Schloss meiner Sehnsucht
Schlossbesitzer?“
Abrupt stand Melanie auf. „Du vergisst dich!“
„Ach ja? Wirklich? Ist das nicht dein Part?“ Eifersucht ließ Volker ungerecht werden. „Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es war mit Oliver. Hat er dich gut unterhalten? Wie habt ihr’s getrieben?“
„Volker!“
„Schon gut. Vergiss es!“ Er drehte den Kopf zur Seite.
„Oh nein, das vergesse ich jetzt nicht. Zumal ich mir gar nichts vorzuwerfen habe. Aber dein feiner Onkel, den du so bewunderst und nachahmen willst... der sollte sich wirklich schämen. Ich bin sicher, dass er mir was in den Drink getan hat. Irgendwas, um mich willenlos zu machen.“
„Jetzt geht aber die Fantasie mit dir durch“, spottete Volker. Er lag immer noch mit abgewandtem Gesicht im Bett. Wie sehr er litt, war ihm anzusehen. Aber auch Melanie war verletzt, und sie sah nicht ein, warum sie noch mehr Rücksicht auf Volker nehmen sollte. Wer gesund genug war, sie mit ungerechten Vorwürfen zu überfallen, konnte auch einen Streit aushalten.
„Nein, das ist leider eine traurige Tatsache. Und nur dem Umstand, dass er selbst dieses Zeug auch nicht vertragen hat, hab ich es wohl zu verdanken, dass ich heil sein Appartement verlassen konnte. Dieser Karina Ambross, seiner Freundin, ging es wohl nicht so gut.“
„Wer ist das?“
„Die Frau, von der ich dir eben erzählt hab. Sie liegt sicher immer noch auf der Intensivstation der Kahlenbach-Klinik. Drogenmissbrauch – die Diagnose war eindeutig.“
„Und Oliver hat ihr das Zeug gegeben?“ Jetzt drehte er doch langsam wieder den Kopf um.
„Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass die beiden sich kennen. Gut kennen. Ich hab sie in München gesehen.“ Sanft griff sie nach Volkers Hand. „Glaub mir, ich hab mich nur von Oliver einladen lassen, weil ich so enttäuscht und traurig war. Aber da war dann endlich jemand, der mich tröstete, der mir ein bisschen Wärme und Nähe schenkte... und das hab ich gebraucht.“
Minutenlang blieb es still. Melanies Hand lag auf der Bettdecke, und endlich, endlich nahm Volker sie wieder in seine Hand, hielt sie fest und drückte sie zärtlich.
„Oliver ist schon ein Sonnyboy“, meinte er. „Ein totaler Frauentyp. Klar, dass du gern mit ihm zusammen warst.“
„Aber nicht so, wie du jetzt denkst.“
„Schon gut. Sag mir lieber, was du über diese Frau weißt.“
„Gar nichts. Nur, dass sie einen tollen Jaguar fährt – beziehungsweise Oliver ihn hat fahren lassen.“ Sie zögerte, dann fügte sie nachdenklich hinzu: „Sie muss ein bisschen älter sein als er. Aber klasse aussehend. Und sichtlich reich.“
„Oliver und eine ältere Frau?“ Volker schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht. Vielleicht eine Geschäftsbeziehung.“
„Die sieht anders aus – jedenfalls in meinen Augen.“ Melanie beugte sich über ihn. „Lass uns Oliver und diese Frau einfach vergessen. Das ist gar nicht wirklich wichtig.“
„Stimmt. Es gibt Interessanteres.“ Volker lachte leise, und dann zog er sie übermütig aufs Bett – und wirklich wurde für eine Weile alles andere ausgelöscht. Nur noch sie beide, die Nähe, die sie verband, war wichtig.
+ + +
„Stimmt das, was man sagt – heute will Gloria Ravenstein am Set vorbeikommen?“ Fragend sah Moni Neuhaus, die Maskenbildnerin, in die Runde. Die ersten beiden Einstellungen für diesen Tag waren im Kasten, der Regisseur hatte eine kleine Pause genehmigt.
„Gloria Ravenstein bei uns – das glaubst du ja wohl selbst nicht“, winkte einer der älteren Schauspieler ab. Benjamin Kastner war vor Jahren ein bekannter Mann gewesen, doch der Alkohol und Frauengeschichten hatten ihn ruiniert. Jetzt war er froh, eine kleine Rolle in einer Fernsehproduktion ergattert zu haben.
„Doch, ich weiß es genau. Tim, weißt du nichts Näheres?“ Moni sah den blonden Regieassistenten an. Doch bevor Tim etwas antworten konnte, entstand am Eingang Unruhe, und im nächsten Moment war sie da: Gloria Ravenstein. Perfekt zurechtgemacht, in einem Chanel-Kostüm und mit breitkrempigem Hut auf dem Kopf. Neben ihr ging rechts der Regisseur, zu ihrer Linken ein junger, gut aussehender Schauspieler, den man aus vielen Filmen kannte. Jugendlicher Liebhaber, Draufgänger und Charmeur – das war Thorsten Sattlers Markenzeichen. Und diese Rolle schien er auch im Privatleben perfekt zu beherrschen, denn er bezauberte in wenigen Minuten alle anwesenden Frauen.
Gloria Ravenstein sah amüsiert zu, sie selbst konzentrierte sich jedoch
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