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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bringt.«
    »Nicht nur Ihr, Severin.«
    »Ihr braucht ihn nicht zu foltern«, warf Hastings ein. »Ich benötige nur einige Minuten, und er wird Euch mit Freuden seine dunkelsten Geheimnisse preisgeben.«
    Severin knurrte, was Trist veranlasste, den Kopf zu heben und Hastings anzusehen. Gedankenverloren streckte sie die Hand nach ihm aus und strich ihm leicht über den Kopf. Zu Severins Entsetzen schloss der Marder die Augen, ließ seinen Kopf wieder auf den Bauch seines Herrn sinken und streckte seine kurzen Beine zu dessen Nabel hin.
    »Und wie wollt Ihr das anstellen?«
    »Ich gebe ihm ein wenig süßes Bier zu trinken, das den bitteren Geschmack von Alraune und Schafgarbe überdeckt. Nach wenigen Minuten wird sich ihm sein Innerstes nach außen wenden. Niemand hält das lange aus. Ich werde ihm ein Gegenmittel versprechen, wenn er die Wahrheit sagt.«
    »Ich glaube Euch nicht«, sagte Severin. »Was könntet Ihr ihm geben, das bewirkt, dass er zu speien aufhört?«
    »Akelei mit einer Spur Enzian. Ich zerreibe die Blüten und verrühre das Pulver mit saurem Bier. Es scheint, dass Enzian erst den Geist und dann den Magen beruhigt. Auch Ihr habt die Wirkung eben am eigenen Leib erfahren.«
    »Ah, du meinst Bitterwurz. Meine Kassia benutzt es ebenfalls«, sagte Graelam. »Erst neulich, als unser Harry Bauchweh hatte, hat sie sich beklagt, dass ihr Rezept nicht wirksam genug sei.«
    Sie lächelte. »Ich werde ihr meines schicken.«
    Severin fluchte und beide wandten sich zu ihm um. Mit hochgezogenen Augenbrauen bemerkte Graelam: »Fasst Euch, Severin. Dank Hastings' Pflege werdet Ihr schneller gesund werden, als Ihr verdient. Wie steht es, Hastings, wärest du so freundlich, für unseren Gefangenen etwas von deinem Magengift vorzubereiten?«
    »Aber gern. Ich brauche nur etwas Zeit, um die Blätter zu zerstoßen und einen Sud zu kochen.«
    »Nein! Das werde ich nicht zulassen. Ich werde zu ihm gehen und ...«
    »Und was? Ihm die Fingernägel ausreißen? Ihn mit der Peitsche schlagen, bis er blutet? Ihn womöglich töten, ohne ein Wort aus ihm herausgebracht zu haben?«
    »Das geht Euch nichts an, verflucht. Ich bin derjenige, der hier das Sagen hat. Ihr werdet endlich Euren vorlauten Mund halten und, bis ...«
    In diesem Moment arbeitete sich Trist zu Severins Brust hoch, rieb sein Kinn an Severins Kinn und legte sich auf Severins Mund, während sich sein langer Schwanz um das Ohr seines Herrn ringelte.
    »Trinkt noch etwas Enzian«, schlug Hastings vor. »Das wird Euch beruhigen.« Aber es war Graelam, der Trist sanft zur Seite schob und Severin den Trank an den Mund hielt. Er rührte sich nicht vom Fleck, ehe Severin den Becher nicht bis auf den letzten Tropfen geleert hatte. »Diese Hexe wird mich noch vergiften«, murmelte er, bevor er die Augen schloss.
    »Nein, ich werde Euch nicht vergiften. Viel lieber würde ich Euch die Schaufel über den Kopf schlagen.«
    Seine Augen waren fest geschlossen. Sein Atem wurde tiefer.
    Hastings blickte zu ihm hinunter und sagte: »Der erste Schluck Enzian hat bei ihm kaum gewirkt. Dieser Mann hält wirklich einiges aus.«
    »Ja«, antwortete Graelam bedächtig.
    Fünf Minuten lang würgte der Mann alles heraus, was er in sich hatte, dann flehte er sie an, ihn von den Krämpfen zu befreien. Er lag auf der Seite in Lachen seines eigenen Erbrochenen, umklammerte seinen Bauch und winselte: »Bitte, gute Frau, bitte helft mir. Ich werde Euch alles sagen, was Ihr wollt. Bitte.«
    Hastings lächelte Graelam und Severin zu, betrachtete die jämmerliche Gestalt und stand auf.
    Sie zerstampfte die Enzianblüten zu feinem Pulver und verrührte es mit warmem Bier, das sie in der Sonne hatte stehen lassen. Während sie den Becher schwenkte, beobachtete sie Severin, wie er über dem Mann stand, darauf bedacht, nicht in dessen Mageninhalt zu treten. Ein gutes Dutzend anderer Männer stand im Kreis um sie herum. Über ihnen brannte die Sonne. Der stechende Geruch war kaum zu ertragen.
    Es war Graelams Vorschlag gewesen, den Mann nach draußen zu bringen. Wozu unnötig das Verlies verschmutzen?
    »Es ist nicht wahr, dass du aus dem Dorf bist. Sag mir, wo dein Herr ist und was er im Schilde führt.«
    Der Mann wurde blass. Gehetzt flogen seine Augen über die Soldaten, die ihn umringten. Abwehrend wollte er den Kopf schütteln, doch sein Magen krampfte sich erneut erbarmungslos zusammen und zwang ihn Luft hervorzuwürgen; sonst war nichts mehr in seinem Inneren übrig war. Als er mühsam

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