Schloss meiner Sehnsucht
schlucken?
„Sie sackt uns wieder weg!“ Der Arzt gab ein paar Anweisungen, und als er Melanie sah, bat er sie um Assistenz. „Wir müssen den Kreislauf stabil kriegen. Wenn das nicht gelingt...“ Er zuckte mit den Schultern.
Eine halbe Stunde kämpften sie verbissen um Karina Ambross’ Leben, dann konnte man behaupten, dass die Patientin über den Berg war.
„Wie kommt eine Frau wie sie dazu, solches Zeug zu schlucken?“ Leise sprach Melanie ihre Überlegungen aus.
„Designerdrogen sind in, das wissen Sie doch!“
„Aber... sie scheint wohlhabend zu sein, kennt keine Sorgen...“
„... und ist entweder frustriert oder so übersättigt in ihrem Luxusleben, dass sie zu diesem Zeug greifen musste.“ Der Arzt zuckte mit den Schultern. „Vielleicht werden wir es noch erfahren. Wollen Sie sie auf Intensiv bringen und eine Weile dort bleiben? Ich denke, es wäre ganz gut, wenn sie eine Sitzwache am Bett hat.“
„Wenn Schwester Beate mich noch entbehren kann, gern.“
Dies war rasch abgeklärt, und wenig später saß Melanie neben Karina und überwachte ihre Körperfunktionen. Der Morgen dämmerte schon, als die Kranke unruhig wurde.
„Oliver... ich hasse... nie wieder...“ Die Worte kamen kaum verständlich über ihre Lippen, doch Melanie konnte sich zusammenreimen, was Karina meinte. Beruhigend legte sie ihr die Hand auf den Arm.
„Ganz still bleiben“, sagte sie leise. „Alles kommt wieder in Ordnung.“
„Oliver... Schloss... nie mehr...“ Karinas Kopf sank zur Seite. Sie war wieder tief eingeschlafen.
Melanie blieb bei ihr sitzen, bis die Tagschicht eintraf. Endlich, später als geplant, verließ die junge Studentin das Gebäude der Privatklinik. Nur kurz ging sie heim, um sich ein bisschen frisch zu machen. Für die Fahrt zur Uniklinik leistete sie sich ausnahmsweise ein Taxi. Jetzt waren all ihre Gedanken nur noch auf Volker konzentriert.
Sein Gesicht leuchtete auf, als sie eintrat. „Endlich!“
„Hallo, guten Morgen. Gut siehst du aus.“
„Du Schwindlerin! Das sollte ich zu dir sagen.“ Er zog sie an der Hand zu sich, bis ihre Gesichter ganz dicht voreinander waren. „Schön, dass du da bist. Ich hab dich so vermisst.“
„Ich dich auch. Du... mach das nie wieder mit mir.“
„Was?“
„Dass du mich wegschickst. Es hat weh getan.“
„Ich weiß. Mir auch. Aber ich dachte doch...“
Sie lachte leise. „Hör endlich auf zu denken, Volker von Sternburg.“
„Auch nicht an die Zukunft? Mit dir?“
„Ja aber...“ Kurz zuckte sie zurück.
„Jetzt darfst du nicht kneifen. Ach Melanie, ich brauch dich so sehr. Zum Leben. Zum Glücklichsein. Für meine ganze Zukunft.“
Jedes Wort war wie ein Streicheln auf der Haut. Alles Bedrückende fiel für eine Weile von ihr ab. Sie schmiegte den Kopf an seine Wange, spürte seinen Mund an der Schläfe, drehte leicht den Kopf, bis sich ihre Lippen berührten.
Himmel, kann der Kerl küssen, ging es Melanie noch durch den Kopf – dann war für eine Weile alles Denken ausgeschaltet.
„Weißt du eigentlich schon, dass ich bald entlassen werde?“ Volker fragte es, ohne sie aus den Armen zu lassen.
„Was? Und das sagst du jetzt erst?“ Sie lehnte sich so weit wie möglich zurück und sah ihn an. „Das ist ja herrlich!“
„Na ja, einige Einschränkungen gibt es schon noch. Ich soll mich alle drei Tagen hier in der Klinik melden. Muss mich noch sehr schonen, darf keine Infektion riskieren.“ Er grinste. „Es ist also noch nichts mit einer romantischen Mondscheinpartie auf dem See oder einem flotten Ausritt.“
„Ich kann sowieso nicht reiten“, warf sie ein.
„Das zeig ich dir. Später.“ Wieder ein langer, inniger Kuss. „Ich hoffe doch, dass du mich oft besuchen kommst.“
Melanie wurde ernst. Sie auf dem Schlossgut... das war eine Vorstellung, die mit Zweifeln behaftet war. Wie würde sich Volkers Familie dazu stellen? Außerdem hatte sie selbst gar nicht viel Zeit für private Dinge. Schließlich musste sie Studium und Job weiterhin unter einen Hut bringen.
Um von dem Thema abzulenken, meinte sie: „Wo du von Familie sprichst... weißt du, was dein Onkel gerade macht?“
Volker schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Er war mal kurz zu Besuch, hat dann aber was von einem geschäftlichen Termin gesagt, der ziemlich kurzfristig anberaumt wurde. Seither – still ruht der See. – Warum fragst du?“
Melanie zögerte. Sollte sie ihm von Karina Ambross erzählen? Und davon, dass sie selbst mit Oliver
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