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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Regel einen Gerichtstermin, um ein gutes
Wort für einen ihrer Schutzbefohlenen, vulgo: Gäste, einzulegen, oder sie musste
bei irgendwelchen Großhändlern antanzen. Pro Jahr gönnte sie sich eine Woche Urlaub.
Aber krank? Niemals.
    »Was fällt der ein?«, beschwerte sich Kurt, der neben mir saß. »Ich
bin doch auch nicht krank!«
    »Und unser Schachturnier?«, sekundierte Herbert. »Was wird aus dem?«
    »Mit der Kneipe geht es bergab.«
    »Das Bier schmeckt auch schon anders«, stellte einer am Nebentisch
fest.
    »Quatsch!«, sagte ich.
    »Doch. Total anders! Hab ich gleich beim ersten Schluck gemerkt. Irgendwie
komisch … keine Ahnung. Anders halt.«
    »Wie anders?«
    »Nicht so herb wie sonst, würde ich sagen.«
    »Es schmeckt genau wie immer«, hielt ich dagegen. Der Typ war einen
halben Kopf kürzer als ich. Von so einem ließ ich mir die Lufthoheit in Sachen Biergeschmack
doch nicht streitig machen!
    »Ich meine ja nur«, gab er klein bei.
    »Und das Schachturnier?«, beharrte der schöne Herbert. Mit seiner angeborenen
Pessimistenmiene war er von uns allen am besten auf eine marialose Zeit eingestellt.
Zumindest äußerlich.
    »Kriegen wir schon organisiert«, beruhigte ich. »Nun stellt euch nicht
so an. Hauptsache, der Getränkenachschub ist gesichert, und dafür wird Maria vorgesorgt
haben.«
    »Ja, aber was, wenn es deine Getränke nicht mal bis zum Tisch schaffen?«,
erregte sich Tischfußball-Kurt. Er zeigte zum Tresen, wo dem langen Aushilfskellner
gerade das Glas Orangensaft umgekippt war. Kurts Dackel schossen unter dem Tisch
vor und knurrten solidarisch. Ihr Herrchen bekam schon wieder Flecken im Gesicht.
Ausgeglichenheit hatte zwar noch nie zu seinen Charakterzügen gehört, aber selbst
bei einem Dauercholeriker wie ihm gab es eine Art Tagesform. Und die war seit den
Schüssen am Schlossblick alles andere als gut.
    »Zu blöd, um ein Glas aufrecht hinzustellen!«, schimpfte er. »So einer
müsste uns Trinkgeld zahlen und nicht wir ihm.« Dass im Englischen Jäger noch nie
auch nur ein Cent Trinkgeld gegeben wurde, versteht sich von selbst.
    Um Kurt abzulenken, fragte ich ihn nach seinen Erlebnissen bei der
Polizei. Natürlich nur halblaut, im Zweiergespräch, und tatsächlich änderte sich
sein Gesichtsausdruck sofort. Die roten Stellen wurden weiß, die weißen rot. Er
fleckte gewissermaßen spiegelverkehrt.
    »Bullen!«, stöhnte er auf. »Du, die haben mich vielleicht verhört.
Die reinsten Stasimethoden! Drei Kreuze hab ich geschlagen, als ich heil wieder
draußen war. Während dich der eine von vorn mit seinem Röntgenblick festnagelt,
bläst dir der andere seine Verdächtigungen ins Ohr. Wollten natürlich wissen, ob
wir die Leiche bewegt hätten. Immer wieder die gleiche Frage. Habt ihr den Schallmo
bewegt? Ich: Nee, haben wir nicht. Die: Klar habt ihr. War also nur ein Trick! Fragen
einen, was sie längst wissen. Dabei bin ich Zeuge, verdammt! Wäre fast abgeknallt
geworden. Darf man so mit einem umgehen?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich, etwa in dem Ton, den mein Vater, der
Pfarrer, immer bei seinen Hausbesuchen drauf gehabt hatte. »Das dürfen die nicht,
Kurt. Aber was willst du machen?«
    »Da hast du recht«, nickte er und nahm einen Schluck vom mittlerweile
eingetroffenen Saft. »Einen Zeugen so zu behandeln! Die sollen froh sein, dass ich
sie überhaupt informiert habe.«
    »Genau. Was wollten sie noch wissen?«
    »Na, wo das Handy abgeblieben ist. Das vom Schallmo. Ich konnte denen
noch so oft erzählen, dass ich es nicht habe, sie glaubten mir einfach nicht. Kam
mir am Ende vor wie ein Verbrecher! Ob ich das noch einmal durchhalte, weiß ich
nicht. Ich meine, du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich verrate, Max,
aber du kennst deren Methoden nicht. Die haben bestimmt Apparate, die deine Gedanken
lesen können. Je nachdem, wie du gerade guckst oder die Nase hochziehst. Wenn ich
dann sage, tut mir leid, Leute, ich weiß nicht, wo euer verdammtes Handy steckt,
schrillt garantiert der Lügendetektor!«
    »Moment, soll das heißen, dass du weißt, wer Schallmos Handy hat?«
    »Mensch, Max, stell dich nicht blöder, als du bist! Fred hat mir vorhin
verklickert, dass er dich darauf angesetzt hat. Ist doch klasse! So bist du den
Bullen einen entscheidenden Schritt voraus.«
    Ich verdrehte die Augen. »Diese alte Klatschbase! Je mehr davon wissen,
desto schlechter. Wenn du es nicht erfahren hättest, könntest du dich vor der Polizei
auch nicht verplappern.«
    Kurt legte mir

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