Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselfertig: Roman (German Edition)

Schlüsselfertig: Roman (German Edition)

Titel: Schlüsselfertig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
Vom Netzwerk:
nein, das ist eine ganz neue Anlage, und die sind noch nicht ganz fertig mit dem Bauen und optimieren gerade ihren Service und brauchen dafür Testkunden.« Ich bin sehr stolz auf mich, diese gekonnte Lüge ohne mit der Wimper zu zucken über die Lippen gebracht zu haben!
    »Ich glaube dir kein Wort, Silke. Aber ist okay. Du musst mir das nicht sagen. Lass nur zwischendurch von dir hören, damit ich weiß, dass es dir gut geht. Ich erreiche dich ja nie.« Sie steht auf. »Ich muss jetzt los und deinem Vater Kaffee kochen. Und dann zum Dorfemeuerungskomittee. Das scheint sich richtig was zu tun. Komm doch mit!«
    Typisch Mutti. Erst schickt sie einen in die weite Welt, tut so, als würde das Loslassen ihr überhaupt keine Probleme machen, und dann fährt sie doch ganz schnell ihre Gluckenflügel – oder sollte ich lieber sagen: Tintenfischtentakeln? – aus. Diese Frau kann ein wandelnder Widerspruch sein.
    »Nein danke, Mutti.«
    Sie packt die tropfende Isolierkanne und das Kuchenpapier in ihren Korb und hüpft wie ein übermütiges Zirkuspony zu ihrem Auto. Ich glaube, sie geht immer so, das ist mit nur noch nie aufgefallen.
    Soll ich ihr glauben, dass sie durchgebrannt ist, mit Hippies gelebt und auf Gomera meinen Vater kennengelernt hat? Wie hat sie sich überhaupt zurechtgefunden? Navigationssysteme gab es damals noch nicht, und eine Landkarte kann meine Mutter nicht von einem Schnittmusterbogen unterscheiden. Das klingt alles etwas unwahrscheinlich. Aber es ist einfach eine gute Geschichte. Und ich bin ziemlich froh, dass sie sich nicht über mich aufregt. Denn genau das hatte ich erwartet. Stattdessen bekomme ich Filterkaffee, Erdbeerschnitten und eine Abenteueranekdote serviert. Also warum sollte ich mich beschweren?
    Unter der Kastanie hinter dem Designerhaus – es wird schon die Kastanie sein, andere Bäume stehen da gar nicht – rolle ich mich wie eine Katze zusammen und schlafe ein, den Kopf auf meinen Tüten gebettet. Ich kann gut im Freien schlafen, denn ich bin ja fast ein Hippiekind, wie ich jetzt weiß. Ich stelle mir vor, meine Eltern wären von Teneriffa nicht zurück ins Dorf, sondern nach Indien gegangen und ich wäre dort aufgewachsen. Auf einem Elefanten wäre ich zur Schule geritten, hätte mich in farbenprächtige und sehr figurfreundliche Saris gewickelt und in einem Tempel gewohnt. Ein glutäugiger Prinz auf einem weißen, juwelengeschmückten Elefanten hätte irgendwann versucht mir den größten rosafarbenen Diamanten der Welt zu schenken, doch das prächtige Schmuckstück glitt ihm aus der Hand und rutschte mir ins Dekolletee ...
    »Tschuldigung!«, kichert der Prinz, der jetzt aussieht wie Olaf Wesseltöft. Ich wache auf und fische einen eiskalten Schlüssel aus meinem T-Shirt.
    »Idiot!«, knarze ich ihn an.
    »Schlafmütze!«, kontert er und lässt sich neben mir ins Gras fallen. Wir plaudern ein bisschen und beschließen, nicht nur in einem Musterhaus zu wohnen – wir werden sie alle ausprobieren.
    Mein Telefon klingelt. Es ist Brigitte. »Silke, du musst sofort herkommen und Dodo wählen! Dodo for President!«, skandiert sie mir enthemmt ins Ohr.
    Ich halte mein Telefon auf Sicherheitsabstand. »Wieso wählen?«
    »Heiße Neuigkeiten«, verrät Brigitte. »Ich habe doch gesagt, dass es Neuigkeiten gibt. Dodo ist politisch aktiv!«
    »Was ist los? Hat sie die verpennte Friedensinitiative reaktiviert?«
    »Nein, viel besser. Sie wird die Königin der Oberflächentwässerung!«
    »Wieso Oberflächenentwässerung? Ich verstehe kein Wort!«
    Brigitte wird endlich deutlicher: »Dodo hat einen kleinen Putsch im Gremium für Dorferneuerung angezettelt. Monique und ihre Föhnschnecken müssen sich warm anziehen. So gerissen sie auch sind – diesmal haben sie nicht aufgepasst.«
    »Aha ... wieso?« Ich verstehe noch immer nicht so recht, worum es eigentlich geht.
    »Bei dem Regen vor ein paar Wochen sind alle Keller in der Breiten Straße vollgelaufen. Oma Harms Eingekochtes, Herrn Bruses gesammelte ADAC-Motorwelt-Jahrgänge, alles unbrauchbar. Dodo hat herausgefunden, dass bei der Oberflächenentwässerung geschlampt wurde. Ach, was heißt geschlampt: Es gibt gar keine! Dabei ist das Dorferneuerungskomitee dafür zuständig. Doch Monique, die dort den Vorsitz hat, und die anderen Schnepfen haben sich einfach nicht darum gekümmert. Und diese Fahrlässigkeit hat Dodo jetzt aufgedeckt und einen Putsch angezettelt. Heute Abend gibt es einen Bürgerentscheid – und wenn alles klappt, wird

Weitere Kostenlose Bücher