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Schlink,Bernhard

Schlink,Bernhard

Titel: Schlink,Bernhard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sommerlügen
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Laptops vor sich. Er sah sie erstaunt an. Wollte sie
nicht die Welt ändern, und lehrte und schrieb sie nicht, damit ihre Studenten
und Leser sie ebenfalls ändern wollten? Hatte sie nicht deshalb abgelehnt, Kompromisse
zu machen und ihre Karriere den Bedürfnissen der Universitäten anzupassen? Sie
sah über die Dächer, Tränen in den Augen. »Ich möchte ein Kind.«
    Er
stand auf, ging zu ihr, hockte sich neben ihren Stuhl und lächelte sie an. »Das
lässt sich machen.«
    »Wie
soll das gehen? Wie soll ich bei meinem Leben ein Kind haben?«
    »Du
ziehst zu mir. Für die ersten Jahre lässt du das Unterrichten und
konzentrierst dich aufs Schreiben. Danach sehen wir weiter.«
    »Danach
laden mich die Universitäten nicht mehr ein. Sie laden mich ein, weil ich
verlässlich verfügbar bin. Und ich bin nicht so gut im Schreiben wie im
Unterrichten. An meinem Buch arbeite ich seit Jahren.«
    »Die
Universitäten laden dich ein, weil du eine großartige Lehrerin bist. Und damit
sie dich während der ersten Jahre nicht vergessen, ist es vielleicht gar nicht
schlecht, wenn du statt des Buchs ein paar Aufsätze schreibst. Weißt du, in ein
paar Jahren sieht die Welt schon wieder anders aus und gibt es neue
Berufsprofile und neue Studiengänge und für dich neue Stellen. Es verändert
sich so vieles so schnell.«
    Sie
zuckte die Schultern. »Es vergisst sich auch schnell.«
    Er
legte die Arme um sie. »Ja und nein. Hast du mir nicht erzählt, dass die
Dekanin in Williams dich eingeladen hat, weil ihr vor zwanzig Jahren im selben
Seminar gesessen seid und sie von dir beeindruckt war? Dich vergisst niemand so
schnell.«
    Am
Abend fanden sie in Bonnieux ein Restaurant mit Terrasse und weitem Blick ins
Land. Die große Gruppe australischer Touristen, die fröhlich lärmend die
meisten Tische besetzt hatte, brach früh auf, und in der Dunkelheit waren sie
für sich. Unter ihrem erstaunten, fragenden Blick bestellte er Champagner.
    »Worauf
stoßen wir an?« Sie drehte das Glas zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Auf
unsere Hochzeit!«
    Sie
drehte weiter. Dann sah sie ihn mit traurigem Lächeln an. »Ich habe immer
gewusst, was ich wollte. Ich weiß auch, dass ich dich liebe. Wie ich weiß, dass
du mich liebst. Und ich will Kinder und will sie mit dir. Und Kinder und heiraten
gehören zusammen. Aber wir haben heute das erste Mal darüber gesprochen - lass
mir ein bisschen Zeit.« Ihr Lächeln wurde fröhlich. »Magst du mit mir auf
deinen Antrag anstoßen?«
     
    7
     
    Ein
paar Tage später gingen sie am Nachmittag ins Bett und liebten sich und
schliefen ein. Als er aufwachte, war Anne weg. Auf einem Zettel las er, dass
sie losgefahren war und in Aix in der Bibliothek nach ihren E-Mails sah.
    Das
war um vier. Um sieben war er verwundert, dass sie noch nicht wieder zurück
war, um acht besorgt. Sie hatten ihre Mobiltelefone zwar auf die Reise
mitgenommen, aber abgeschaltet und in die Kommode gelegt. Er sah nach, da lagen
sie. Um neun hielt er es in der Wohnung nicht mehr aus und ging zum Dorfteich,
an dem sie ihr Auto parkten.
    Es
stand, wo es immer stand. Er sah sich um und sah Anne; sie saß an einem Tisch
vor der dunklen, geschlossenen Bar de l'Etang und rauchte. Sie hatte das
Rauchen vor Jahren aufgegeben.
    Er
ging hinüber und blieb vor dem Tisch stehen. »Was ist los? Ich habe mir Sorgen
gemacht.«
    Sie
sah nicht auf. »Du warst mit Therese in Baden-Baden.«
    »Wie
kommst du...«
    Jetzt
sah sie ihn an. »Ich habe deine E-Mails gelesen. Die Bestellung des
Doppelzimmers. Die Verabredung mit Therese. Den Gruß danach: Es war schön mit
dir, und ich hoffe, du hast die Reise gut überstanden und zu Hause alles gut angetroffen.«
Sie weinte. »Es war schön mit dir.«
    »Du
hast in meinen E-Mails spioniert? Spionierst du auch in meinem Schreibtisch und
meinem Schrank? Glaubst du, du hast das Recht...«
    »Du
bist ein Lügner, ein Betrüger, du machst, was dir passt - ja, ich habe jedes
Recht, mich vor dir zu schützen. Ich muss mich vor dir schützen. Von dir kriege
ich die Wahrheit nicht, ich muss sie selbst finden.« Sie weinte wieder. »Warum
hast du das gemacht? Warum hast du mir das angetan? Warum hast du mit ihr
geschlafen?«
    »Ich
habe nicht mit ihr geschlafen.«
    Sie
schrie ihn an. »Hör endlich auf, mich anzulügen, hör endlich auf. Du fährst mit
dieser Frau in ein romantisches Hotel und teilst das Zimmer und das Bett mit
ihr und willst mich für dumm verkaufen? Zuerst denkst du, ich bin zu dumm,
hinter deine Lügen

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