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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Brüstung gelehnt neben ihr. Einen Arm hatte die junge Frau um Laura gelegt. Die Jungen zeigten zu den Pferden hinunter, die winzig klein von hier aus wirkten.
    Auf Roger Gordon achteten sie nicht. Er war zur anderen Seite des Söllers gegangen, hatte ein Fernglas aus dem Rucksack genommen und ließ seinen Blick über die grünen Hügel und die Wälder schweifen.
    Plötzlich spürte die junge Frau, daß etwas nicht stimmte. Langsam drehte sie sich um. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Der Hauslehrer stand auf der Brüstung. Es sah aus, als würde er jeden Moment hinunterspringen. Sie ließ Laura los und rannte zu ihm. Schwungvoll zog sie Roger auf den Söller zurück. Sie stürzten beide hin.
    Jason half ihr beim Aufstehen. Roger kam allein auf die Füße. Er wirkte, als sei er in Trance. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. Nur nach und nach kam wieder etwas Leben in ihn.
    “Wie konnten Sie nur so leichtsinnig sein?” fragte Jason Powell wütend. “Sie hätten wenigstens an die Kinder denken müssen.”
    “Was ist denn passiert?” wollten die Zwillinge wissen. Weil alles so schnell gegangen war, hatten sie von dem Vorfall kaum etwas mitbekommen.
    “Es ist nichts weiter passiert”, versuchte Camilla die drei zu beruhigen. “Lauft schon immer nach unten.”
    Laura sah Roger Gordon an. “Fast wäre er vom Turm gesprungen”, sagte sie leise. Dann drehte sie sich um und folgte den Jungen, die schon auf dem Weg nach unten waren.
    Roger strich sich geistesabwesend durch die Haare. “Es war, als hätte ich keinen eigenen Willen mehr”, sagte er fast tonlos. “Ich wollte nicht vom Turm springen. Ich wollte nicht einmal auf die Brüstung steigen. Aber irgend etwas zwang mich dazu. Ich wußte, ich würde vom Söller stürzen, aber ich konnte nichts dagegen tun.”
    “Sie werden überarbeitet sein, Mister Gordon”, meinte der Stallmeister. Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er die Turmtreppe hinunter.
    Camilla und Roger blieben alleine zurück. Die junge Frau versuchte noch einmal zu rekonstruieren, was überhaupt passiert war. Sie schloß die Augen. Es war alles so schnell gegangen. Was hatte sie gewarnt?
    “Wenn Sie nicht gewesen wären, Miß Corman, wäre ich jetzt tot”, stellte Roger fest. Er hielt sich mit beiden Händen an der Brüstung fest und schaute nach unten. “Von mir wäre nicht sehr viel übrig geblieben.” Nachdenklich schüttelte er den Kopf.
    “Nicht der Rede wert”, meinte sie, obwohl sie froh war, ihm das Leben gerettet zu haben.
    Der Hauslehrer atmete tief durch. “Nehmen Sie sich vor Mister Powell in acht”, warnte er sie. “Ich traue ihm nicht. Bitte, fragen Sie mich nicht warum, aber es ist besser, wenn…”
    “Sie müssen verrückt sein”, fiel ihm Camilla empört ins Wort. “Ja, Sie müssen verrückt sein.” Ohne ein weiteres Wort folgte sie den anderen.
    Die Kinder und Mr. Powell warteten unten im Hof auf sie. Der Stallmeister ging ihr entgegen. Er bemerkte sofort, daß sie sich geärgert hatte. “Was haben Sie?” fragte er.
    “Ach, es ist nichts”, behauptete Camilla. “Wir sollten zurückreiten.”
    “Und Mister Gordon?” James Powell machte zwei Schritte auf den Turmeingang zu. “Ist er noch oben?”
    “Ja, Mister Gordon ist noch oben”, antwortete die junge Frau. Dann griff sie nach Lauras Hand. “Er findet auch alleine zurück. Außerdem ist er mit dem Wagen da.”
    “Gut, reiten wir zurück.” James Powell rief die Jungen zu sich. “Mal sehen, wer von euch zuerst bei den Ponys ist”, forderte er die Kinder auf.
    “Ich!” schrie Edmund.
    Camilla gab Lauras Hand frei. Das kleine Mädchen rannte den Zwillingen nach.
    Sie stiegen den Pfad hinunter, der zu dem Platz führte, an dem sie die Pferde angebunden hatten. Kurz bevor ihr James Powell beim Aufsitzen half, drehte sich Camilla noch einmal um. Sie sah, daß Roger Gordon im Turmeingang stand. Er wirkte so verloren, daß sie am liebsten zurückgegangen wäre. Wütend über sich selbst, schwang sie sich in den Sattel und galoppierte davon.
    17. Kapitel
    Zwei Tage später saß die junge Frau mit ihren Gastgebern auf der Terrasse beim Tee. Die Zwillinge spielten wenige Meter von ihnen entfernt mit ihren Modellflugzeugen. Edmund wollte Laura, die auf den Terrassenstufen mit ihrer Puppe saß, seine Fernsteuerung geben, aber das kleine Mädchen schüttelte nur stumm den Kopf und drückte die Puppe etwas fester an sich.
    “Laura gefällt mir nicht”, sagte Camilla besorgt. “Seit Tagen klagt sie

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