Schloss der Liebe
Verachtung, die sie in ihre Stimme legen konnte, denn sie wollte nicht, dass jemand Trist etwas antat. »Es ist nichts als ein zahmer Marder. Komm her, Trist.«
Trist lief zu ihr, kletterte an ihrem Kleid hoch und setzte sich auf ihre Schulter. Er hob eine Pfote in Severins Richtung. »Alles ist gut, Trist. Severin wird sich wieder erholen. Bleib nur hier bei mir.«
Trist drehte sich um und rieb seine Schnurrhaare an ihrem Kinn.
De Luci sagte: »Hastings, Ihr könnt auf Eurem eigenen Pferd reiten. Lasst uns aufbrechen.«
Die bewusstlosen Männer aus Oxborough ließen sie liegen.
Als Severin einige Zeit später wieder zu sich kam, fand er sich mit mit dem Gesicht nach unten auf sein Streitross gefesselt wieder, die Hände auf den Rücken gebunden. De Luci war nicht entgangen, dass er wieder bei Bewusstsein war, wie zum Gruß hob er seine Hand.
»Ihr werdet ein Weilchen so verharren müssen, Mylord. Nur damit Ihr seht, wie Demütigung schmeckt.« Er lachte. »Nein, ich werde Euch nicht töten, jedenfalls jetzt noch nicht. Ihr könnt mir noch nützlich sein, Mylord. Marjorie hat mir erzählt, was für ein Biest Hastings ist. Ich habe ihr gesagt, ich würde Euch nicht gleich umbringen, damit ich Euch foltern kann, falls Hastings meinen Wünschen nicht entspricht.«
Immer noch lachend setzte er sich mit seinem Pferd neben Hastings.
»Was für ein Jammerlappen Ihr seid!«, rief sie und richtete ihren Blick auf den Zwischenraum zwischen Marellas Ohren.
Er verstummte augenblicklich. Mit äußerster Ruhe fragte er sehr langsam: »Was habt Ihr da gesagt?«
»Ich sagte«, wiederholte sie und sah ihm ins Gesicht, »dass Ihr ein Jammerlappen seid. Ihr traut Euch nicht in seine Nähe, überlasst es einem Eurer Männer, ihn niederzuschlagen, bindet ihn auf sein Pferd, und jetzt, da er völlig wehrlos ist, lacht Ihr ihn aus. Ich bezweifle, dass Ihr den Mut hättet, Euch Severin selbst zu stellen. Er hätte ein leichtes Spiel mit Euch, denn Ihr seid nichts weiter als ein erbärmlicher Feigling.«
De Lucis Gesicht lief vor Wut dunkelrot an, und wurde dann langsam blass und blasser, während seine Augen tiefschwarz schimmerten. »O ja, Marjorie hatte mich gewarnt, dass Ihr ein Biest wäret«, sagte er langsam. »Aber ich sagte ihr, dass ich Euch schon zu nehmen wüsste. Es sei nur eine Frage der Strategie und des richtigen Augenblicks.« Er hob die Hand und schlug ihr so hart ins Gesicht, dass sie um ein Haar den Halt verloren und von Marella gestürzt wäre. Trist schaffte es nur mit Mühe, sich an ihr festzuhalten.
Er las in ihren Augen und schrie einem seiner Männer zu: »Ibac, halt sie fest!«
Sie war bereits aus ihrem Sattel und wollte sich gerade auf de Luci stürzen, als eine mächtige Hand sie von hinten packte und zurückzog. Der plötzliche Schmerz ließ sie aufstöhnen, doch dann presste sie die Lippen zusammen, ärgerlich über sich selbst, dass sie sich so hatte gehen lassen. Sie keuchte. »Ich werde Euch schon noch kriegen, mieser kleiner Hurensohn.«
Er schlug sie nicht noch einmal. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie er sich mit der behandschuhten Hand über den kurzen Bart strich.
Die übrigen Männer von de Luci blieben stumm. Nur der Mann, den de Luci Ibac genannt hatte, sagte schließlich zu ihr: »Hätte ich Euch nicht zurückgehalten, hättet Ihr ihn angegriffen. Ihr habt keine Waffe und seid nur eine Frau. Lord Richard ist gewalttätig und unberechenbar. Er lächelt Euch an und stößt Euch im nächsten Moment ein Messer zwischen die Rippen. Erst ist er gelassener als ein Mönch, und gleich darauf gebärdet er sich wie ein wildes Tier. Wie konntet Ihr so etwas tun?«
Hastings lächelte Ibac an. »Ihr seid kurz davor zu flüstern. Wäre es möglich, dass Ihr Angst vor diesem Verrückten habt?«
»Ich habe nicht gesagt, dass er verrückt ist«, widersprach Ibac und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Nein, er ist nicht verrückt. Es ist nur klug, sich nicht mit ihm anzulegen. Nehmt Euch vor ihm in Acht, Lady.«
Kurz bevor die Abenddämmerung in Dunkelheit überging, ließ de Luci anhalten. Hastig kamen seine Männer ihren Aufgaben nach.
»Macht ihn los«, verlangte Hastings, die sich neben Severin gestellt hatte.
De Luci nickte. »Er ist gerissen. Lasst ihn keinen Moment aus den Augen. Bindet ihn an den Baum dahinten und stellt zwei Wachen neben ihn.«
Severin glaubte, sein Magen müsse sein Inneres nach außen kehren. Einen Moment lang blieb er still stehen. Mit
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