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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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»Du
hast doch hoffentlich nichts dafür bezahlt, oder?«
    »Das sagt der Richtige!«, lachte ich. Ausgerechnet Tischfußball-Kurt
mit seinem Brachschädel lästerte über meine Frisur! »Pass mal auf, Kurti, ich hab
da was für dich.« Ich zückte das Shampoo auf Koffeinbasis, das mir Frau Kaiser zum
Freundschaftspreis vermacht hatte. »Hier: lässt kahle Männerhäupter blühen. Wie
wär’s? Ich gebe eine Runde aus!«
    »Bleib mir vom Hals mit dem Zeug«, schüttelte er sich. »Was da für
Pestizide drin sind!«
    »Nicht halb so viele wie in deiner Apfelsinenmatsche.«
    »Gibt es was Gesünderes als O-Saft?« Er schraubte die Flasche auf,
leckte sich nachdenklich über die Lippen und legte mir eine seiner Pranken auf die
Schulter. »Pass mal auf, mein Freund: Deine Ermittlungsdingens sind absolut sensationell.
Du bist halt ein Profi, das merkt man gleich. Da wird der Röntgenapparat angesetzt,
und zack, ist der Schallmo durchleuchtet. Genau so habe ich mir das vorgestellt.
Noch zwei, drei Tage, und der Fall ist geklärt. Wusste ich doch, dass es ohne dich
nicht geht. Und was die Bullen betrifft: Die sollen ruhig hellhörig werden! Ihr
schaukelt euch gegenseitig hoch, das ist wie beim Fußball. Um die eigenen Stärken
ausspielen zu können, braucht man den richtigen Gegner.« Mit Entschlossenheit im
Blick setzte er die Flasche an die Lippen und legte den Kopf in den Nacken. Gleich
würden die nächsten 0,5 Liter Fruchtgetränk von dieser Erde verschwunden sein.
    Kopfschüttelnd sah ich ihm zu. Ich wusste nicht, was ich schauerlicher
finden sollte: den Unsinn, den Kurt verzapfte, oder seinen Orangensaftkonsum. Eben
wollte ich ihm ein für allemal verbieten, sich in meiner Gegenwart auf fußballerischen
Gemeinplätzen herumzutreiben, als mich ein gurgelndes Geräusch innehalten ließ.
Kurt stockte mitten im Trinken, seine Augen traten stark hervor … – und dann spuckte
er, was er noch im Mund hatte, in hohem Bogen aus. Die Flasche flog hinterher.
    Und erst das Gebrüll, das dem folgte!
    Vorm Imbiss gerieten die Leute in Aufruhr. Ein Attentat? Ein Vulkanausbruch?
Die Bockwurstmama sammelte ihre Söhne zur Flucht. Alles wich ein paar Schritte zurück,
auch ich, der ich gewiss nicht schreckhaft bin. Coppick und Hansen schlüpften winselnd
unter dem Schlossblick hindurch. Was war mit ihrem Herrchen los?
    Tischfußball-Kurt taumelte, schnappte nach Luft, hielt sich die Kehle.
Seine Gesichtsfarbe wechselte von Rot nach Blau und wieder zurück. Normale Menschen
wären wohl eher blass geworden, aber Blass konnte er nicht. Stattdessen würgte er.
Die halb geleerte Orangensaftflasche rollte über den Asphalt, gelbe Flüssigkeit
spuckend. Mit einer Hand suchte Kurt am Imbisswagen Halt.
    »Gift«, röchelte er. »Gift …!«
    Ich trat neben ihn, griff ihn am anderen Arm und tätschelte ihm den
Rücken. »Verschluckt, Kurti?« Der Kerl las zu viele Groschenromane.
    Fred kam um die Ecke gestürmt. Sein Blick fiel auf Kurt, dann auf die
Flasche. »Was ist los, Kurti?«
    »Gift!«, japste sein Kumpel. »Mir brennt’s die Innereien weg.«
    »Trink halt nicht so schnell«, grinste ich. Was
mich betraf, so war es wie bei der Geschichte mit dem Jungen, der ständig vor dem
Wolf warnt: Weil Kurti immer so rumbrüllte, konnte ich ihn in diesem Moment nicht
ernst nehmen.
    Fred dagegen nahm ihn ernst. Er beugte sich herab, nahm die Saftflasche
vom Boden auf und drehte sie hin und her. »Scheiße«, stöhnte er. »Hast du aus der
getrunken?«
    Kurt nickte zitternd.
    »Herrgott noch mal, wie kommst du an die?« Fred schüttete den Rest
Orangensaft in den Gulli. »Die habe ich extra beiseite gestellt, weil sie schlecht
ist.«
    »Schlecht?«, fragte ich.
    »Ja, verdorbene Ware oder so was. Die Firma hatte eine Rückrufaktion
gestartet, deshalb stand die Flasche einzeln im Regal.« Wütend herrschte er Kurt
an: »Und dort sollte sie auch stehen bleiben! Seit wann bedienen sich meine Kunden
selbst, hm?«
    Kurt stierte ihn bloß an. Wenn ich ihn nicht gestützt hätte, läge er
jetzt auf dem Parkplatz wie Thorsten Schallmo wenige Tage zuvor. Verdorbener O-Saft,
schau an. Dann spielte Kurti den sterbenden Schwan ja zu Recht. Das hatte er nun
von seiner Gier!
    »Ich könnte ihn in die Chirurgie bringen«, schlug ich vor. »Da kenne
ich mich aus. Vielleicht braucht er einen neuen Magen. Allerdings bin ich mit dem
Fahrrad da.«
    »Lass mal, ich mache das schon«, brummte Fred.
    »Du?«
    »Ist ja in meinem Laden passiert, mit meinem Saft. Ich fahre

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