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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Beispiel.
Von Schrebergärten und alten Autos. Und von Tischfußball natürlich. Ansonsten versuchte
er seit Jahr und Tag, die Hinterlassenschaft seiner drei Erbtanten durchzubringen,
was ihm nicht gelang.
    Egal. Meine Würstchen waren vertilgt, Fred hatte seinen Auftrag und
ich das Gefühl, meine Pflicht getan zu haben. Ciao, ihr beiden Halunken. Auf dem
Heimweg erreichte mich ein Anruf Marc Covets, meines Freundes und Ghostwriters.
Mir fiel sofort auf, dass er anders klang als sonst. Er klang wie jemand, der sich
um eine unangenehme Nachricht herumdrückt.
    »Na, Max, alles klar?«
    »Logisch.«
    »Oder störe ich gerade?«
    »Beim Heimradeln kann mich niemand stören. Höchstens eine Polizeisperre.«
    »Ach so.«
    »Nun sag schon, was ist los?«
    »Wie? Nichts. Also nichts Besonderes.«
    »Ich baue gleich einen Unfall!«
    »Bloß nicht! Es ist alles in Ordnung. Nur …«
    »Ja?«
    »Unsere Lektorin macht Zicken. Ich habe vorhin eine geschlagene Stunde
mit ihr telefoniert. Sie hat ein paar Änderungswünsche bezüglich des aktuellen Manuskripts.«
    »Ein paar Wünsche? Soll heißen: Sie wollen das Buch nicht machen?«
    »Aber nein!«, rief Covet, ehrlich bestürzt. »Das doch nicht! Sie wollen
es sogar unbedingt. Finden es richtig klasse, endlich mal ein Kulturthema, das fehlte
noch im Krimibereich, sagen sie … Es geht um eine Handvoll Szenen, an die wir uns
noch einmal setzen sollen.«
    »An die du dich setzen sollst. Du bist der Schreiber, schon
vergessen?«
    »Ja, möglich«, druckste er. »Ich tue, was ich kann.
Der Lektorin ist es wirklich wichtig. Sie will aber vorher mit dir sprechen. Wahrscheinlich
ruft sie dich morgen mal an.«
    »Soll sie machen. Ich bin allerdings viel unterwegs. Ein neuer Fall.«
    »Sehr gut«, murmelte Marc. »Sehr gut.« So richtig überzeugend klang
er nicht.
    Ich steckte das Handy wieder ein. Mit einer verhärmten Büchertante
wie unserer Lektorin nahm ich es allemal auf. Gesehen hatte ich sie nie, sondern
immer nur mit ihr telefoniert, aber genau so stellte ich sie mir vor: klein, unscheinbar,
knochig, asthmatisch. Tendenziell geschlechtsneutral. Der würde ich was husten,
Leute!
     

14
     
    Freds Anruf kam um Viertel nach neun.
    »Der Brutsch ist jetzt da«, brummte er. Seine Müdigkeit war nicht zu
überhören.
    »Allein?«
    »Nee, da ist ein ganzer Schwung an Jungs.«
    »Ich komme, so schnell ich kann, Fred. Versuch ihn aufzuhalten, wenn
er los will. Oder finde wenigstens heraus, wohin er geht.«
    Der Imbissbesitzer gähnte herzzerreißend.
    Auch wenn ich die Zeit, die ich von Bergheim bis in den Hasenleiser
brauchte, nicht stoppte: Mehr als zehn Minuten dürften es nicht gewesen sein. Beim
Hauptbahnhof hätte ich fast einen Fußgänger umgemäht, in der Römerstraße nahm ich
einem von rechts kommenden PKW die Vorfahrt. Ja, ich weiß, dass ich bei Rot gefahren
bin, das brauchst du mir nicht nachzuhupen! Kurz danach entlockte ich sogar einem
der Soldaten vor dem US-Hauptquartier einen kräftigen Yankeefluch. Sollte er fluchen;
seine Zeit in Heidelberg neigte sich eh dem Ende zu.
    Gerade schlug eine Kirchturmuhr zweimal, als ich mit glühenden Reifen
am Schlossblick ankam. Sie waren alle noch da: Brutsch, seine Jungs, Fred. Schon
von Ferne roch es verdammt gut nach Würstchen. Ich gab mir etwas Zeit, meinen Atem
zu kontrollieren, bevor ich mein Rad hinter den Imbiss und mich zu den Jugendlichen
stellte.
    Ich konnte mich täuschen, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass
ihnen mein Auftauchen nicht passte. Es lag nicht an Brutsch, der hatte mich noch
gar nicht wahrgenommen. Nein, da war so eine Spannung in der Luft, etwas Abweisendes,
das sich in argwöhnischen Blicken niederschlug und kleinen, provozierenden Gesten.
Ich tat, als merkte ich nichts, und bahnte mir einen Weg zur Durchreiche.
    »Gibst du mir ein Bier, Fred?«
    Jetzt endlich bemerkte mich Brutsch. Mich, seinen Mitausgräber von
heute Morgen, der so viele Fragen gestellt hatte. Vor Überraschung schnappte er
nach Luft. War es nur Überraschung? Auch wenn es im Kreis seiner Kumpel für Unsicherheit
überhaupt keinen Grund gab, zupfte er dennoch nervös an der Goldkette, die um seinen
dünnen Hals klunkerte.
    »Ah, das schmeckt!«, sagte ich und nahm einen großen Schluck. Es war
Dosenbier, nichts für Feinschmecker, aber gut gekühlt.
    Jetzt schauten sie alle zu mir herüber. Amüsiert. Ey, Alter, was geht?
Ich schaute zurück. Bloß keine Schwäche zeigen! Ich: Max Koller, Deutschmann. Mitte
30, Hemd, Jeans,

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