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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gewürzten Suppe nahm, hörte sie sich selbst fragen: »Wo ist Lord Severin?«
    »Im Großen Saal mit seinen Mannen.«
    »Und Lady Marjorie.«
    »Ja, die ist wohl auch dort. Aber was spielt das für eine Rolle? Wichtig ist jetzt nur, dass du wieder auf die Beine kommst.«
    »Wie kommt es, dass mir Severins Sattel auf den Kopf fällt, Agnes?« Langsam löffelte sie ihre Suppe. Ihr Magen blieb ruhig. Sie wusste, dass sie essen musste. Sie würde ihre Kräfte bald wieder brauchen.
    Sie studierte den Daumennagel ihrer linken Hand. Stirnrunzelnd betrachtete sie die braunen Flecken auf ihren Handrücken. Sie musste unbedingt die Heilerin aufsuchen. »Niemand weiß etwas, Hastings. Lord Severin hat alle befragt. Das Fenster, aus dem der Sattel fiel, gehört zur Werkstatt des Sattlers, aber das weißt du ja. Der zweite Stock wird als Schlafplatz für die drei Lehrlinge von Thomas und als Lagerraum genutzt. Thomas bewahrt dort Material und die Sachen auf, die repariert werden sollen. Alle glauben, dass es ein Unfall war. Ellen war so lieb, den ganzen Weg vom Dorf zur Burg zu rennen. Sie ist ein gutes Kind.«
    »Ich möchte jetzt nach unten gehen, Agnes.«
    »Aber du bist noch nicht kräftig genug!«
    Hastings beachtete sie nicht. Ganz langsam und vorsichtig stand sie auf. Ein heftiger Schmerz schoss durch ihren Kopf, aber er war zu ertragen. Ihre Schultern fühlten sich steif und hart an. Sie würde es aushalten.
    Sie hatte nur ihr Nachthemd an. Mit einem Lächeln bat sie Dame Agnes: »Bitte hilf mir in meine Sachen. Ich muss nach unten in den Großen Saal, ich muss einfach.«
    Dame Agnes nickte.
    Die Glocken läuteten gerade sechs Uhr, als Hastings am Fuß der Wendeltreppe stand, von wo aus sie den Saal überschauen konnte. Sie wusste, was sie sehen würde, und doch sank sie bei dem Anblick, der sich ihr bot, beinahe zusammen: Lady Marjorie saß an ihrem Platz neben Severin, mit Eloise an ihrer Seite. Marjorie lachte über etwas, das Severin gesagt hatte. Alle lachten, redeten und aßen mit großem Appetit. Niemanden schien etwas daran zu stören. Alles war in schönster Ordnung - außer dass die Burgherrin fehlte.
    Den Platz, der ihr gebührte, nahm Marjorie ein.
    Sie fühlte, wie sie zu schwanken begann, und spürte plötzlich Dame Agnes' Hand an ihrem Ellbogen.
    »Sie hat meinen Platz eingenommen«, sagte Hastings.
    »Nein. Der kleinere Stuhl, auf dem sie vorher gesessen hat, hatte wohl ein kaputtes Bein. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als deinen Stuhl zu nehmen. Es hat nichts zu bedeuten, Hastings. Du bist krank und kannst nicht klar denken.«
    »Vielleicht kann ich überhaupt nicht denken.« Aber den Schmerz spürte sie. Er drohte, sie in die Knie zu zwingen.
    »Ich werde wieder in mein Schlafzimmer gehen«, sagte sie ruhig, drehte sich noch einmal um und sah, wie Severin ihr nachstarrte. Er hatte sich halb von seinem Stuhl erhoben und schaute dann Marjorie an, die etwas zu ihm sagte. Hastings beobachtete, wie er auf die weiße Hand starrte, die sich auf den Ärmel seiner Tunika gelegt hatte.
    »Das ist mehr, als ich ertragen kann«, sagte Hastings und quälte sich wie eine alte Frau die Treppe hinauf.
    Am nächsten Morgen blieb sie im Bett. In ihrem Kopf hämmerte es immer noch, die Muskeln in ihren Schultern waren hart und verspannt und brannten. Severin hatte die Nacht nicht in ihrem gemeinsamen Bett verbracht.
    Sie wusste, er hatte mit Marjorie geschlafen.
    Gedankenverloren aß sie frisches, dick mit Butter bestrichenes Weißbrot und löffelte eine große Schale Hühnerbrühe mit einem Hauch Rosmarin leer. Alice brachte ihr einige schöne Stücke süßen Oxborough-Käse und tätschelte ihre Hand. »Gräm dich nicht, Hastings. Alles ist bestens. Alle wissen, was sie zu tun haben. Alle machen sich Sorgen um dich. Soviel ich weiß, ist Lord Severin ins Dorf geritten, um noch einmal alle Lehrlinge zu befragen, die bei Robert dem Sattler wohnen. Es scheint ein Unfall gewesen zu sein, obwohl ich immer noch nicht verstehe, wie Lord Severins Sattel auf dich fallen konnte. Gwent lässt es ebenfalls keine Ruhe. Ständig kratzt er sich am Kopf und starrt in die Luft.«
    Hastings wusste, wie es kam, dass der Sattel sie getroffen hatte. Marjorie hatte jemanden gedungen, der ihn ihr auf den Kopf werfen sollte. Marjorie, die Frau, die ihren Platz als Herrin von Oxborough einnehmen würde, wenn sie starb. Allerdings war ein Sattel kein wirklich sicheres Mittel, sich einer lästigen Person zu entledigen. Und warum ausgerechnet

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