Schlüsselfertig: Roman (German Edition)
ich tun werde, aber zumindest davon, was ich nicht tun werde.
»Brigitte, mal ehrlich: Du wirst doch auch nicht bleiben. Du kaufst dir doch den Weinberg und dann bist du weg.«
Sie seufzt. »Da hast du vielleicht Recht.«
»Nicht nur vielleicht. Ich weiß, dass ich Recht habe. Und ich weiß auch, was ich tue: Ich lasse mein bisheriges Leben hinter mir. Ich fange ganz neu an.«
»Und du meinst, du kannst alles einfach so hinter dir lassen? Einfach so?«
»Warum nicht?«
»Damit das funktioniert, brauchst du ein Exorzismus-Ritual.«
Ich muss lachen. »Gute Idee. Was schlägst du vor?«
»Lass mich einen Moment überlegen ... Du könntest dreißig usbekische Bettelmönche bitten, eine rituelle Austreibung der alten Geister vorzunehmen.«
»Wo soll ich denn dreißig Mönche herbekommen?«
»Auch wieder wahr. Du könntest aber auch einfach etwas verbrennen, das dein bisheriges Leben symbolisiert. Ein Kleidungsstück oder einen Liebesbrief von Heiner.«
»Du weißt genau, dass er mir nie einen geschrieben hat. Aber trotzdem danke für den Tipp. Ich habe da schon eine Idee.«
Olaf guckt ein wenig erstaunt, als ich ihn mit meinem Plan konfrontiere.
»Wir werden ein Haus anzünden. Als Zeichen, dass wir unser bisheriges Leben hinter uns lassen.«
»Wie bitte?« Ich glaube, er glaubt mir nicht.
»Wir werden ein Haus anzünden«, wiederhole ich langsam. »Das ist praktizierter Exorzismus.«
»Ich wusste gar nicht, dass du religiös veranlagt bist.«
»Bin ich auch nicht. Aber damit ich neu anfangen kann, muss ich endlich aktiv werden. Und du auch.«
»Und du findest, dass Brandstiften eine geeignete Aktivität ist? Wie wäre es mit Joggen oder Töpfern oder Strampelanzug-Stricken?«
»Zu lasch. Ich will etwas Richtiges. Etwas Heftiges.« Ich bin voller Tatendrang.
»Das sind die Hormone, das lässt wieder nach«, behauptet Olaf. »Nur mal angenommen, ich lasse mich auf diese verrückte Idee ein ... welches Haus sollen wir denn anzünden?«
»Na, dieses hier.«
»Dieses? Ach so.«
»Genau. Oder ein anderes aus dem Massivhauspark. Oder gleich alle. Der Massivhauspark als Symbol für unser bisheriges Leben.« Ich finde mich überzeugend. Olaf noch nicht ganz.
»Ich weiß nicht«, sagt er nur. Aber ich merke, dass er langsam an der Idee Gefallen findet.
»Aber ich weiß! Und ich fühle! Ich fühle, dass das genau das Richtige ist.«
»Zumindest würde ich dem blöden Sack eins auswischen.« Aha! Endlich zeigt Olaf, dass ihm das Verhalten seines Exlovers doch näher gegangen ist, als er bisher zugegeben hat. »Der würde sich schlimmer ärgern als Rumpelstilzchen. Versichert ist jedes einzelne Haus hier bestimmt gut, aber sein Ego würde leiden. Und er würde bestimmt nie wieder einen hoch bekommen. Denn für ihn sind die Häuser und sein Erfolg damit doch so etwas wie Potenzkrücken. Ist dir eigentlich aufgefallen, wie phallisch die Limousine geformt war?« Ein gefährliches Glitzern tritt in seine Augen. Oha! Und da heißt es immer, eine betrogene Frau wäre gefährlicher als eine geladene Kalaschnikow. Eventuell sollte ich ihm noch einmal erklären, dass wir wirklich nur dieses eine Haus abfackeln, nicht das gesamte Lebenswerk seines fiesen Ex-Winnie-the-Poohs.
»Also, bist du dabei?«
»Aber klar!«
Wir steigern uns noch ein wenig in den Plan hinein, dann machen wir uns auf die Suche nach brennbarem Material. In einem der Häuser finden wir etwas Grillanzünder und eine angebrochene Flasche Brennspiritus, wahrscheinlich von Frau Nelkes kleinem Grillfest. In der Garage eines anderen steht noch ein Kanister Benzin. Um Streichhölzer zu finden, brauchen wir etwas länger. Doch schließlich finden wir eine Packung Welthölzer, ausgerechnet im Präsentationszelt des Designerhauses.
Als wir aus dem Zelt heraustreten, zucke ich zusammen. »Guck mal!«, sage ich erschreckt.
»Was denn?«
»Da hinten!« Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich eine dunkle Gestalt gesehen habe, die hinter einem Haus verschwunden ist.
»Ich sehe nichts.«
»Ich auch nicht. Also, jetzt nicht mehr. Aber ich glaube, da war was ...«
»Eine weiße Maus vielleicht?« Olaf grinst mich an. »Wer soll sich denn jetzt hier noch rumtreiben? Du weißt doch, nach den Öffnungszeiten kommt hier niemand hin, es gibt ja nicht mal einen Nachtwächter. Dir werden doch nicht etwa die Nerven durchgehen? Weißt du ... wir müssen das nicht machen, wenn du es nicht wirklich willst. Wir können immer noch ... irgendetwas harmloseres tun.«
Ich
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