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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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ließ.
    »Entlang der Baumreihe.«
    Mehrere dicke Eichen standen in einer Linie, wie Bäume einer alten Allee, und markierten das unsichtbare Ende des Schlossgeländes.
    »Ich lasse dich jetzt allein – sie kommt. In meiner Gegenwart würde sie nicht mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Aber vergiss nicht: Bleib hinter der Grenze«, mahnte Aron und verschwand im dunklen Geäst.
    Ich hatte kaum Zeit, mir über Arons unerwarteten Rückzug Gedanken zu machen, als auch schon der Umriss der Totenwächterin zwischen den dichtstehenden Bäumen sichtbar wurde.
    »Lynn, welch Freude, dich zu sehen. Und wie ausgesprochen hilfreich von Aron«, säuselte die Wächterin mit ihrer lieblichen Stimme. »Es war anstrengend, in deine Träume einzudringen, also habe ich Aron gebeten, dich zu mir zu führen.«
    Aron! Was für ein Mistkerl! Also hatte ich doch recht, wasseine Absichten betraf: Er wollte mich loswerden. Wie konnte ich nur so blöd sein, ihm zu vertrauen?! Ich schluckte meinen Ärger hinunter. Die Totenwächterin stand vor mir, mit ausgestreckten Armen – ich hatte andere Sorgen.
    »Lynn, Liebes, komm zu mir.«
    Ich spürte ihren Blick wie eine Berührung. Ihre Augen waren tief wie der See – und ich ertrank in ihnen. Ich folgte ihrem Ruf und schritt gehorsam der schützenden Grenze entgegen.
    »Bald hast du es geschafft. Nur noch ein paar Schritte, und du wirst frei sein. Ich werde dich erlösen.«
    Ich zögerte. Mein Verstand suchte nach etwas, auf das er momentan keinen Zugriff hatte, das jedoch von enormer Bedeutung war.
    »Ja, mein Kind, geh weiter. Ich werde dich alles vergessen lassen.«
    Vergessen! Ich hatte etwas Wichtiges vergessen! Fieberhaft dachte ich nach, durchkämmte jede Windung meines Gehirns. Stechende Kopfschmerzen hinderten mich am Nachdenken. Dann fiel es mir ein: Christopher!
    Der Gedanke an Christopher holte mich in die Wirklichkeit zurück, brach den Bann der Wächterin und ließ mich wieder klar denken.
    Die Augen der Totenwächterin blitzten boshaft, als ich kurz vor der Grenze stehenblieb.
    »Was willst du von mir?«
    »Ich von dir?«, die Wächterin hob ihre Stimme. »Du bist es, die eine Gunst erbitten wird.«
    »Ich?! Wohl kaum. Auf deine Hilfe kann ich locker verzichten!«, erwiderte ich sarkastisch. »Auch wenn du und Aron das nicht wahrhaben wollt. Ich weiß, was ich bin!«
    Die Totenwächterin schenkte mir ein mitleidiges Lächeln, das sich in ein spöttisches Feixen verwandelte. »Wie dumm von dir, bin ich doch die Einzige, die dir helfen könnte.«
    »Wobei?«
    »Zurückzukehren in deine Heimat, zu deiner Mutter und deinem Vater. Das willst du doch, nicht wahr?«
    Ihr Versprechen lockte mich. Das Bild meiner Eltern zeichnete sich vor meinem inneren Auge ab – ihr wehmütiger Blick, als sie mir am Flughafen zuwinkten. Für einen kurzen Moment gab es nichts, das ich lieber wollte, als bei ihnen zu sein, bevor mir wieder bewusst wurde, wer vor mir stand: die Totenwächterin. Sie hatte mich in ihre Gruft gestoßen und versucht, mich in ihre Gewalt zu bekommen. Von ihr konnte nichts Gutes ausgehen.
    »Nein! Nicht mehr. Ich weiß, wohin ich gehöre: zu Christopher.«
    Sie zuckte kaum merklich zusammen, als ich seinen Namen aussprach, doch ihre Furcht entging mir nicht.
    »Christopher« , genüsslich dehnte sie dieses Wort, als könnte sie damit den Schrecken, den sie empfunden hatte, verdrängen. »Du liebst ihn?«
    Ich schwieg. Das ging sie nichts an, doch sie nickte wissend.
    »Ja, das Leuchten in deinen Augen, wenn du an ihn denkst, verrät dich. Aber ich muss dich enttäuschen. Auch wenn du es nicht zugeben möchtest, im Grunde deines Herzens weißt du selbst, dass du nicht genug für ihn bist.«
    Ich zwang mich zu einem Lachen. »Solange es Christopher genügt.«
    »Wie lange wird das wohl noch sein?«
    Die Wächterin näherte sich bedrohlich der Grenze. Ich wich erschrocken einen Schritt zurück. Ihre Augen glitten allzu begehrlich über mich.
    »Du kannst nicht bei ihm bleiben, auch wenn du es dir noch so wünschst. Deine Zeit ist schon lange abgelaufen. Du wurdest mir versprochen, und ich hasse es, warten zu müssen. Aber da du so freundlich warst, mich in deine Träume einzulassen,konnte ich das Ganze ein wenig, sagen wir: vorantreiben .« Ihre Freude an der Macht, die sie in meinen Träumen über mich hatte, ließ mich frösteln.
    »Morgen wirst du zu mir kommen und mich anflehen, dir zu helfen. Wenn nicht, wird der nächste Tag dein letzter sein. Du stirbst – für

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