Schloss der Liebe
zwei Gärten haben kannst.«
Severin hatte nichts dergleichen erklärt, doch ohne zu zögern sagte er: »So ist es, Mylady. Es wird uns eine Freude sein, wenn Eure Blumen neben denen von Hastings wachsen. Auch hat sie Euren Rat bitter nötig. Meiner Ansicht nach ist ihre Akelei keineswegs so, wie sie sein sollte. Auch ihre Lupinen sind nichts im Vergleich zu den Euren.«
Lady Janet betrachtete nachdenklich ihre Töchter der Reihe nach. Dann wandte sie sich stirnrunzelnd an Hastings: »Du, meine Tochter, bist die Herrin über Oxborough. Ich wäre nichts als ein Anhängsel in deinem Haushalt. Seit zehn Jahren durfte ich auf Rosehaven nach Belieben schalten und walten, weil dein Vater sich nur selten hier aufgehalten hat. Und selbst wenn er hier war, hat er sich kaum um unsere Angelegenheiten gekümmert. Ich bin daran gewöhnt, alles nach eigenem Gutdünken zu handhaben. Hier werde ich gebraucht.«
Die vier Mädchen seufzten und schielten hoffnungsvoll zu Severin und Hastings.
Zwei Tage später hatte man einen Kompromiss erreicht. Lady Janet und ihre Töchter würden die Wintermonate auf Oxborough verbringen. »Schließlich«, meinte Harlette, »blühen wir erst im Winter so richtig auf, im Gegensatz zu den Blumen. Dann haben wir Mutter ganz für uns.«
»Ich möchte bei Trist sein«, sagte Normandy und rieb ihre Wange an seinem Kinn.
»Und was ist mit mir?«, fragte Hastings, ohne sich an jemanden Bestimmten zu wenden.
»Du hast deinen Ehemann«, sagte Severin. An seine Schwiegermutter gewandt, fügte er hinzu: »Ihr werdet sicher bei Hastings sein wollen, wenn im Winter unser erstes Kind zur Welt kommt.«
Lady Janets Augen weiteten sich. Sie klatschte in die Hände und rief: »Ich werde ein Enkelkind haben, das nicht nach William dem Eroberer oder seiner Frau oder seiner Mutter benannt ist.«
»Mutter«, sagte Marella. »Ich bin nach einem Pferd benannt. Aber ich habe mich damit abgefunden. Es war Herzog Williams Lieblingspferd. Vater hat mir einmal erzählt, dass William dieses Pferd nicht nur besonders gern gehabt hat, sondern dass er immer auf der Stute geritten ist, wenn er Matilda besuchte. Er hat gesagt, dass der Geruch des Pferdes ihn immer an den von Matilda erinnern würde.«
»Na, ich weiß nicht«, warf Hastings zweifelnd ein. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das so gemeint hat.«
Marella zuckte die Schultern. »Vater hat gesagt, Bischof Odo wollte die Stute haben, aber William hat sie nicht hergegeben.«
Lady Janet warf die Hände in die Luft. Unter ihren Fingernägeln war noch Erde, wie Severin bemerkte. »Genug, Marella. Severin muss mir nur eines versprechen: dass er seinen Sohn nicht Odo oder Rolf oder Grayson nennt, nach dem jungen Mann, der Williams Stallbursche war. Es hat ein schlimmes Ende mit ihm genommen.«
»Ich schwöre es«, sagte Severin feierlich. »Was meinst du, Hastings?«
»Wie wäre es, wenn wir unseren Sohn Lupin oder Fingerhut nennen?«
Severin packte sie und küsste sie heftig auf den
Mund - vor den Augen ihrer vier Schwestern und ihrer Mutter. Als er sie wieder Atem holen ließ, lächelte Hastings ihn verschmitzt an und sagte: »Und was haltet ihr von Himmelsschlüsselchen, Mylord, falls es ein Mädchen wird?«
Kapitel Dreißig
Es war ein sonniger, wolkenloser Tag, als aus heiterem Himmel das Unheil zuschlug. Die Luft war warm und eine sanfte Brise wehte vom etwa fünf Meilen entfernten Meer herüber, als der erste Mann wie vom Blitz getroffen vom Pferd fiel und sich aufheulend den Bauch hielt.
Gwent war der letzte, der mit verzerrtem Gesicht vornüber kippte, während sein mächtiger Körper sich vor Schmerzen krümmte.
Die Pferde wieherten unruhig und stampften mit den Hufen, einige stellten sich, nichts Gutes ahnend, auf die Hinterbeine und schlugen aus.
Severin sprang von seinem Ross und rannte zu Gwent. »Was ist passiert? Was ist mit dir, Gwent?«
»Ich weiß nicht«, antwortete der andere gequält. »Ich weiß es nicht.« Dann fiel sein Kopf kraftlos auf Severins Arm. Entsetzt schrie Severin auf. Im nächsten Moment war Hastings an seiner Seite.
»Er ist nicht tot, Severin. Einen Augenblick.« Sie sah sich die anderen Männer an. »Sie sind alle am Leben, aber bewusstlos. Sie müssen vergiftet worden sein. Aber das ergibt keinen Sinn. Wie kann es sein, dass sie vergiftet wurden und wir nicht?«
Severin hockte sich auf die Fersen. »Ich weiß es«, sagte er langsam. »Ja, ich weiß, wieso. Wir haben bei dem Jahrmarkt im Dorf angehalten, und
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