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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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betrat.
    “Guten Morgen, Mister Powell”, erwiderte Camilla. Wie kam Laura nur dazu, Jason als Hexenmeister zu bezeichnen? Er hatte nichts, aber auch gar nichts an sich, das ihn von anderen Menschen unterschied. Nein, sie mußte etwas unternehmen, bevor sich Laura völlig in ihren Fantastereien verlor.
    Der Stallmeister half ihr beim Aufsitzen und schwang sich dann selbst in den Sattel. Hintereinander ritten sie aus dem Hof, durchquerten den Park und galoppierten die Auffahrt entlang. Es war ein wunderschöner Tag, wie geschaffen für einen Ausritt.
    Sie folgten eine Weile der Straße und bogen dann in einen schmalen Reitpfad ein, der durch den Wald auf die Klippen zuführte, die sich rund fünf Kilometer von Danemore Castle entlang zogen.
    In der Nähe der Klippen brachte Jason seinen Rappen zum Stehen. Camilla hielt neben ihm. Tief atmete sie die würzige Seeluft ein, während der Wind sanft ihre Haare zerwühlte. Mit einer anmutigen Bewegung strich sie sie zurück.
    “Reiten wir ein Stückchen an den Klippen entlang”, schlug der Stallmeister vor.
    “Einverstanden.” Sie lächelte ihm zu.
    Schon bald erreichten sie die alte Mühle, die sich auf einem Felsvorsprung erhob. Die junge Frau spürte, wie sie langsam ruhiger wurde. Sie ließ sich noch einmal Minute für Minute des Vormittags durch den Kopf gehen. Sie empfand keinen Zorn mehr, weil Laura die Puppe einfach genommen hatte, jedoch eine tiefe Traurigkeit. Laura entfernte sich von ihr. Cathy beherrschte einen immer größeren Teil ihres Seins. Sie mußte endlich einen Weg finden, ihr zu helfen.
    In der Nähe der Mühle ließ sich Jason aus dem Sattel gleiten. Er band seinen Rappen am Zaun fest, dann half er Camilla beim Absteigen. Seine Hände ruhten etwas länger, als es nötig gewesen wäre, an ihrer Taille. “Was haben Sie heute vormittag?” fragte er. “Über wen haben Sie sich geärgert?” Er blickte ihr in die Augen. “Hoffentlich nicht über mich.”
    “Warum sollte ich mich über Sie ärgern, Mister Powell?” Camilla schüttelte den Kopf. “Es ist nichts”, behauptete sie, weil sie nicht vorhatte, mit ihm über Laura zu sprechen.
    Jason antwortete ihr nicht. Er nahm ihre Hand und führte sie einen ziemlich holprigen und steilen Pfad zum Strand hinunter. Sie zogen sich die Schuhe aus und gingen durch den weichen Sand zum Wasser.
    Jason bückte sich nach einem besonders schönen Stein. Er hielt ihn ins Licht. “Schauen Sie nur, das Farbenspiel.”
    Camilla berührte den Stein mit ihrem Zeigefinger. “Ja, er ist sehr schön.”
    “Er gehört Ihnen.” Er drückte ihr den Stein in die Hand und hielt ihre Finger umschlossen. “Was ist mit Ihrer Schwester?” fragte er.
    Sie runzelte verblüfft die Stirn. “Woher wissen Sie, daß ich mir über meine Schwester Gedanken mache?” fragte sie.
    “Nennen Sie es Intuition”, schlug er vor. “Was ist passiert?”
    Camilla war noch immer nicht bereit, mit ihm darüber zu sprechen. Auch wenn sie ihn mochte, sehr mochte sogar, er gehörte nicht zur Familie, er war ein Fremder.
    “Miß Corman, Sie können mir vertrauen.” Er berührte ihre Schulter.
    Natürlich konnte sie ihm vertrauen, das wußte sie. Camilla nickte. Dann erzählte sie ihm, daß sich Laura eine unsichtbare Freundin einbildete. “Sie denkt, daß ein Mädchen, das vor über hundert Jahren gestorben ist, mit ihr spricht. Sie glaubt es sogar zu sehen.”
    Die Lippen des Stallmeisters umhuschte ein Lächeln. “Cathys Geschichte ist mir bekannt”, erwiderte er. “In einem Haushalt wie dem der Danemores bleibt so etwas natürlich nicht geheim. Ich habe auch davon gehört, daß Laura viel von Cathy spricht.” Er hob die Schultern. “Dienstboten haben Ohren, und es gibt nichts, was für die Leute interessanter ist als ein angeblicher Spuk. Ich weiß sogar, daß Laura Cathys Puppe gefunden hat.”
    “Was halten Sie von dieser Geschichte?” fragte Camilla.
    “An und für sich kann ich mir da kein Urteil erlauben”, antwortete er, “aber immerhin leben wir in einem Land, in dem der Glaube an übernatürliche Dinge eine lange Tradition hat.”
    “Mag sein, nur beginnt Laura langsam, den Sinn für die Realität zu verlieren. Ist Ihnen nicht aufgefallen, daß sie keine Lust mehr hat, mit Ihnen auszureiten?”
    “Ja.”
    “Laura sagte mit heute, Cathy hätte vor sie vor Ihnen gewarnt, Mister Powell. Sie seien…” Camilla brachte es nicht fertig, das Wort Hexenmeister in seiner Gegenwart auszusprechen. “Angeblich hätte Cathy

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