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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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alter Studienfreund von Marc? Also wirklich. Ich stellte
mir vor, wie sich die beiden damals, vor ungefähr zwei Jahrzehnten, im Kreis ihrer
Kommilitonen gegenseitig unter den Tisch gesoffen hatten, bis sich zum Schluss aus
dem Haufen von Alkoholleichen ein Finger hob: Abba dürfen tuma das nich, Marc. Weil,
das ist vaboten, assolut. Mit seinem vorspringenden Kinn und den flackernden Augen
hinter eckigen Gläsern wirkte der Arzt nämlich, als übten illegale Aktionen eine
geradezu magische Anziehungskraft auf ihn aus, gegen die wiederum seine gute Kinderstube
– Stichwort Sieghard – fortwährend Einspruch erhebe. Fortwährend und erfolglos.
    »Streng genommen«, sagte er, während er mit der Maus zackige Bewegungen
vollführte, »streng genommen, ist das Intranet eine Datenbank zu rein medizinischen
Zwecken. Wenn ich es dazu benutze, mich über einen bestimmten Patienten oder eine
Patientin zu informieren, für die ich nicht zuständig bin, mache ich mich strafbar.
Von der Weitergabe dieser Informationen ganz zu schweigen.«
    »Wir sind überhaupt nicht hier«, stellte Covet fest. »Oder bist du
hier, Max?«
    »Ich? Nö. Außerdem: Wer fragt mich das? Ist da jemand?«
    »An einem Werktag hätte ich mich keinesfalls darauf eingelassen«, fuhr
Dr. Pietsch fort. »Da geht es hier zu wie im Taubenschlag. Samstag ist besser. Aber
sollte doch jemand kommen …«
    »Schon gut, Sieghard. Wir wissen Bescheid.«
    »Eigentlich schade, dass wir uns so selten sehen, Marc. Obwohl wir
beide in Heidelberg geblieben sind. Hast du eigentlich noch Kontakt zu Corinna?«
    Covet rollte mit den Augen, aber so, dass es sein Studienfreund nicht
sah. »Welche Corinna?«, fragte er unschuldig.
    »Na, die Rothaarige.« Dr. Pietsch wurde passenderweise ein ganz klein
wenig rot. »Mit der wir damals beide gern … Sie hat mir nach dem Abschluss noch
ein paar Mal geschrieben, aber dann war Funkstille. Seit wann soll euer Patient
in der Chirurgie sein?«
    »Keine Ahnung«, antworteten Marc und ich gleichzeitig.
    »Aha. Privatstation, sagtest du?«
    Marc nickte.
    »Einen Moment. Gleich haben wir’s.« Dr. Pietsch drehte sich auf seinem
Stuhl zu uns. »Wohl ist mir nicht bei der Sache. Schon weil sie wirklich nicht legal
ist. Arztgeheimnis, ihr wisst ja.«
    »Machst heute halt eine Ausnahme, Sieghard. Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Hoffentlich. Hat sie dir mal geschrieben?«
    »Wer?«
    »Corinna«, half ich meinem Freund. »Die Rothaarige.«
    »Ach, die. Nein, mir nicht. Ich stand nicht auf sie. Nicht so wie du,
Sieghard.«
    »Aber ihr wart doch ganz dicke miteinander! Seid ihr nicht zusammen
an den Gardasee gefahren?«
    »Nein!«
    »Komisch, dann war das ein anderes Mädel.«
    »Oder ein anderer See«, sagte ich.
    »Nein!«, stöhnte Covet. »Kein See, keine Corinna, nichts. Können wir
jetzt zur Sache kommen?«
    Tadelnd schüttelte ich den Kopf. So viele Hummeln im Hintern! Und das
in seinem Alter! Marc musste noch viel lernen.
    »Also«, murmelte Dr. Pietsch und stützte sein Kinn in eine Hand. »Was
haben wir denn da? Aha. Das nenne ich mal einen interessanten Fall … Letzte Woche
hatte ich eine ganz ähnliche Geschichte. Und da ist noch was. Auch interessant.
Arme Sau.«
    Wir warteten. Auf das Interessante, auf die arme Sau, vielleicht auch
auf Corinna. Doch der Arzt zog bloß undefinierbare Grimassen und kratzte sich hinterm
Ohr.
    »Da fällt mir ein«, raunte mir Covet zu. »Ich habe eine Auswahl Fliegen
für dich dabei. Christine sagte, ihr wolltet …«
    »Schnauze! Wenn du nicht willst, dass ich das Zeug in den Klinikmüll
schmeiße, erwähne es nicht.«
    »Es sind wirklich sehr schöne dabei.«
    »Vergiss es!«
    »Soso«, kam es vom Computer. Mehr nicht. Nur: »Soso.«
    »Ja«, sagte Covet schließlich, sich erhebend. »Und was heißt das nun,
dieses Soso?«
    »Stopp! Nicht gucken! Hört ihr? Gucken ist absolut verboten. Ich komme
sonst in Teufels Küche.«
    »Wir gucken doch gar nicht! Sag uns einfach … nein: Sprich vor dich
hin, nur für dich, was das für ein Patient ist. Halte ein Selbstgespräch, Sieghard!«
    Dr. Pietschs Augen wanderten nach rechts, um uns zu fixieren. Misstrauen,
dein Name ist Sieghard! Dann kehrten sie zum Bildschirm zurück. »Zimmer 015, sagtet
ihr?«
    »Korrekt.«
    »So?« Schweigen. Absichtlich oder nicht, mit seinem stummen Nicken,
der Gestik der Eingeweihten, spannte uns der Arzt ordentlich auf die Folter. Marc
rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, und auch ich musste mich beherrschen,
um

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