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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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gehen, Herr Bungert?«
    Steve ließ den Jungen los. »Hau ab, Brutsch! Und ich warne dich: Du
weißt, was dir blüht, wenn sie dich an der Schule erwischen. Das nächste Mal will
ich dich auf der Arbeit besuchen und nicht im Knast.«
    Brutsch, schon im Gehen, wandte sich um: »Das war blöd damals, Herr
Bungert. Voll das Missverständnis. Ich …«
    »Verschwinde!«
    Der Dürre flitzte davon.
    »Und vielen Dank für deine Hilfe!«, rief ihm Steve hinterher. Dann
sah er auf seine Armbanduhr. »Es wird Zeit. Bringen wir das Trumm noch weg, dann
muss ich in den Unterricht. Ich fahre, du hältst.« Seine Hände legten sich um die
beiden Griffe der Schubkarre. Während er das Gefährt Richtung Schulhof steuerte,
versuchte ich, den Baumstumpf zu stabilisieren.
    »Netter Kerl, der Brutsch«, sagte ich.
    »Ist er wirklich«, keuchte er. »Ein netter Kerl, mit dem es ein sehr
unnettes Ende nehmen wird. Du siehst es kommen und kannst nichts dagegen machen.
Mutter alleinerziehend, hat keine Kontrolle über ihn. Letztes Jahr saß er ein paar
Wochen ein, wegen Drogenhandels. Hat natürlich Hausverbot in der Schule, aber was
heißt das schon? Bis unsere Rektorin sich entschließt, die Polizei zu rufen, hat
er sein Zeug längst unters Volk geworfen.«
    »Es sei denn, er fällt einem Steve Bungert in
die Hände.«
    »Wenn ich seine Taschen ausgeleert hätte – du hättest nicht geglaubt,
was du da siehst. Der Typ dealt mit allem. Wie oft war ich mit ihm bei der Arbeitsagentur!
Vergeudete Zeit. Kalter Krieg auf beiden Seiten des Schreibtischs.«
    »Handelt er auch mit Waffen?«
    »Nee. Dazu ist er nicht der Typ. Nicht hart genug, der Brutsch.«
    »Schallmo wurde erschossen. Deshalb meine Frage.«
    »Schusswaffen sind mir im Unterricht noch nicht begegnet. Messer, ja.
Damit spielen sie unter der Bank, meine Jungs. Ab und zu ist mal ein Schlagring
dabei. Und natürlich behauptet jeder Zweite, er käme problemlos an eine Wumme ran.
Pistole unterm Kopfkissen und solche Sachen. Aber untergekommen ist mir noch nichts.«
    »Und wie war das nun mit dem Verhältnis von Brutsch zu Schallmo?«
    »Zu Schallmo hatte kein Schüler ein gutes Verhältnis. Du hast es ja
gehört: Für die war er ein Trickser. Ein Falschspieler. Ein paar der Mädchen geierten
nach ihm, wie Mädchen in diesem Alter halt nach Männern geiern, die einen auf sportlich-cool
und verletzliche Seele machen.«
    »Cool und verletzlich? Ist doch ein Widerspruch.«
    »In deinen Augen vielleicht. Vorsicht!« Die Wurzel schwankte und wäre
von der Karre gefallen, wenn ich mich nicht mit dem ganzen Körper dagegen gestemmt
hätte. Steve setzte das Gefährt ab. »Der einen oder anderen konnte Thorsten schon
imponieren«, fuhr er fort. »Eine 400-Meter-Hürdenbestzeit von 51 Sekunden ist ja
auch nicht ohne. Aber wie gesagt: Er und die Schule, das war definitiv zum Scheitern
verurteilt.«
    »Hatte er keine feste Beziehung?«
    »Der doch nicht! Feste Beziehung, das hieße ja, sich zu etwas bekennen
zu müssen. Komm, bringen wir’s hinter uns.« Er packte wieder an.
    »Was weißt du von seinen Frauengeschichten?«
    »Nichts. Ehrlich, mich hat das nie interessiert. Alles, was ich weiß,
habe ich bei seinen Schülern aufgeschnappt.«
    »Verstehe.« Gleich hatten wir es geschafft. Hinter einem Bungalow,
der Hausmeisterwohnung wahrscheinlich, kamen mehrere Haufen mit Grünschnitt, Kompost
und Ästen zum Vorschein. »Und was hast du da aufgeschnappt?«
    »Zuletzt scheint er sich wieder mal eine ziemlich junge Freundin geleistet
zu haben.«
    »Wieder mal?«
    »Schallmo war permanent am Tricksen, auch vor sich selbst. Nach der
Devise: Wenn die 18-Jährigen auf mich stehen, muss ich ja noch jung und knackig
sein.«
    »Oder wenn ich die 400 Meter schneller rennen kann als meine Klasse.«
    »Genau.«
    »Aber Näheres über diese Freundin weißt du nicht?«
    Steve schüttelte den Kopf. Vor dem Holzhaufen gab er der Karre ordentlich
Schwung mit, riss die Griffe nach oben und ließ los. Wurzel und Schubkarre purzelten
gemeinsam auf den Haufen.
    Ich gab ihm die Handschuhe zurück. »Kennst du eine Nadja? Schallmo
wollte sich am Donnerstag mit ihr treffen.«
    »Nein, sagt mir nichts.«
    »Und wofür würdest du Chir. 015 halten?«
    »Irgendwas in der Chirurgie?«
    »Ja, möglich. Da fällt mir ein: Schallmo soll ziemlich oft gefehlt
haben. Sagten zumindest die aus seiner Klasse.«
    »Allerdings.«
    »War er vielleicht krank? Musste er sich vielleicht in der Chirurgie
behandeln lassen?«
    »Nicht, dass

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