Schloss der Liebe
nächsten Morgen aufwachte, war er da, streichelte sanft über ihre Schultern, strich über die Vertiefungen und knochigen Erhebungen und küsste die pulsierende Stelle an ihrem Hals.
»Du hast mich nicht geweckt«, sagte sie lächelnd und berührte seinen Mund mit den Fingerspitzen.
»Nein«, antwortete er, ließ sich zurückfallen und starrte an die Decke, die im frühen Morgenlicht allmählich erkennbar wurde. »Der Sturm ist vorüber.«
Sie merkte, dass ihn irgendetwas beschäftigte, und wartete schweigend.
»Ich muss unbedingt zu diesem Rosehaven. Niemand weiß, was oder wer sich dahinter verbirgt. Dein Vater ist drei- oder viermal im Jahr dort gewesen und hat jedesmal Geld mitgenommen. Ich werde noch heute Morgen aufbrechen.«
»Hast du es bereut, dass ich dich nach Langthorne begleitet habe?«
Er antwortete nicht gleich. Schließlich sah er sie an und sagte: »Ich weiß nicht, was uns auf Rosehaven erwartet. Ich möchte dich keinen Gefahren aussetzen.«
»Wie kann ich in Gefahr geraten, wenn du in meiner Nähe bist?«
»Du schmeichelst mir, Hastings, um deinen Willen durchzusetzen. Aber sag mir, warum möchtest du dorthin?«
»Ich möchte wissen, wer sich dort aufhält. Ich weiß, dass mein Vater unermüdlich über viele Jahre diesen Ort aufgesucht hat, immer wieder. Irgendetwas muss ihn da hingezogen haben. Etwas, das er König Edward schuldig war? Eine Schuld einem Freund gegenüber, den ich nicht kenne? Eine Geliebte?«
»Ich vermute, er hatte dort eine Geliebte. Sie kann nicht besonders jung und reizvoll sein, nachdem er sie schon so viele Jahre besucht hat. Oder er hatte mehrere Frauen und hat sich jeweils der alten entledigt und sich eine neue gesucht. Aber warum hat er sich nicht einfach eine Mätresse auf Oxborough zugelegt? Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es eine Geliebte ist, für die er diese Reisen immer wieder unternommen hat. Es gibt keine andere vernünftige Antwort.«
Ganz leise sagte sie: »Ich kann unmöglich ohne dich hier Zurückbleiben. Mein Hunger nach dir ist unstillbar, und ihn zu stillen, gehört zweifellos zu deinen Pflichten als Ehemann.«
Verblüfft sah er sie an und lachte dann. »Das ist also deine Art, dich mir zu fügen, um dann von mir zu bekommen, was du brauchst. Also gut, Hastings, ich werde dich nach Rosehaven mitnehmen und zusehen, dass dein unersättliches Verlangen befriedigt wird.«
»Wird Trist mit uns kommen? Als wir in Langthorne waren, hat er mir so gefehlt.«
»Ich werde die Frage eingehend mit ihm erörtern.«
Er küsste sie und drang dann ganz langsam in sie ein. Erst als er die Diener vor dem Schlafgemach hörte, zog er sich zurück. Ihr fiel auf, dass Trist nicht bei ihnen gewesen war, als Severin sie in die Kunst der wilden Liebe eingeführt hatte.
»Ist es das, was du brauchst, Hastings?«
»Ja, Mylord. Du bist so großzügig und voller Güte. Ich bin die glücklichste aller Frauen.«
Er warf seine neue blaue Tunika nach ihr, doch sie fing sie auf und glättete sie. »Sie wird dir jetzt passen«, sagte sie, zufrieden mit ihrem Werk, und reichte sie ihm zurück.
Seine Frau hatte die Tunika für ihn genäht, dachte er beim Anziehen. Sie war aus feiner und sehr weicher Wolle. Bestimmt würde sie Trist gefallen. Er fragte sich, wo der Marder war. Er hatte schon zwei Nächte nicht mehr bei ihnen geschlafen. Die Tunika passte wie angegossen. Fröhlich pfeifend verließ er das Zimmer und sagte im Gehen: »Beim Mittagsläuten brechen wir auf.«
Doch es sollte anders kommen.
»Mylord«, rief Alart von seinem Turm oberhalb des Schutzwalls, »Männer aus Sedgewick nähern sich Oxborough.«
»Aus Sedgewick?«, wiederholte Severin nachdenklich. »Ich bin gespannt, was sie wollen. Hoffentlich ist Sir Alan nicht in Schwierigkeiten.«
Severin kannte den Mann, der an der Spitze ritt. Sein Name war Remis. Er kam in die Jahre, war aber immer noch stark, verlässlich und loyal. Während die Männer beträchtlichen Abstand von den Außenmauern hielten, kam Remis etwas näher heran, ehe er anhielt und rief: »Mylord, auf Sedgewick ist das Schweißfieber ausgebrochen! Ich habe das Kind Eloise, Lady Marjorie und weitere zehn Männer mitgebracht, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist. Sir Alan bestand darauf, zu bleiben. Als er uns befahl, nach Oxborough zu reiten, war er noch nicht krank.«
Trist steckte den Kopf aus Severins Tunika, nahm Remis' Witterung auf und drückte seinen Kopf an den Hals seines Herrn. »Ihr habt richtig
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