verlangt, die andere einen Mustang.« Gurney wandte sich an Anderson. »Ashton ist bereit, dem BCI die Namen der Verschwundenen und ihrer Klassenkameradinnen zu überlassen. Teilen Sie ihm einfach mit, in welchem Format Sie die Liste benötigen und wie er Sie Ihnen zuschicken soll.«
    »Schön, aber wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass rein rechtlich gesehen niemand vermisst wird. Wir können also keine Polizeiressourcen für die Suche einsetzen. Es handelt sich um volljährige junge Frauen, die aus eigenem Wunsch ihr Elternhaus verlassen haben und derzeit unerreichbar sind, wahrscheinlich aus freien Stücken. Wir haben keine rechtliche Basis, solche Personen aufzupüren.«
    Gurney hatte den Eindruck, dass sich Lieuntenant Anderson schon auf seinen Ruhestand in Florida vorbereitete und keine Lust hatte, sich vorher noch ein Bein auszureißen. Für so eine Einstellung hatte Gurney, der sich in seiner Arbeit stets voll engagiert hatte, wenig übrig. »Dann finden Sie eben eine Basis. Erklären Sie sie alle zu wichtigen Zeugen im Mordfall Perry. Lassen Sie sich was einfallen. Das ist doch wirklich das geringste Problem.«
    Anderson schien drauf und dran, die Auseinandersetzung in unerfreulicher Weise eskalieren zu lassen. Aber bevor er etwas erwidern konnte, schaltete sich Kline ein. »Das ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, Dave, aber wenn Sie andeuten, dass die jungen Frauen diesen Streit mit ihren Eltern auf Anraten eines Dritten angefangen haben – wahrscheinlich Flores –, warum ist es dann jedes Mal ein anderes Automodell?«
    »Die einfachste Antwort wäre, dass verschiedene Autos nötig sein könnten, um in Familien mit unterschiedlichen Vermögensverhältnissen die gleiche Wirkung zu erzielen. Wenn der Streit den Mädchen einen glaubwürdigen Vorwand liefern soll,

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