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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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seine Hand auf den Arm. »Ich werde tapfer sein, Max.
Sie können mich foltern, und ich werde nichts sagen. Auch nichts denken.«
    »Das Letzte kannst du ihm glauben«, meckerte der schöne Herbert über
den halben Tisch. Wir hatten uns also doch nicht leise genug unterhalten.
    »Wer fragt denn dich, einarmiger Bandit?«, schnauzte ihn Kurt an. »Stell
deine Lauscher auf Durchzug!«
    Herberts Schulterstumpf zuckte, als wolle er dem Dackelbesitzer mit
der amputierten Rechten eine langen. »Selber Bandit«, gab er kühl zurück. »Was hast
du denn wieder angestellt, dass dich die Bullen verhören?«
    Ich wollte die Wogen glätten, kam aber natürlich zu spät. »Angestellt?«,
schäumte Kurt. »Ich bin als Zeuge geladen, als Opfer eines verheerenden Anschlags!
Geht das in deinen Kalksteinbruch von Schädel rein? Fast hätte es mich gekostet,
du Greis!«
    »Beeindruckend«, grunzte Herbert.
    »Frag den Max, wenn du mir nicht glaubst. Hätte der Typ nur ein paar
Zentimeter daneben gezielt, könntet ihr euch heute darum streiten, wer meine Dackel
übernimmt.«
    Erst jetzt sah Herbert wirklich erschreckt aus. Dabei sind Coppick
und Hansen die pflegeleichtesten Hundchen der Welt. Bloß einen Schlag haben sie,
was niemanden wundert.
    »Erzähl’s ihnen, Max«, knurrte ihr Herrchen. »Mir glaubt ja wieder
keiner.«
    »Tja«, sagte ich mit all der Bedeutungsschwere, zu der ich fähig war.
»Wo er recht hat, hat er recht. Manchmal sind es bloß Nuancen, die über Tod und
Leben entscheiden.«
    »Ein Anschlag auf Kurt?«, fragte Herbert. »Das schreit nach einer Erklärung.«
    »Drunten im Hasenleiser hatte es ein Unbekannter auf einen Lehrer abgesehen.
Mit einer Knarre. Und weil der erste Schuss daneben ging, wären Coppick und Hansen
fast zu Vollwaisen geworden.«
    »Was?«, brüllte Kurt, der eben sein Glas angesetzt hatte und prompt
etwas Saft verkleckerte. »Ich höre wohl nicht richtig? Auf einen Lehrer? Du meinst,
ich wäre bloß so eine Art Kollagenschaden?«
    »Kollateralschaden, wenn schon.«
    »Beinahe-Kollateralschaden«, verbesserte Herbert.
    »Koller-Totalschaden«, witzelte der Kleine, dem das Bier nicht schmeckte.
    »Schnauze!«, wütete Kurt. »Das ist ja wohl das Dämlichste, was ich
seit Langem … Der Typ hatte es doch nicht auf den Schallmo abgesehen. Sondern auf
Fred und mich! Uns wollte er treffen, du Superdetektiv! Und dass ihm der Depp in
die Schusslinie lief, da kann …« Er verstummte.
    »Da kann doch der Schütze nichts dafür?«, vollendete ich. »Wolltest
du das sagen?«
    »Nein, wollte ich nicht!«
    »Kurti, bitte schalt erst deinen Verstand ein, bevor du redest. Es
ging nicht um euch. Es ging um Schallmo.«
    Er starrte mich an. Seine Gesichtsflecken wechselten ihre Farbe im
Sekundentakt. »Der glaubt das wirklich«, stotterte er schließlich. »Und so was nennt
sich Detektiv! Der glaubt den Stuss, den er da von sich gibt, auch noch.«
    »Sollen wir abstimmen, wer von uns beiden der Glaubwürdigere ist? Sollen
wir? Na, also. Es gibt überhaupt keinen ernsthaften Grund anzunehmen, der Mörder
hätte es auf dich oder Fred abgesehen.«
    »Es gibt jede Menge Gründe«, stammelte Kurt. Seine Aggressivität war
wie weggeblasen. Fast tat er mir leid, der alte Hitzkopf.
    »Welche denn? Sag sie mir!«
    »Na, alle! Ich meine, wieso braucht es da einen Grund? Vielleicht wollte
der Typ einfach nur Blut sehen, so ein irrer Killer, das gibt’s, Max, lies halt
mal Zeitung.«
    » Diese Zeitung lese ich nicht.«
    »Oder er hat sich an meiner Nase gestört, an meinen Hunden, an Freds
Imbiss, keine Ahnung. Ist doch deine Aufgabe, das herauszufinden!«
    »Nasen gibt es wirklich schönere«, murmelte Herbert.
    »Fred und sein Imbiss«, sagte ich, bevor Kurt seine schlechte Laune
wiederfand. »Das könnte natürlich ein Ansatzpunkt sein. Über ihn weiß ich noch zu
wenig. Wäre da ein Motiv denkbar?«
    »Was für ein Motiv?«
    Stöhnend griff ich nach meinem Bier. Kurts Begriffsstutzigkeit brachte
mich noch zum Wahnsinn. An der Eingangstür wurde ein graubärtiger Mann im Norwegerpulli
sichtbar. Leander, unser Philosoph. Auch so ein Held der Gedankenarbeit!
    »Also, wirklich«, meinte Kurt ratlos, »was habt ihr immer mit euren
Motiven und Gründen? Das ist doch Bullentalk. Die brauchen so Zeug für ihre Unterlagen,
damit es später mit der Verurteilung glattgeht und alles schön zu den Paragrafen
passt. Aber wir wissen doch, dass die Leute manchmal aus heiterem Himmel durchdrehen
und um sich schießen.«
    »Wissen

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