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Schlimmes Ende

Titel: Schlimmes Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Ardagh
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Ostens. Sie nannte es Akupunktur.«
    »Hat es gewirkt?«, fragte Maud interessiert.
    »Nachdem du mit Kreischen aufgehört hattest und es uns gelungen war, die heftige Blutung zu stillen«, sagte Onkel Jack. »Ich bin überrascht, dass du dich nicht daran erinnerst.«
    »Ich muss gestehen, ich fühle mich heute Morgen etwas benommen«, sagte die Wahnsinnige Tante Maud. »Es gibt einiges, dessen ich mich nicht entsinne. Wo ist die Kaiserin jetzt?«

    Jack deutete auf den Kutschenboden. Zu ihren Füßen schlief Mr Pumblesnook.
    »Auch so ein chinesischer Brauch?«, fragte Tante Maud.
    »Eher Platzmangel«, sagte ihr Mann. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, möchte ich ein wenig Luft schnappen.« Hiermit stieg er über die schlafende Gestalt des Theaterdirektors, öffnete den Wagenschlag, kletterte auf die tief gefurchte Landstraße hinaus…, und kommt ihr wohl darauf, wen oder was er dort von Angesicht zu Angesicht erblickte?
    Keinerlei Punkte für die von euch, die jetzt »eine Riesenkuh auf Rädern« gesagt haben. Von Angesicht zu Angesicht erblickte er Eddies Mutter und Vater, Mr und Mrs Dickens. Ihre Kleidung sah versengt aus, ihre Gesichter wirkten etwas rußig, aber das war es nicht, was Onkel Jack zuerst und zuvörderst bemerkte.
    »Ihr seid ja gar nicht mehr gelb!«, staunte er.
    »Nein«, lächelte Mrs Dickens.
    »Ihr seid auch kein bisschen wellig mehr an den Rändern«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack verdutzt.
    Er hielt inne und schnüffelte mit seiner Schnabelnase an der frischen Morgenluft. »Und ihr riecht auch nicht mehr nach alten Wärmflaschen«, keuchte er.
    »NEIN!!«, sagten Mr und Mrs Dickens wie aus einem Munde, und ein großes, glückliches Grinsen verschönerte ihre Züge. »Dr. Keks ist ein Genie! Er hat uns geheilt. Man musste lediglich unser Haus und alles, was sich darin befand, niederbrennen. Die Zusammenstellung der Chemikalien in dem vielen Rauch, den wir eingeatmet haben, war genau, was wir brauchten. Jetzt geht es uns wieder gut.«
    »Großartig… Großartig«, sagte der Wahnsinnige Onkel
Jack und glättete sich das Haar, welches nach einer Nacht in der Kutsche nach allen Seiten abstand. »Aber was führt euch hierher?«
    »Wir sind hier, um Eddie abzuholen«, sagte Eddies Vater. »Wir hatten erwartet, dass ihr längst in Schlimmes Ende angekommen seid, aber jetzt haben wir euch glücklicherweise noch eingeholt.«
    »Eddie?«, fragte der Wahnsinnige Onkel Jack stirnrunzelnd, als versuche er, sich zu erinnern, wo er eine Brille oder ein eher unwichtiges Stück Käse verlegt hatte.
    »Unseren Sohn?«, sagte Mrs Dickens vorsichtig, ohne dass auch nur ein Eiswürfel in Gestalt eines berühmten Generals oder eine Zwiebel ihre Rede dämpfte. »Jetzt da wir geheilt sind, braucht ihr euch nicht mehr um ihn zu kümmern.«
    »Präzise«, pflichtete Mr Dickens bei.
    »Ah! Verstehe«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack. »Das Problem ist nur, dass ihr euch vertan habt. Der Junge, den ihr in unsere Obhut gegeben habt, war gar nicht euer Sohn Edmund, sondern ein entflohener Waisenknabe. Er hat es selbst zugegeben. Jetzt erinnere ich mich wieder ganz deutlich daran.«
    »Nicht Jonathan?«, sagte Eddies Mutter verblüfft. »Ich weiß doch aber wohl, ob er mein Sohn war oder nicht.«
    »Wie bedauerlich«, sagte der Wahnsinnige Onkel Jack.
    In diesem Augenblick rollte Mr Pumblesnook durch den offenen Wagenschlag der Kutsche, landete mit einem »Flatsch!« im Morast und wachte mit theatralischem Gedröhne auf. »WER WAGT ES, MICH MIT EINEM TRITT AUS MEINEM EIGENEN BETT ZU BEFÖRDERN?«, fragte er in Großbuchstaben, mit der gleichen Stimme, die er so überaus wirkungsvoll auf der Bühne eingesetzt hatte, als er den Dr
Pompös in dem beliebten Stück »Krach im Königshaus« gab. Dann sprang er auf.

    Eddies Mutter und Vater hatten Mr Pumblesnook noch nicht kennen gelernt und waren von diesem Trumm Mensch mit einem Brustkorb wie ein Fass und der dröhnenden Stimme ganz schön eingeschüchtert.
    »Dies ist die Kaiserin von Ganzchina und dies hier sind Edmunds Eltern«, stellte der Wahnsinnige Onkel Jack vor. »Es scheint, als wäre Edmund doch Edmund gewesen«, sagte er dem Theatermann. »Ein überaus bedauerliches Missgeschick.«
    »Ich heiße Pumblesnook«, erklärte Pumblesnook. »Ich hatte lediglich so ungefähr den gesamten gestrigen Tag damit verbracht, die Rolle der Kaiserin zu verkörpern. Es ist wirklich eine Ehre, die Eltern des jungen Herrn Edmund kennen lernen zu dürfen, eines jungen

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