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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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»Er würde keinen seiner Freunde absichtlich verletzen.«
    Coelestins Hand wanderte zu seiner linken Gesichtshälfte, bevor er es sich anders überlegte und sie auf die Armlehne zurücksinken ließ. »Danke, Lynn. Du hast mir sehr geholfen – und ich stimme dir zu, was Christopher betrifft.«
    Coelestins Aufmerksamkeit löste sich von meinen Augen – das Verhör war beendet. »Und du, Lynn, kann ich dir irgendwie weiterhelfen? Gibt es etwas, das du wissen möchtest?«
    Das gab es. Vieles! Doch nicht von ihm.
    Ich schwänzte den Rest des Lanzentrainings und fragte in der Kantine, ob ich schon etwas vom Nachspeisenbuffet stibitzen durfte. Sicherheitshalber zog ich mich rechtzeitig, bevor der Unterricht endete, auf mein Zimmer zurück.
    Ich ignorierte das Klopfen und Christophers Bitte, ihn einzulassen, und vergrub stattdessen meinen Kopf unter dem Kissen. So verbrachte ich auch die Zeit des Nachmittagsunterrichts in meinem Zimmer – gemeinsames Mentaltraining mit Christopher würde ich momentan nicht verkraften.
    Irgendwann wurde aus dem sich wiederholenden Klopfen ein lautes, durch Arons aufgebrachte Stimme unterbrochenes Hämmern.
    »Wenn du nicht sofort die Tür öffnest, werde ich sie eintreten!«, donnerte er.
    Da er sich vermutlich problemlos den Zweitschlüssel besorgen konnte, befolgte ich ausnahmsweise seine Anweisung.
    »Du siehst schrecklich aus!«, begrüßte er mich und zog die Tür hinter sich zu.
    Ich schlang die Arme um meinen Körper, um die Kälte, die sich seit dem gestrigen Abend in mir ausbreitete, zu vertreiben, und trat ans Fenster.
    »Bist du gekommen, um mein Aussehen zu begutachten?«, fragte ich abweisend.
    »Ich bin hier, weil ich dein Betreuer und somit verantwortlich für dich bin.«
    »Ach so, dann kommst du also lediglich deiner Pflicht nach. Keine Sorge, ich werde brav sein und keine weitere Stunde schwänzen.« Am nächsten Tag hatten wir frei. Ob ich danach für den Unterricht mit Christopher bereit war, wusste ich nicht.Aber das musste ich Aron nicht auf die Nase binden – er würde es früh genug herausfinden.
    »Lynn, wegen gestern. Wenn du verdrängst, was ...«
    Ich schnitt ihm das Wort ab. »Ich werde schon kein Trauma davontragen. Schließlich bin ich wohl kaum die Erste, der so etwas passiert ist.«
    Aron musterte mich mit gerunzelter Stirn. »Nun, eigentlich ist es nicht üblich, dass sich unsere Schüler mit der Totenwächterin einlassen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich wusste nicht, wer sie ist. Sie war freundlich und wollte mich aufmuntern.«
    Arons Miene versteinerte. »Sie hat dich aufgemuntert? Warum?«
    »Das geht dich nichts an«, fauchte ich.
    »Ich denke schon, dass es mich etwas angeht, wenn du die Grenze überschreitest und dich mit der Totenwächterin anfreundest.«
    »Das hab ich nicht!«
    »Ach nein? Wie bist du dann bis zur Gruft gekommen? Und sag nicht, du wärst geflogen!«
    »Doch! Natürlich bin ich das! Hast du noch nicht meine tollen Flügel gesehen?« Meine Wut brach wieder durch. Und meine Enttäuschung: versagt zu haben und betrogen worden zu sein.
    »Wenn du sicher sein willst, dass ich nicht noch mehr Fehler mache, solltest du deine Drohung wahrmachen: Schließ mich ein und sorg dafür, dass ich rechtzeitig zum Unterricht gebracht werde! Aber jetzt hab ich frei, und du verschwindest besser aus meinem Zimmer, bevor ich mal wieder etwas Dummes mache und einen Stuhl auf deinem Kopf zertrümmere.«
    Ich meinte es ernst – Aron spürte das und trat den Rückzug an. Und ich blieb den Rest des Tages allein in meinem Zimmer. Als es klopfte, widerstand ich dem Drang, die Tür aufzureißen und an Christopher den Stuhl auszuprobieren.
    Am Abend kam Aron zurück und brachte mir etwas zu essen. Trotz der netten Geste war mir klar, dass er nur einen Vorwand gesucht hatte, damit ich ihn einließ.
    »Ich habe Christopher getroffen. Er möchte mit dir reden, aber anscheinend ignorierst du seine Bitte.«
    »Ja, und du kannst ihm gern ausrichten, dass sich daran auch nichts ändern wird!«
    Aron nickte, als hätte ich ihm eine Frage bestätigt, doch die Missbilligung auf seiner Miene behagte mir nicht. Er sah mich an, als hätte er seine Meinung über mich grundlegend geändert.
    »Ich wusste, dass du ihn enttäuschen würdest.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich zur Tür und verschwand aus meinem Zimmer, während ich ihm fassungslos hinterherschaute und sich wieder einmal Tränen in meinen Augen sammelten.
    Auch am nächsten Tag überhörte ich

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