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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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einen Blick in die Chronik. Es war von Cathy die Rede. “Glauben Sie an derartigen Spuk”, fragte sie.
    “Ja und nein”, erwiderte er. “Davon abgesehen, haben mich übernatürliche Dinge schon immer interessiert. Und seit Laura die Puppe und das Bild gefunden hat, muß ich ständig darüber nachdenken.” Er schlug leicht mit der Hand auf die Chronik. “Unser normaler Menschenverstand weigert sich, daran zu glauben, daß es wirklich jemandem möglich gewesen sein soll, Kinderseelen in Bilder zu bannen, aber ich habe nicht den geringsten Grund, an den Worten des Earl of Danemore zu zweifeln. Er war schließlich dabei, als das Bild von der Wand fiel.”
    “Ich zweifle auch nicht daran, obwohl ich mir gleichzeitig sage, daß so etwas nicht sein kann”, gestand Camilla. “Es ist alles so verworren, und Cathy…” Sie schüttelte den Kopf. “Laura hat von dieser Geschichte nichts gewußt, als sie in London von Cathy träumte und später im Koma ständig Cathys Namen rief.” Sie dachte an den weißlichen Nebel, den sie oben in Cathys Zimmer gesehen hatte. “Laura…” Sie unterbrach sich. “Lassen wir das”, meinte sie. “Wir werden dieses Rätsel ohnehin niemals aufklären können.”
    Roger Gordon stand auf, schlug die Chronik zu und stellte sie in den Schrank zurück. Nachdenklich sah er sie an. “Sie mögen mich nicht”, stellte er fest.
    Die junge Frau fühlte sich ertappt. Andererseits war sie sich nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich nicht mochte. Sie dachte daran, wie sie den Ausflug mit ihm genossen hatte. “Um ehrlich zu sein, Mister Gordon, ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll”, erwiderte sie.
    “Das könnte man doch ändern”, schlug er vor. “Ich wüßte auch schon wie. Wir sollten uns einfach näher kennenlernen. Hätten Sie Lust, mit mir nach Penrith zu fahren? In der alten Festungsruine gibt das Londoner Symphonieorchester am Sonntag abend ein Konzert. Ich habe einen Freund bei diesem Orchester. Wie ich ihn kenne, hat er bestimmt noch zwei Karten für uns.”
    Camilla liebte das Londoner Symphonieorchester. Zu Hause in London versäumte sie kaum eines seiner Konzerte. Außerdem mochte es ganz interessant sein, mit Roger auszugehen. Wenn sie sich näher mit ihm befaßte, konnte sie unter Umständen sogar herausfinden, was mit ihm nicht stimmte. “Ja, warum nicht?” fragte sie deshalb. “Ein Konzert in einer Festungsruine hat sicher etwas Reizvolles.”
    “Wundervoll.” Er umfaßte spontan ihre Schultern.
    In diesem Augenblick kam der Earl of Danemore in die Bibliothek. Sein Schritt stockte, als er Camilla mit Roger Gordon sah. Diskret hüstelte er.
    Roger ließ die Hände sinken. “Ich habe ein wenig in der Chronik gelesen, Sir”, sagte er.
    “Und ich wollte mir ein Buch holen, James”, fügte Camilla völlig überflüssigerweise hinzu. Sie trat an das Regal mit den Kriminalromanen.
    Roger verließ die Bibliothek.
    Der Earl of Danemore machte sich an dem Schrank zu schaffen, in dem die Familienpapiere aufbewahrt wurden. “Ihr scheint euch jetzt besser zu verstehen, ich meine Mister Gordon und du”, bemerkte er nach einer Weile.
    Camilla wandte sich ihm zu. “Das sieht nur so aus, James”, behauptete sie. “Ich traue ihm nach wie vor nicht.”
    “Mister Gordon ist über jeden Zweifel erhaben, Camilla”, meinte der Earl und griff nach dem Buch, das sie ausgewählt hatte. “Nicht schlecht. Ich habe es vor ungefähr zwei Jahren gelesen. Ich wußte fast bis zur letzten Seite nicht, wer der Mörder ist. - Aber warte, ich habe noch ein besseres Buch für dich.” Er öffnete einen Schrank und zog einen dicken Band mit Kriminalgeschichten heraus. “Das solltest du unbedingt lesen.”
    “Danke, ich nehme es mit nach oben.” Camilla spürte, daß sich ihr Gesicht gerötet hatte. Sie hoffte, daß es James nicht bemerken würde. “Mister Gordon hat mich zu einem Konzert nach Penrith eingeladen”, sagte sie. “Ich habe angenommen.”
    “Das freut mich. Ich schätze den jungen Mann sehr. Mit den Zwillingen kommt er fabelhaft zurecht, auch wenn sie ihn als Lehrer nicht mögen.” Der Earl lachte. “Was ich nur zu gut verstehen kann. Ferienunterricht hätte mich auch nicht begeistert.”
    “Ich habe die Einladung nur angenommen, um mehr über ihn zu erfahren”, glaubte Camilla ihrem Verwandten erklären zu müssen. Aber noch während sie diese Worte sprach, spürte sie, daß es nicht die ganze Wahrheit war. Auch wenn sie Roger Gordon nicht mochte, er übte

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