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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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letzten
Tagen hatte der Verstorbene elf Anrufe bekommen und selbst siebenmal telefoniert.
Viel war das nicht. Falls er noch mehr Gespräche geführt hatte, so waren die Nachweise
gelöscht. Außerdem gab es vier gespeicherte SMS, und in seinem Adressverzeichnis
tummelten sich über 30 Personen, die meisten übrigens Männer.
    Wie vorgehen? Es half nichts, ich musste sämtliche
Namen und Telefonnummern abtippen. Auch Dad, hinter dem sich ein Festnetzanschluss
irgendwo im Düsseldorfer Raum verbarg. Dazu Arnie, Ansgar, Bibi, zweimal Christian
und wie sie alle hießen. Mit Schallmos Kontakten legte ich eine Worddatei an, die
ich anschließend ausdruckte und überflog. Bei den aufgelisteten Namen schien es
sich um den privaten Bekanntenkreis des Toten zu handeln; berufliche Einträge suchte
ich vergebens, und Nachnamen waren nur bei den beiden Christians verzeichnet. Apropos
Christian. Ich lud die Fotos von Schallmos Taschenkalender hoch, die ich noch am
Morgen auf einen USB-Stick gezogen hatte, und versuchte erneut, den Eintrag von
gestern zu entziffern. Diesmal war ich geneigt, meiner Ex recht zu geben. Die Variante
Chir. schien tatsächlich glaubhafter als die ohne i. Trotzdem lockerte ich meiner
Fantasie die Zügel. Christian 015 – das klang nach Notfallhubschrauber. Der zur
Chirurgie flog. Um den Patienten in Zimmer 015 zu bringen.
    »Depp«, brummte ich und strich sämtliche Frauennamen rot an. 13 Vornamen,
hinter denen sich alles Mögliche verbergen konnte. Eine Freundin, eine Adoptivtochter,
eine Patentante. Oder eine verheiratete Dame aus den besten Kreisen.
    Schluss damit! Jetzt die vier SMS. Ob es da mehr zu holen gab?
    Die Nummer eins: ›War schön mit dir, Toto. Komm uns bald wieder besuchen.
LG aus Berlin, Antje, Klaus & die Mädels.‹ Abhaken, harmlos.
    Nummer zwei: ›Hey, du hattest recht, alter Besserwisser.
Davies ist die 44,6 schon in LA gelaufen. 1 Bier für dich. Olli.‹ Auch nicht spannender.
Olli würde sich das Bier sparen können. Sollte er es auf das Gedächtnis des ermordeten
Besserwissers trinken.
    Prost, Olli, nächste Botschaft: ›Do um 3 im Scenic?
Gib kurz Bescheid, Nadja.‹ Na, das klang schon besser. Vor allem der Name klang
gut: Nadja. Ich kontrollierte meine Liste. Komisch, da war sie nicht verzeichnet.
Noch nicht? Eine neue Freundin, die man erst bei einem Kaffee im Scenic antesten
musste? Oder bloß eine Kollegin, mit der die Projektwoche im Mai besprochen werden
sollte? Ich notierte mir Nadjas Nummer. Vielleicht rief ich sie einfach mal an.
Oder ich traf mich am Donnerstag mit ihr. Das war morgen.
    Aber jetzt, SMS Numero vier: ›Thorsten bitte
bitte melde dich. wir müssen uns sehn. so kannst du mich nicht hengen lassen. geheimnis.‹
    Na, also! Ein Hoch auf die moderne Technik! Ich saß wohl eine geschlagene
Minute vor den wenigen Zeilen und saugte die Buchstaben in mich auf, bis ich die
Botschaft auswendig konnte. Geheimnis – was sollte das bedeuten? Ein doppeltes Bitte
und keine Unterschrift. Die Nummer des Absenderhandys fand sich nicht auf der Liste;
dann hätte ja auch der zugehörige Name aufscheinen müssen. Geheimnis … sehr seltsam.
Und dann das falsch geschriebene ›hängen‹: Was Dr. Böker wohl dazu gesagt hätte?
Wie ein Flüchtigkeitsfehler wirkte es nicht. Die Nachricht einer Ausländerin? Woher
wusste ich eigentlich, dass die SMS von einer Frau verfasst worden war? Ich wusste
es natürlich nicht, aber ich vermutete es.
    Langsam tippte ich den Inhalt der Nachricht, Sendedatum und Handynummer
ab. Die SMS stammte von gestern, 17.47 Uhr. Fünf Stunden später war ihr Empfänger
ermordet worden. Denkbar, dass es da einen Zusammenhang gab. ›Wir müssen uns sehn‹
– womöglich hatten sich die beiden gesehen, und es hatte Streit gegeben. Ich musste
unbedingt herausfinden, wo und wie Schallmo die Stunden vor seinem Tod zugebracht
hatte.
    Unschlüssig betrachtete ich die notierte Handynummer.
Sollte ich anrufen? Hallo, junge Frau, warum haben Sie gestern Abend Thorsten Schallmo
erschossen? Reizvoll wäre es. Wozu hatte ich das Mobiltelefon sonst mitgehen lassen?
Moment, Max, nichts überstürzen. Vielleicht erfuhr ich durch die eingegangenen und
getätigten Anrufe noch etwas.
    Also wieder abtippen, ausdrucken, abgleichen.
Unter denen, die sich bei Schallmo gemeldet hatten, waren zwei im Adressbuch verzeichnet:
eine Luisa und einer der Christians. Beide Anrufe waren vorgestern eingegangen.
Schallmo hatte hauptsächlich Festnetznummern angewählt, darunter

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