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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Callcenterspruch
aufsagte, sondern ein junger Mann mit verfilzten Haaren. Ob es an den Haaren lag,
weiß ich nicht, aber irgendwie war mir der Kerl gleich sympathisch.
    »Hi«, sagte ich. »Können Sie mir helfen?«
    »Gern«, antwortete er und wurde rot.
    Nun, das war mal was Neues. Gewöhnlich wurden die Leute blass, wenn
sie mich sahen, oder rot vor Zorn. Der Knabe hier wurde rot aus Verlegenheit. Warum
auch immer.
    »Ich suche Zimmer 015«, erklärte ich. »Können Sie mir sagen, wo das
ist?«
    »Um welchen Patienten geht es denn?«
    »Um keinen. Nur um das Zimmer.« Und als er mich
verständnislos, um nicht zu sagen erschreckt anstarrte, ergänzte ich: »Ein Bekannter
hat es mir notiert, als eine Art Treffpunkt, und ich weiß gar nicht, ob dort ein
Patient liegt.«
    »Ach so.«
    »Es könnte auch ein Arztzimmer sein oder eine Besenkammer.«
    »Na, dann …« Nun wehte ihn doch die Blässe an, den armen Kerl. Fahrig
hantierte er auf seiner Computertastatur herum. Ein Zimmer ohne Patient, das war
ihm noch nicht untergekommen.
    »Ist wohl ein ungewöhnlicher Wunsch?«, half ich ihm.
    »Nein … na ja, schon. Wissen Sie, ich mache hier nur Vertretung.« Zack,
brannte das Lämpchen wieder im schönsten Rot. Wie wild begann er zu tippen.
    »Erster Tag an der Pforte?«
    »Erste Woche. Heute ist auch noch die Kollegin krank geworden. Normalerweise
sind wir …« Blick zum Bildschirm, Kopfschütteln. »Ohne Patientennamen bekomme ich
kein Ergebnis. Aber Zimmer 015 ist hier ohnehin nicht registriert, das wüsste ich.
Kenne ja die Stationen.«
    »Schade.«
    »Geht es vielleicht um einen Privatpatienten? Ach, Mist, nein, Sie
sagten ja, dass Sie keinen Patienten suchen. Wobei das Zimmer …«
    »Ja?«
    »Es könnte auf der Privatstation sein. Deren Zimmernummern beginnen
nämlich alle mit einer Null. 020, 021 und so weiter. Das passt doch am ehesten zur
015, oder?«
    »Und wo finde ich die Privatstation?«
    »Im Erdgeschoss, auf der Rückseite des Gebäudes.« Er legte mir einen
laminierten Überblicksplan vor und fuhr mit dem Zeigefinger einmal quer durch die
Chirurgie. »Am besten, Sie fragen dort im Schwesternzimmer nach.«
    »Erste Woche?«, grinste ich ihn an. »Ich finde, Sie machen das wie
ein alter Hase. Dankeschön!«
    Damit flitzte ich los. Und der Knabe? Fing natürlich wieder an zu glühen.
    Die Durchquerung des Gebäudes war ein Leichtes. Dem Stationsschild
folgend, hielt ich mich immer geradeaus. Von oben hatte der Umriss der Chirurgie
einem chinesischen Schriftzeichen geähnelt, mit drei Seitenachsen und einem dicken
Knubbel oben. Der Weiser ›Privatstation‹ leitete mich in den südwestlichen Seitenarm,
der in einem eingeschossigen Anbau endete. Hier holte ich die beiden Wüstenbewohnerinnen
von vorhin wieder ein. Streng genommen, hätte es sich auch um männliche Wüstenbewohner
handeln können, so vollständig war ihre Verschleierung. Ein Sehschlitz auf Augenhöhe,
mehr ließen Tradition und Ehepartner nicht zu. Wie zuvor nutzte ich die schwarzwallenden
Gewänder der Damen als Deckung und betrat die Privatstation.
    Ein Pfleger kam angetrottet. Gelangweilt schaute ich auf die Uhr –
klar, Max Koller ist zum hundertsten Mal hier – und folgte den Araberinnen nach
rechts. Ein Blick auf die Zimmernummern: 030 und höher. Dann wohl eher die andere
Richtung. Während der Pfleger hinter einer Tür verschwand, kehrte ich um und setzte
meinen Weg allein fort. Das erste Zimmer links vom Eingang trug die 029, das folgende
die 028. Kollege Filzkopf von der Pforte war wirklich Gold wert. Auf dem Flur, hinter
den Türen: Schweigen. Ganz unbehelligt spazierte ich durch die Station. Wo war eigentlich
das Schwesternzimmer? Jetzt ging es rechts um die Ecke. Am Ende des Flurs saß einer,
Zeitung lesend, die Beine übereinandergeschlagen. An der Wand impressionistische
Heiterkeit. Es roch nicht einmal nach Desinfektionsmitteln. Privatstation halt.
Ein Arztzimmer: Oberarzt Dr. Keul. Nummer 019. Der nächste Raum ohne Beschriftung,
Nummer 017 war ein Besprechungszimmer. Wie, besprechen? Heilen sollt ihr die Leute,
nicht rumquatschen!
    Es raschelte, als der Typ mit den übereinandergeschlagenen Beinen seine
Zeitung zusammenfaltete. Erst jetzt bemerkte ich, wie stramm dem Burschen sein Anzug
saß. Das quetschte ja richtig um die Schultern! Zimmer 016: wieder so ein anonymer
Raum ohne Kennung. Eine einzige Tür blieb noch übrig.
    »Entschuldigung«, sagte der Mensch im Anzug. »Wohin möchten Sie?« Er
war aufgestanden und sah

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