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Schloss aus Glas

Schloss aus Glas

Titel: Schloss aus Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Walls
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als erstem Piloten der Welt, die Schallmauer zu durchbrechen, obwohl er am Abend zuvor getrunken hatte und vom Pferd abgeworfen worden war und sich ein paar Rippen gebrochen hatte.
    Dad würde niemals zugeben, dass er einen Helden hatte, aber der tollkühne, whiskeyliebende, kühl berechnende Chuck Yeager war der Mensch auf Erden, den er am meisten bewunderte. Als er hörte, dass Chuck Yeager an unserer Schule eine Rede halten und mir anschließend ein Interview geben würde, war Dad schier aus dem Häuschen. Am Tag vor dem großen Interview stand er mit Stift und Papier bewaffnet auf der Veranda und wartete auf mich, als ich aus der Schule kam. Dann half er mir, eine Liste mit intelligenten Fragen aufzustellen, damit ich mich bei dem bekanntesten Sohn von West Virginia nicht blamierte.
    Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie zum ersten Mal Mach i durchbrachen?
    Was ging Ihnen durch den Kopf, als A. Scott Cross-
    field Mach 2 durchbrach?
    Welches ist Ihr Lieblingsflugzeug?
    Halten Sie es für wahrscheinlich, dass irgendwann
    mit Lichtgeschwindigkeit geflogen werden wird?
    Dad schrieb fünfundzwanzig bis dreißig Fragen in der Art auf und bestand dann darauf, das Interview mit mir zu proben. Er spielte Chuck Yeager und antwortete mir ausführlich auf die Fragen, die er notiert hatte. Sein Blick verschleierte sich ein wenig, als er schilderte, wie es war, als er die Schallmauer durchbrach. Dann meinte er, ich bräuchte eine gründliche Einführung in die Geschichte der Luftfahrt, und belehrte mich bis in den späten Abend hinein beim Licht einer Kerosinlampe über das Testflugprogramm, über die Grundlagen der Aerodynamik und den österreichischen Physiker Ernst Mach.
    Am nächsten Tag stellte der Schulleiter Chuck Yeager der versammelten Schülerschaft in der Aula vor. Der weltgrößte Pilot ähnelte mit seinem wiegenden Gang und dem hageren, ledrigen Gesicht eher einem Cowboy als einem Mann aus West Virginia, doch als er das Wort ergriff, ließ seine Sprache keinen Zweifel an seiner Herkunft aufkommen. Und als er redete, hörten die zappeligen Schüler auf zu zappeln und lauschten gebannt diesem legendären Mann, der die Welt gesehen hatte und uns erzählte, wie stolz er auf seine West-Virginia-Wurzeln war und dass auch wir auf diese Wurzeln stolz sein sollten, auf unsere gemeinsamen Wurzeln, und dass wir, ganz gleich, woher wir kamen, unseren Träumen folgen könnten und sollten, genau wie er seinem Traum gefolgt war. Am Ende seines Vortrags hätte der tosende Applaus beinahe die Fensterscheiben zum Bersten gebracht.
    Ich ging auf die Bühne, bevor die Schüler den Saal verließen. »Mr. Yeager«, sagte ich und streckte ihm die Hand hin, »ich bin Jeannette Walls von der Maroon Wave.«
    Chuck Yeager nahm meine Hand und grinste. »Schreib meinen Namen bloß richtig, Mädchen«, sagte er, »damit meine Verwandten auch wissen, über wen du schreibst.«
    Wir setzten uns auf Klappstühle und unterhielten uns fast eine Stunde. Mr. Yeager nahm jede Frage ernst und benahm sich so, als hätte er alle Zeit der Welt für mich. Als ich verschiedene Flugzeuge erwähnte, die er geflogen hatte - die Informationen hatte ich von Dad -, grinste er wieder und sagte: »Alle Achtung, du bist ja eine richtige Fliegerexpertin.«
    Anschließend kamen immer wieder Mitschüler zu mir und sagten, wie sehr sie mich beneideten. »Wie war er denn so?«, fragten sie. »Was hat er gesagt?« Die Schüler und auch die Lehrer behandelten mich mit einer Hochachtung, wie sie sonst nur die Sportasse der Schule genossen. Sogar der Quarterback unserer Football-Mannschaft nahm mich zur Kenntnis und nickte mir zu. Ich war die Schülerin, die doch tatsächlich mit Chuck Yeager gesprochen hatte.
    Dad war so gespannt darauf, wie das Interview gelaufen war, dass er nicht nur zu Hause auf mich wartete, als ich von der Schule kam, sondern sogar nüchtern war.
    Ich hatte bereits einen Aufmacher fertig formuliert im Kopf. Ich setzte mich an Moms Remington und tippte:
    Die Seiten der Geschichtsbücher erwachten in diesem Monat zum Leben, als Chuck Yeager, der Mann, der als Erster die Schallmauer durchbrach, unsere Highschool besuchte.
    Dad blickte mir über die Schulter, während ich schrieb. »So weit, so gut«, sagte er. Doch er bestand darauf, mir beim Rest des Artikels zu helfen, damit auch in technischer Hinsicht alles seine Richtigkeit hatte.
    Lori schrieb regelmässig aus New York. Sie war begeistert. Sie wohnte in einem Frauenhotel in Greenwich Village,

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