Schloss der Liebe
die drei anderen Burgen ihres Vater- die nun ihm gehörten - besuchen und den Lehnseid seiner neuen Vasallen einfordern würde, um dann zu entscheiden, wer ihn in seiner Abwesenheit vertreten sollte. Sie fragte sich, ob es unter den alten Vasallen ihres Vaters wohl einige gab, die sich dem neuen Herrn verweigern würden.
Kapitel Fünf
Severin blieb einen Augenblick vor der Schlafzimmertür stehen. Er hatte Dame Agnes die Anweisung gegeben, das Zimmer von Hastings Vater gründlich säubern zu lassen, überrascht, dass sie sich noch nicht selbst darum gekümmert hatte. Dennoch war er sicher, dass ihre Dienerinnen ihr davon berichtet hatten. Doch als er vom Hof zurückkam, hatte sie ihn nicht im Gemach des Burgherrn erwartet.
Sie war nicht da, und das machte ihn wütend.
Seine Schulter schmerzte, aber nicht so stark, dass er sie heute Nacht nicht noch einmal nehmen konnte, denn das musste er tun - er hatte keine Wahl. Ob sie ihm auch dieses Mal vorwerfen würde, er benehme sich wie ein Tier? Gut möglich. Aber das war ihm gleichgültig. Er hatte Verpflichtungen, und die würde er erfüllen.
Er öffnete die Tür und betrat leise das kleine Zimmer, nur das Geräusch seiner Stiefel auf dem nackten Steinboden war zu hören. Sie stand vor den geöffneten Fensterläden ihres kleinen Fensters, durch das ein frischer Nachtwind hereinwehte und ihr Haar zerzauste. Noch immer trug sie ihr Kleid aus weicher grüner Wolle mit langen Ärmeln, doch ihr Haar hing offen über ihren Schultern. Hastings hatte wundervolles Haar, in dem alle Farbtöne von Hellblond bis Dunkelbraun schimmerten. Dicht, glänzend und weich war es. Vielleicht würde er es in dieser Nacht berühren, es zwischen seinen Fingern und an seinem Gesicht spüren. Er mochte Frauenhaar, wenn es sauber und wohlriechend war. Unwillkürlich streckte er die Hand aus,
ließ sie jedoch sofort wieder fallen, als ein stechender Schmerz seine Schulter durchbohrte. Er biss die Zähne zusammen, konzentrierte sich auf Hastings Rücken und kämpfte gegen den brennenden Schmerz an - so wie Gwent es ihm beigebracht hatte, als er in Jerusalem vom Messer eines Straßenräubers am Bein verletzt worden war.
Sie drehte sich nicht um, obwohl sie bemerkt hatte, dass jemand im Raum war. »Agnes? Schön, dass du gekommen bist. Ich möchte noch nicht ins Bett. Leiste mir noch eine Weile Gesellschaft und trink mit mir ein Glas von dem süßen Wein aus Aquitanien, den Graelam mitgebracht hat.«
»Ich bin nicht Agnes. Sie ist mir auf der Treppe begegnet und ich habe sie für heute entlassen.« Er spürte immer noch den Groll, der ihn erfüllt hatte, als die stolze alte Frau ihm nicht sofort gehorchen wollte, sondern ihn erst voller Zweifel gemustert hatte und sich dann anschickte, Einwände zu erheben. Aber dann hatte sie sich eines Besseren besonnen und vernünftigerweise geschwiegen - ganz im Gegensatz zu ihrer Herrin.
Langsam wandte sie sich zu ihm um. »Was tut Ihr hier? Was wollt Ihr?«
Er machte noch einen Schritt auf sie zu und nahm den berauschenden Duft einer Pflanze wahr, die er nicht zu benennen wusste. Übertrieben langsam und deutlich, als spräche er mit einer Schwachsinnigen, sagte er: »Ich bin Euer Herr. Ich bin Euer Ehemann. Warum seid Ihr immer noch hier in Eurem Mädchenzimmer? Es riecht seltsam hier, nach all den Kräutern, die Ihr sammelt und zermahlt. Ihr werdet mir jetzt ins große Schlafzimmer folgen. Wenn Ihr mir keinen Ärger bereitet und Euch gehorsam zeigt, will ich Euch vielleicht erlauben, diesen Raum für Eure Kräuter zu nutzen.«
»Aha«, entgegnete sie und hatte die Stirn, gleichgültig die Schultern zu zucken. »So rasch habt Ihr also vergessen, dass Ihr die Versorgung Eurer Wunde diesen Kräutern und meiner Heilkunst zu verdanken habt? Ich bezweifle, dass Ihr so dumm seid, sie wegschaffen zu lassen.«
Er hatte große Lust, sie zu erwürgen. Die Hände an seinen Seiten ballten sich zu Fäusten. Sie sah es und er bemerkte befriedigt, dass sie erbleichte. Ausgezeichnet, sollte sie ihn nur fürchten. Er würde ihr nichts durchgehen lassen, mit Ausnahme von Sanftmut und Fügsamkeit. Das war es, was er bei ihrer Vermählung erwartet hatte, aber bisher war davon noch nichts zu spüren gewesen. Nun gut, von nun an würde das Blatt sich wenden. Da äugte Trist aus seiner offenen Tunika und streckte eine Pfote nach ihr aus.
Sie lachte und ließ ihre Finger vor ihm tanzen. »Ich habe Wein da. Mag Trist gern Wein?«
Dieser verflixte Marder. Er hatte völlig
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