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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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so.«
    »Okay, dir fällt also niemand ein. Und du warst es auch nicht?«
    »Garantiert nicht.«
    »Gut. Warum hast du dann deinem ehemaligen Lehrer eins aufs Auge gegeben?«
    Brutschs Kinnlade klappte nach unten. »Wem?«
    »Dem Schallmo. Vor Kurzem, als er noch lebte.«
    »Hab ich nicht! Wer erzählt denn das?«
    »Er hatte eine geplatzte Braue. Und du warst doch schon geübt, nach
der Ohrfeige damals auf dem Schulhof.«
    Kopfschütteln. »Nee … war ich nicht!«
    »Verdammt, Brutsch, der Mann ist tot, wir suchen einen Mörder, da fällt
so ein rechter Haken nicht mehr ins Gewicht. Du kannst es ruhig zugeben. Ich will
wissen, warum du ihn verprügelt hast, verstehst du? Was dahintersteckt!«
    »Warum ich ihn verprügelt … das hab ich nicht, ich schwör!«
    »Hast du dich über Schallmo geärgert? Hattet ihr noch Kontakt, ihr
beiden?«
    »Zu dem Arschloch?«, brach es aus ihm hervor. »Warum das denn?«
    »Zu dem Arschloch, genau. Kann ja Zufall gewesen sein, eure Begegnung.
Aber so ein Arschloch zu verprügeln, lohnt sich allemal, richtig? Ob geplant oder
nicht.«
    »Hallo?« Brutsch schnappte nach Luft und ruderte mit den Armen. »Ich
hab keine beschissene Ahnung, wovon Sie reden!«
    »Wir waren beim Du. Wann hast du Schallmo zum letzten Mal gesehen?«
    »Den Schallmo? Den blöden Wichser? Keine Ahnung! Der ist mir so was
von scheißegal, ich bin heilfroh, wenn ich dem nicht mehr über den Weg laufe.«
    »Wann, Brutsch?«
    »Ey, das ist Monate her. Ewigkeiten!« Er griff nach seiner Red-Bull-Dose
und leerte sie in einem Zug.
    »Ewigkeiten«, nickte ich. Und es würde auch Ewigkeiten bis zu einem
Wiedersehen dauern. Erschöpft nahm auch ich einen großen Schluck. Vielleicht belog
mich der Knabe hier nach Strich und Faden. Aber um ehrlich zu sein: Ich traute es
ihm nicht zu. »Du hast also nichts mit der Sache zu tun«, sagte ich. »Dann dieselbe
Frage wie zuvor: Wer könnte es sonst gewesen sein?«
    »Was?«
    »Die geplatzte Braue! Stell dich nicht blöder, als du bist, Brutsch.«
    »Ach so, klar. Na, in der Schule gibt es einen Haufen Jungs, die dem
Schallmo gern mal eine Abreibung verpassen würden.« Er überlegte. »Verpasst haben
wollten, meine ich.«
    »Ein Haufen Jungs? Wer?«
    »Keine Ahnung. Alle!«
    »Jemand aus seiner Klasse?«
    »Die sind noch ein bisschen klein«, grinste er. »Überleg mal, einer
wie der Fikret würde sich vor dem Schallmo aufbauen!« Dann hielt er inne und dachte
nach. »Aber der hat Freunde, der Fikret, so’n paar ältere Jungs, mit denen er immer
rumzieht. Die würden sich das trauen, hundert Pro.«
    »Was für ältere Jungs? Türken?«
    »Na, logisch. Türken sind nur mit Türken zusammen.« Er zuckte die Achseln.
»Die sind so drauf.«
    »Kennst du Fikret näher?«
    »Näher nicht, nee. Also doch, ein bisschen. Weil, die Türken sind alle
extrem, aber der Fikret ist extrem extrem. Totaler Winzling, spielt sich aber auf
wie der oberste Familienboss. Ich denke, der denkt, er muss für seinen Alten einspringen,
weil der im Rollstuhl sitzt. Völlig krank. Der Fikret ist mal mit dem Messer auf
einen losgegangen, nur weil er dachte, der Typ wollte was von seiner Schwester.
Dabei war der zwei Köpfe größer als er!« Brutsch tippte sich an die Stirn.
    »Eben sagtest du noch, für eine Attacke gegen Schallmo käme Fikret
nicht in Betracht.«
    »Ja, wegen der Augenbraue! Hast du nicht gesagt, den Schallmo haben
sie verprügelt? Also: Messer ja, Fäuste nein.« Zack, nahm der Kerl eine Kampfsporthaltung
ein. »Die Türken sind keine Kickboxer. Zu weich, die Jungs. Innen drin, meine ich.«
    »Okay, also noch einmal: Fikrets Freunden würdest du den Überfall auf
Schallmo zutrauen. Aus welchem Grund?«
    »Gründe gibt’s immer.« Brutsch wirkte jetzt regelrecht eifrig in seinem
Bemühen, mir zu helfen. »Bei den Türken sowieso. Der Fikret schiebt Hass auf den
Schallmo, der Murat schiebt Hass, der Tarek – alle. Wegen dem Schallmo seinen Weibergeschichten
und weil er die Türken behandelt wie Dreck. Ich meine, er behandelt alle wie Dreck,
aber die Türken wie ganz besonders dreckigen Dreck.« Nachdenklich fügte er hinzu:
»Okay, jetzt halt nicht mehr.«
    »Klingt fast, als freust du dich darüber.«
    Das war eine dumme Bemerkung, und tatsächlich versuchte sich Brutsch
gleich wieder an seiner Unschuldslammmiene.
    »Hey, ich find das voll traurig, wirklich, saumäßig traurig, was dem
Schallmo passiert ist. Hab den immer gemocht, den Alten. Oder hast du was

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