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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Tracht Prügel hier und da vielleicht, aber sie töten - niemals.
    Er wollte ihr das sagen und ihr wenigstens einen einzigen Befehl geben, aber er brachte nicht den Willen auf, die Augen zu öffnen und ihr verstehen zu geben, wie unpassend er es fand, dass sie mit Graelam auf so vertraute Weise umging. Schließlich war sie nicht mit Graelam verheiratet. Er wünschte, Graelam würde ihr sagen, dass Severin keineswegs die Gefühle eines Hundes hatte.
    Doch das war nicht alles. Richtig, er wollte auch klarstellen, dass er auch ohne ihre Mittelchen gesund werden konnte. Er wollte ihr nicht zu Dank verpflichtet sein müssen, auch wenn es ihm ohnehin nicht einfallen würde, ihr für irgendetwas zu danken. Aber der Becher war an seinen Lippen, und er fühlte, wie ihre Finger seinen Mund aufdrückten. Er war zu kraftlos, um Widerstand zu leisten.
    Als er den Becher geleert hatte und Hastings sicher sein konnte, dass er ruhig schlafen würde, rief Graelam nach Gwent, der zu Severins Gefolge gehörte, und wies ihn an, ein wachsames Auge auf den Kranken zu haben. Gwent war ein wahrer Hüne von einem Mann und überragte sogar Graelam. Seine Vorderzähne standen weit auseinander und sein Kinn zierte ein tiefes Grübchen. Er hatte schaufelgroße Hände und ging, trotz seines stets barschen Tonfalls, sowohl mit Severin als auch mit Trist sehr freundlich um. Was Hastings aber mit großer Erleichterung feststellte, war, dass der Marder ihn mochte. Sie wusste Severin also in guten Händen.
    »Ich werde Euch etwas Bier und Brot bringen, Gwent, und für Trist werde ich schon auch etwas Gutes auftreiben.«
    »Der kleine Lord liebt kurzgegarte Eier, die innen noch nicht fest und sehr heiß sind, das Weiße und Gelbe müssen ein bisschen klebrig sein. Einmal war das Eigelb zu fest, und Trist hat alles auf den Rücken meiner Hand gespuckt. Ich dachte nur, ich sollte Euch vielleicht warnen. Aber denkt nicht, der Marder sei verwöhnt, es ist nur so, dass es Severin Freude macht, ihm jeden Wunsch zu erfüllen.«
    Ein kleiner Lord fürwahr, dachte Hastings bei sich. »Seid Ihr schon lange bei Lord Severin, Gwent?«
    »Seit er ein siebzehnjähriger Bursche war. Er war gerade ins Heilige Land gekommen. Die Sarazenen hatten uns in einen Hinterhalt gelockt, und er hat mir das Leben gerettet. Mein damaliger Herr war dabei ums Leben gekommen. Am selben Tag habe ich ihm die Treue geschworen. Mit Severin habe ich noch nicht einen langweiligen Tag erlebt.«
    Natürlich hatte Gwent sich mit ihm nicht gelangweilt, dachte Severin, dessen Hirn sich wie Sand anfühlte, der durch die Löcher eines Siebs rieselte, wenn man von jenen grauenhaften Tagen im Kerker in Rouen absah. Warum fragte sie Gwent all diese Dinge? Wenn er wieder er selbst war, würde er schon dafür sorgen, dass sie die Nase in ihre eigenen Angelegenheiten steckte - warum wurden Frauen nur von solcher Neugier getrieben? Er wollte ihr sagen, dass Gwent sie beschützen würde, solange er außer Gefecht gesetzt war, aber warum sollte er? Nein, dachte er, er würde schweigen wie ein Grab. Tief einamtend fühlte er, wie unerbittliche Leere erneut von seinem Hirn Besitz ergriff.
    Hastings wünschte, sie könnte bleiben - es gab so viele Fragen über das Leben Severins seit dessen siebzehntem Lebensjahr, die sie Gwent zu gern gestellt hätte, aber es ging nicht. Es war schon spät, sie musste den Dienstboten sagen, was zu tun war. Sie hatte mit dem Koch zu sprechen. MacDear, ein bärenstarker, untersetzter Schotte, verstand sich vortrefflich auf gebratenen Kapaun mit in Honig gewälzten Mandeln. So kundig sie im Anwenden von Heilpflanzen war, so kunstfertig war er im Umgang mit Gewürzen.
    Sie beugte sich über Severin, berührte mit der Hand seine Wange, die sich kühl anfühlte, und überließ ihn Gwents Obhut. Er schlief nun tief und fest. Er würde überleben.

Kapitel Sechs
    »Ich verstehe«, sagte Severin zu Graelam. »Ihr müsst Euch auf den Weg machen. Ihr und Eure Männer werden allmählich unruhig.«
    »Ich werde Euch morgen verlassen, wenn ich mich davon überzeugt habe, dass Ihr kein Fieber mehr habt. Hastings sagte mir zwar, dass Ihr es überstanden habt, aber auch sie kann sich irren. Ich muss zu Edward in London und ihm mitteilen, dass alles gut gegangen ist.«
    »Ich hoffe, dieser Hurensohn Richard de Luci sucht bald das Weite.«
    Graelam streifte seine Stulpenhandschuhe über und sagte: »Der Mann, dessen Leben Ihr verschont habt, wird ihm berichten, dass die Erbin von Oxborough

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