Schloss der Liebe
hoch. »Wenn Ihr mir Gewalt antut, wenn Ihr mich demütigt, werde ich Euch das nie verzeihen.«
»Ihr sagtet bereits, dass Ihr mir niemals vergeben würdet. Habt Ihr Euer Versprechen von gestern Nacht schon vergessen?«
»Das hier ist schlimmer. Ihr würdet mich zutiefst erniedrigen und ich werde es nicht erdulden. Lasst mich, Severin.«
»Habt Ihr Leibkrämpfe?«
»Was versteht Ihr davon?«
»Verflucht, haltet Ihr mich für einen Schwachkopf?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Männer etwas von solchen Dingen wissen, und wenn, dass sie es nicht zugeben würden, weil sie es abstoßend finden. Männer wollen diese Sachen über Frauen nicht erfahren. Jedenfalls ist es ihnen gleichgültig. Dieses Mal habe ich keine Krämpfe.«
»Ich finde es nicht abstoßend. Kommt mit mir. Ich möchte mit Euch schlafen. Wann immer ich das Bedürfnis habe, Euch beizuwohnen, werdet Ihr mir willig Folge leisten und Euch mir hingeben, wie ich es wünsche.« Er wollte sie gerade hochheben und über die Schulter werfen, als er Trists Krallen an seinem Bein spürte. Der Marder kletterte an seinem Bein empor, sprang leicht wie eine Feder über seine verwundete Schulter und ließ sich an seinem Hals nieder. Laute Schreie ausstoßend rieb er seine Schnurrhaare an Severins Wange.
Severin fluchte. »Das ist mehr, als ein Mann ertragen kann«, schimpfte er, doch unternahm er keinen Versuch, den Marder von seiner Schulter zu holen. Er sah zu Hastings hinunter. Langsam ließ er sie los. »Ihr werdet einige blaue Flecken auf Euren Armen davongetragen haben. Gibt es dafür auch ein Mittel?«
Sie nickte.
»Gut. Ist das der Grund, warum Ihr denkt, dass ich die Gefühle eines Hundes habe? Weil ich nicht gleich verstanden habe, dass Ihr Eure Blutung habt? Weil es mir einerlei ist, Euch zu nehmen, auch wenn Ihr blutet?« Er zuckte die Schultern. »Ihr habt Recht. Einen Mann kümmert so etwas nicht. Weshalb sollte es? Dass Blut aus dem Körper einer Frau kommt, ist etwas ganz Natürliches, es macht keinen Unterschied. Wie ich schon sagte, es ist nicht abstoßend. Wenn es das ist, was Euch Sorgen bereitet, könnt Ihr ganz beruhigt sein.«
»Es hat nichts mit Sorge zu tun, es wäre einfach grauenvoll.«
»Was versteht Ihr schon davon.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Über die Schulter sagte er: »Bis gestern Nacht wart Ihr noch Jungfrau. Ihr seid es, die nichts von diesen Dingen weiß.«
»Heißt das, dass Ihr schon einmal mit einer Frau geschlafen habt, die ihre Monatsblutung hatte?«
»Sicher. Manchmal geht es eben nicht anders.« Wieder zuckte er mit den Schultern, was er mit einem scharfen Schmerz büßte. Er spürte, wie ein Stöhnen in ihm aufstieg, doch unterdrückte er es gerade noch rechtzeitig. Der Schmerz bohrte sich mit aller Macht in seine Schulter und wollte ihn zwingen, sich zusammenzukrümmen, aber das würde er nicht zulassen. Er fragte sich, ob er überhaupt in der Lage wäre, sie zu nehmen. Nun, es war besser, zu warten. Morgen Nacht, wenn er wieder ganz bei Kräften war und seine Schulter nicht mehr brannte wie des Teufels eigener Schwanz, würde genug Lust in seinen Lenden sein, um seine Rute schwellen zu lassen, und er könnte immer noch seine Pflicht erfüllen. Der Gedanke, es zu versuchen und zu versagen, war schlicht unvorstellbar. Er würde sich heute Nacht schonen, was nicht bedeutete, dass er ihr eine Gnadenfrist einräumte. Abrupt wandte er sich zum Gehen und verließ das Zimmer.
Sie stand da und starrte auf die geschlossene Tür. Was für ein eigenartiger Mann. In ihrem Innersten war sie sich völlig sicher, dass er nicht gezögert hätte, sie zu demütigen, wenn der Marder nicht dazwischen gekommen wäre. Am Morgen würde sie Trist einen ganz besonders schmackhaften Schweinebraten zubereiten. Sie wusste, dass Marder niemals alles auffraßen, sondern von dem Rest immer einen kleinen Vorrat für magere Zeiten anlegten. Hoffentlich fand sie nicht eines Tages in irgendeinem Winkel des Wohnturms ein Versteck mit faulendem Fleisch.
Wie stark die Schmerzen in Severins Schulter wohl sein mochten? Inständig hoffte sie, dass die Wunde ihm heute Nacht ordentlich zusetzte.
Die Sonne erschien gerade über dem Horizont, als Graelam sie weckte.
»Hastings, komm schnell. Severin hat hohes Fieber.«
Sie nickte nur und stieg aus dem Bett. Gestern hatte sie ihm noch die Pest an den Hals gewünscht, aber jetzt, da es ihm tatsächlich schlecht ging, machte sie sich doch Sorgen. Sie eilte zu ihrer Kommode, bei
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