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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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in eine plötzliche Stille hinein sagte:
»Sie liegt nicht im Krankenhaus. Sondern zu Hause.«
    »Wer? Maria?«
    »Und sie freut sich über Besuch. Dass ihr einer mal einen Kaffee bringt
oder was einkauft.«
    »Klar!«, riefen wir. »Machen wir! Ehrensache!«
    Dann sagte einer, bei ihm sei es in den nächsten Tagen allerdings schlecht,
beruflich und so, Herbert meinte, er als Einarmiger sei ja wohl keine echte Hilfe,
Tischfußball-Kurt sah sich rund um die Uhr in den Klauen der Verhörspezialisten,
und der kleine Bierverächter hatte auch was vor.
    »Vielleicht kannst du mal vorbeigehen, Max«, sagte Herbert.
    »Ich?«, sagte ich.
    »Klar«, rief Kurt. »Du hast das Händchen dafür!«
    »Okay«, nickte ich. »Muss halt gucken, wann. Stecke ja gerade mitten
in einem Fall. Aber wird schon. Irgendwie.«
    Leander lächelte still vor sich hin.
    Komisch, der Abend war dann recht bald zu Ende. Kurt ging als Erster,
nachdem er mir noch einmal versichert hatte, sich lieber die Zunge herauszuschneiden,
als jemandem zu erzählen, dass ich Schallmos Handy besäße. Daraufhin fragte mich
der schöne Herbert, der alles gehört hatte, nach Schallmo und seinem Handy und überhaupt
nach allen Einzelheiten des Hasenleiser-Falles. Das wiederum hatte allerdings auch
etwas Gutes, denn als ich sagte, ich müsse noch mehr über die Rohrwaldschule in
Erfahrung bringen, nannte er mir den Namen eines Lehrers, den er kannte.
    »Bungert heißt der Mann. Super Typ, an den kannst du dich jederzeit
wenden. Von wegen Infos und so. Wann willst du mit ihm sprechen?«
    »Am liebsten schon morgen.«
    »Ich rufe ihn an.« Herbert schnappte sich sein brandneues Smartphone
und ging damit nach draußen. Im Englischen Jäger herrscht nämlich ein unausgesprochenes,
dafür umso stärker überwachtes Handyverbot. Als er zurückkam, nickte er. »Alles
klar. Du sollst morgen früh um halb neun zur Schule kommen.«
    »Perfekt. Vielen Dank, Herbert!«
    »Nichts zu danken«, grinste er. Und genau das irritierte mich. Denn
Zufriedenheitsäußerungen auf Herberts Gesicht sind so selten wie Schnee im Heidelberger
Sommer.
     

9
     
    Als ich am nächsten Morgen die Rohrwaldschule erreichte, herrschte
rund um das Gelände die denkbar größte Ruhe. Ich war etwas später dran als tags
zuvor, der Unterricht hatte begonnen, und statt der drei Superklugen lehnte ein
einzelner Raucher am Zaun. Dunkelbraune Locken wirbelten nach ganz eigenen Regeln
um seinen Kopf. Auf seinem kräftigen Unterarm züngelte ein Tattoo, und vom Rasieren
schien er nicht viel zu halten.
    Ich wollte mich unauffällig an ihm vorbeidrücken, da warf er die Kippe
in einen Metalleimer und hielt mich auf.
    »Bist du der Max?«
    Ich nickte überrascht.
    Zack, klebte seine Pranke in meiner Hand. »Steve.
Du wolltest mit mir quatschen.«
    »Hoppla«, sagte ich. Wenn nicht mal mehr die Lehrer
wie Lehrer aussehen – worauf kann man sich in dieser komplizierten Welt dann noch
verlassen?
    Doch es kam noch besser. »Also los«, sagte Steve
und setzte sich in Bewegung. »Ich bin froh, dass du da bist. Auch wenn ich nach
Herberts Beschreibung eher einen Klitschko junior erwartet hätte.« Dabei verabreichte
er mir einen Schulterklaps, der mich fast kopfüber in den Schulhof stolpern ließ.
»Egal, wir zwei schaffen das schon.«
    »Klar schaffen wir das«, sagte ich. Keine Ahnung,
worum es hier ging, aber mit Steve an meiner Seite würde ich alles schaffen. Wir
durchquerten den Schulhof, umrundeten das Schulgebäude, bis wir zu einer Stelle
kamen, an der ein in Kniehöhe abgesägter Baumstumpf aus dem Boden ragte. Ringsum
war das Erdreich so weit abgetragen, dass man die Wurzeln sah. Seitlich stand eine
Schubkarre mit diversen Gartengeräten.
    »Handschuhe dabei?«, fragte Steve. Und als ich ihn entgeistert anstarrte,
meinte er: »Hat dir Herbert nichts gesagt? Nein? Hatte wohl Sorge, dass du kneifst.
Hier, nimm meine.« Er zog ein paar Arbeitshandschuhe aus dem Hosenbund und warf
sie mir zu. »Pass auf, ich erzähle dir alles, was du willst, aber das Trumm hier
muss vor der nächsten Pause raus. Wir haben eine halbe Stunde Zeit.«
    »Dieser Schrumpfkopf«, murmelte ich und zog die Handschuhe über. Deshalb
hatte der schöne Herbert gestern Abend so gegrinst! Kann es sein, dass Einarmige
eine ganz besondere Schadenfreude empfinden, wenn ihre Mitwelt beidhändig schuftet?
    »Erst sägen wir alle Wurzelarme durch«, erklärte Steve und nahm zwei
Stichsägen von der Schubkarre. »Dann setzen wir Hebel an und

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