Schloss meiner Sehnsucht
ausgegangen war? In der Erinnerung an das, was in der Wohnung des Mannes beinahe geschehen wäre, schoss ihr Schamröte ins Gesicht und sie bereute schon, überhaupt von ihm gesprochen zu haben. Andererseits war es schon wichtig zu wissen, ob er irgendetwas mit dem Zustand der Patientin, die jetzt in der Kahlenbach-Klinik lag, zu tun hatte.
„Nun sag schon. Ganz ohne Grund fragst du doch nicht.“ Volker sah sie forschend an. „Woher kennst du Oliver überhaupt?“
„Na, von der Gartenparty her. Und dann...“ Sie zögerte. „Ach, weißt du, wir sind uns mal zufällig in der Stadt begegnet und er hat mich zu einem Drink eingeladen.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Ich war damals gerade so deprimiert, weil es dir schlecht ging...“
Volker lächelte. „Dann war Oliver der Richtige, um dich aufzuheitern. Er ist fast immer gut drauf. Faszinierend, wie er das macht.“
„Normal ist das nicht“, warf Melanie leise ein.
Doch Volker hatte es genau gehört. „Wie meinst du das?“
„Ich... ich denke, dass er irgendwas nimmt“, erwiderte sie vorsichtig.
„Ach was, Oliver doch nicht. Der ist viel zu clever, um sich mit irgendwelchen Drogen voll zu pumpen. Außerdem hat er das gar nicht nötig. Dieser Sonnyboy...“ Er grinste. „Als ich Vierzehn war, wollte ich genauso werden wie er. Meine Mutter fand das allerdings nicht so prickelnd, sie hat wohl miterlebt, das Oliver immer wieder irgendwelche Freundinnen mit nach Sternburg brachte. Und das missfiel natürlich.“
„Das hat dir aber gefallen, oder?“ Lächelnd sah Melanie ihm in die Augen.
„Klar doch. Oliver hatte immer einen exzellenten Geschmack. Zumindest in dem Punkt bin ich ihm ähnlich.“ Er küsste Melanie wieder, und für einen Moment hatte nichts anderes Bedeutung. „Vielleicht küsse ich auch so gut wie Oliver, was meinst du?“
Er hatte es ganz ohne Hintergedanken gefragt, doch Melanie schoss heiße Glut ins Gesicht. „Das... das ist doch irrelevant.“
Volker lachte. „Welch großes Wort! Aber du hast Recht, wir sollten gar nicht so viel von Oliver reden, nachher findest du ihn noch interessanter als mich Kranken.“
„Jetzt hör aber sofort auf!“
„Ja, ja, schon gut.“
Melanie richtete sich auf und strich sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. „Wann wirst du denn genau entlassen?“, fragte sie.
„Das kommt auf die nächsten beiden Untersuchungen an. Wenn alles glatt geht, Ende der Woche schon.“ Er griff nach ihrer Hand. „Dann kannst du gleich mit aufs Gut kommen.“
„Aber...“
„Dieses ewige Aber! Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass ich das nicht hören will.“ Zärtlich strich er mit der Hand über ihren Arm. „Wir hatten bisher so wenig Zeit für uns... das muss sich ändern.“
Melanie senkte den Kopf. Sie dachte wieder an Graf Oliver – und die Angst, dass sie ihm begegnen könnte, ließ sie sagen: „Was ich eben erzählen wollte... letzte Nacht wurde eine Bekannte deines Onkels in die Kahlenbach-Klinik eingeliefert. Die Frau war vollgepumpt mit Drogen.“
„Und jetzt denkst du wirklich, damit hätte Oliver zu tun?“
„Ich... ich...“ Melanie biss sich auf die Lippen. Dann nickte sie. „Ich glaube schon.“
„Doch du hast keine Beweise.“ Volker fühlte sich bemüßigt, den Onkel in Schutz zu nehmen. Melanie kannte Oliver doch gar nicht richtig, sie hatte kein Recht, ihn in irgendeiner Form zu verdächtigen.
Melanie schien seine Gedanken erahnt zu haben. „Ich weiß, es ist nicht schön, was ich dir jetzt sage, aber... wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben.“
Das liebevolle Lächeln schwand schlagartig von Volkers Gesicht. „Was ist?“
„Oliver... ich kenne ihn doch ein bisschen besser“, presste Melanie hervor und vermied es, Volker in die Augen zu sehen. „Weißt du noch, als du so schlecht drauf warst und mich weggeschickt hast? Ich war so traurig, so verzweifelt...“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Da hab ich Oliver getroffen. Erhat mit mir geredet, mich getröstet... und mich eingeladen.“
„Das sagtest du schon.“
„Ja, aber nicht nur auf einen Drink. Wir waren zusammen essen. Und dann noch mal aus.“ Sie biss sich auf die Lippen, wartete gespannt auf Volkers Reaktion.
Eine Weile blieb es still. „Du warst mit Oliver aus...“
„Du wolltest mich ja nicht sehen.“ Das klang ein wenig trotzig.
„Dennoch musstest du dich nicht gleich mit dem nächsten Sternburg trösten. Oder ist es das, was du willst... einen
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