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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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der auf jeder der zahllosen Schubladen fein säuberlich verzeichnet war, welche Heilpflanze sich in ihr befand. Über die Schulter sagte sie: »Ich mache ihm einen Enziantee.« Sie nahm eine Handvoll dunkelbraune getrocknete Blätter aus einer der Schubfächer und stand auf. »Geh nach unten und sag Margaret - sie hilft in der Küche, soweit er sich überhaupt helfen lässt -, sie soll etwas Wasser heiß machen. Ich komme sofort nach.«
    Er nickte und verließ das Zimmer.
    Als Hastings, in aller Eile in ihren alten Schlafrock gewickelt, ein paar Minuten später in das große Schlafzimmer trat, blieb sie einen Moment stehen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auf dem Kissen neben Severins Kopf saß der Marder und hielt seine Pfote ausgestreckt, als wolle er mit ihr über das Gesicht seines Herrn streichen. Er wirkte traurig und bedrückt. Leise mauzend sah er zu ihr hinüber.
    »Mach dir keine Sorgen, Trist, dein Herr wird bald wieder gesund sein. Er ist viel zu boshaft, um ernsthaft krank zu werden, da bin ich mir sicher.« Zumindest hoffte sie das. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was Graelam und der König beschließen würden, wenn er sterben sollte. Womöglich würden sie einen noch viel widerwärtigeren Mann für sie finden, als es Severin war. Severin war immerhin jung und sah gut aus. »Der Sud hat lange genug gezogen - ich habe bis zweihundert gezählt. Ich seihe ihn jetzt ab. Er sollte ihn trinken, solange er noch heiß ist.«
    Graelam stützte Severins Kopf, während sie ihm langsam den Kräutersud einflößte. Das Fieber warf ihn hin und her. Er glühte so sehr, dass er alle Decken von sich geworfen hatte. Nur noch ein Laken bedeckte ihn bis zum Bauch, sonst war er nackt.
    Sie setzte sich neben ihn und fuhr fort, ihm geduldig Schluck für Schluck das Mittel zu verabreichen.
    Als er alles getrunken hatte, sagte sie: »Wir müssen ihn mit kaltem Wasser abwaschen. Die Heilerin hat es mir letztes Jahr beigebracht, als einer der Soldaten krank war.«
    »Hat er überlebt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er war zu krank, es war nicht nur das Fieber, das ihm zusetzte.«
    Hastings wrang die nassen, kalten Tücher aus und reichte sie Graelam.
    »Ein stattlicher Mann«, stöhnte Graelam nach fast einer Stunde Arbeit und streckte sich.
    »O ja, er ist fast so groß wie du. Um deiner Frau willen kann ich nur hoffen, dass du niemals Fieber bekommst. Lass mich nach seiner Wunde sehen.« Sie wickelte den Verband ab. »Dieser Mann ist unglaublich. Sieh dir nur das rosa Gewebe an. Ich habe noch nie eine Verletzung so schnell heilen gesehen.« Sie bedeckte die Wunde mit getrockneten Brombeerblüten und legte die Binde wieder an.
    »Aber wie kommt es dann, dass er Fieber bekommen hat?«
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich weiß niemand genau, warum es manche trifft und andere nicht. Möglicherweise lag es ja an seiner griesgrämigen Stimmung. Er war gestern Abend sehr wütend auf mich. Er kam in mein Zimmer und drohte mir. Am Ende wird er noch denken, ich hätte ihn verflucht und ihm das Fieber angehext. Ich glaube, der Gedanke gefällt mir.«
    »Was willst du damit sagen, er kam in dein Zimmer? Er hat kein Wort darüber verloren, dass er noch zu dir wollte. Wir haben noch bis nach Mitternacht Schach gespielt.«
    »Ach, nichts«, antwortete sie nur.
    »Du wirst ja rot, Hastings. Was ist passiert? Womit hat er dir gedroht? War er grob zu dir? Hat er dir wehgetan?«
    »Ich glaube, das hätte er gern, aber nein, er hat mir nichts getan. Er hat mich angebrüllt und ist schließlich davongestürmt. Er ist selbst schuld, dass er Fieber bekommen hat.«
    Der Marder winselte und streckte ihnen eine Pfote entgegen.
    Severin hatte zu zittern begonnen, die verzehrende Hitze war einer namenlosen Kälte gewichen, die ihn von innen erfrieren ließ. Das Gewicht der viel zu vielen Decken lastete auf ihm wie Blei und drückte ihn immer tiefer in die Eishölle, die in seinem Inneren herrschte. Die Last wurde unerträglich, aber er hatte nicht die Kraft, sie abzuwerfen. Ganz aus der Nähe drang ein eigenartiges Geräusch an sein Ohr - es kam näher und näher, bis ihm klar wurde, dass es das Klappern seiner Zähne war, was er da hörte. Er hasste es, völlig hilflos und dieser bitteren Kälte ausgesetzt zu sein, aber er konnte nichts dagegen tun. Seine Sinne schwanden und ließen ihn im Elend zurück, ohne dass es ihm möglich war, sich dagegen zu wehren.
    Plötzlich fühlte er etwas Warmes neben sich und er drückte sein

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