Schluessel zur Hoelle
Plastiksprengstoff heraus. »Das wird genügen. Wir dürfen nicht das ganze Boot in die Luft jagen.«
Aus einem anderen Paket nahm er eine kleine Holzschachtel, die mehrere, einzeln in Plastikfolie verpackte chemische Zünder enthielt.
»Wie lange dauert es, bis die Dinger hochgehen?« fragte Chavasse.
»Eine Minute. Ich hab auch welche, die länger brauchen, aber die hab ich auf der Jacht gelassen.«
»Hast du vor, meine Lebensversicherung zu kassieren?« fragte Chavasse.
»Eine Minute reicht doch, um sich in Sicherheit zu bringen. Du mußt das Ding bloß in den Sprengstoff stecken, das Ende abbrechen und verschwinden. Wenn du willst, mach ich’s.«
»Gib doch nicht so an«, sagte Chavasse grinsend. »Du weißt ganz genau, daß du mit deinem Bauch nicht einmal durch die Salontür kämst.«
Er warf einen Blick auf Francescas blasses, besorgtes Gesicht, klemmte das Gummimundstück des Sauerstoffgeräts zwischen die Zähne, stülpte die Maske über und sprang ins Wasser.
Er glitt rasch hinab, passierte ohne Schwierigkeiten die Kajütentreppe und schwamm durch den Salon. Er preßte den Plastiksprengstoff an die untere Türkante und steckte vorsichtig den Zünder hinein. Er zögerte einen Moment, dann brach er das Ende ab.
Die Zündschnur flammte zischend und sprühend wie ein Feuerwerksschwärmer auf, und er schwamm zur Treppe. Als er sich durch die schmale Öffnung zwängte, blieb sein Tauchgerät hängen. Er unterdrückte seine Angst, machte es los, glitt hindurch und schoß zur Oberfläche hoch.
Er tauchte neben dem Schlauchboot auf, und Orsini zog ihn hinein. Im gleichen Moment hörte man ein dumpfes Dröhnen, und das Schlauchboot begann heftig zu schwanken. Das Wasser sprudelte auf, Trümmer schnellten empor, Sand und Schlamm quollen hoch.
Sie warteten fünfzehn Minuten. Allmählich wurde das Wasser klar, und man konnte wieder den Rumpf des Bootes erkennen. Orsini nickte, und Chavasse tauchte abermals.
Obwohl immer noch eine Menge Sand und Schlamm im Wasser schwebte und er nicht weit sehen konnte, fand er die Teresa ohne Schwierigkeiten. Die Explosion hatte sogar die Tür zur Kajütentreppe weggerissen, und so konnte er unbehindert in den Salon eindringen. An der Stelle, wo die Tür zur Kajüte gewesen war, klaffte jetzt ein gähnendes Loch. Er schwamm darauf zu, hielt einen Moment inne und glitt dann in die Kajüte.
Die Kojen waren unbeschädigt, doch das Bettzeug schwebte, sich langsam im Wasser bewegend, als sei es lebendig, unter der Decke. Er schwamm zwischen den weiß schimmernden Laken hindurch und sah sich nach der Madonna um. Er erkannte sofort, daß es sinnlos war, danach zu suchen. In der Kajüte war kein eineinhalb Meter langes, in Wachstuch eingeschlagenes Bündel.
Die Madonna war aus Ebenholz, das zwar schwer war, aber schwamm, und so glitt er noch einmal, verzweifelt Umschau haltend, zwischen den flatternden Laken hindurch. Dann gab er es auf.
Er verließ das Boot, hielt sich an der Reling fest und dachte einen Moment nach. Vielleicht hatte Francesca sich geirrt. Vielleicht hatte ihr Bruder die Statue irgendwo anders im Boot versteckt. Und natürlich bestand auch die Möglichkeit, daß sie bei der Explosion herausgeschleudert worden war.
Er beschloß, noch einmal in das Boot einzudringen und es von einem Ende zum anderen genau zu durchsuchen. Doch zuerst mußte er Orsini Bescheid sagen.
Er kam ein paar Meter neben dem Schlauchboot hoch und tauchte sofort wieder unter. Orsini stand mit abgewandtem Gesicht da und streckte die Hände über den Kopf. Auf der andern Seite des Schlauchbootes lag ein flacher Sumpfkahn, in dem drei Albaner standen. Sie trugen schäbige, schmutzige Uniformen, und an ihren Schirmmützen prangte der rote Stern. Zwei von ihnen hielten Orsini und Francesca mit Maschinenpistolen in Schach, und der dritte wollte eben auf das Schlauchboot springen.
Während Chavasse unter dem Schlauchboot durchtauchte, zerpflügte eine Maschinenpistolensalve das Wasser an der Stelle, wo er hochgekommen war. Sein Tauchgerät scharrte über die Unterseite des Kahns. Er streckte die Hand aus dem Wasser, packte den Rand und kippte das leichte Boot um.
Einer der Soldaten klammerte sich verzweifelt zappelnd an ihn. Chavasse schlang einen Arm um seinen Hals und zerrte ihn in die Tiefe. Er hielt sich mit einer Hand an der Reling der Teresa fest und drückte ihm die Kehle zu.
Der Kopf des Soldaten zuckte; seine
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