Schlüsselfertig: Roman (German Edition)
weiter.
Selbstgemacht oder nicht, ich hätte jetzt gerne einen Teller davon gegessen, doch der Himmel wird immer finsterer und ich glaube, ich habe schon einen Tropfen auf dem Oberarm gespürt. Meine Mutter sagt zwar immer »du bist doch nicht aus Zucker« (Heiner hat ganz am Anfang unserer Beziehung mal das Gegenteil behauptet, manchmal hat er mich sogar mit Schokolade verglichen. Was ihm jetzt wohl als Analogie einfallen würde? Knäckebrot? Sauerkraut? Graupen?), doch ich ziehe es vor, hier nicht als die Miss-Wet-T-Shirt für Aufsehen zu sorgen.
7. Kapitel:
So ein Tag, so wunderschön wie heute ...
Freitag, 13. Mai, später
Ich schaffe es gerade noch nach Hause, bevor das Unwetter losgeht. Dort ziehe ich die Birnendose und die Schokosoßenflasche aus der verschmierten Tüte, spüle sie unter fließend Wasser ab und mache mir eine Birne-Helene-LightVariante: Ich fülle die Kuhle in den Birnenhälften (wo einst das Kerngehäuse war) mit Schokosoße und esse die selbstkreierten Köstlichkeiten gleich aus der Hand. Eine Birnenhälfte passt komplett in meinen Mund, ohne Abbeißen. Köstlich! Allerdings riecht die Leckerei wirklich ein wenig nach der Waschküche von Heiners Mutter, aber darüber möchte ich lieber nicht nachdenken.
Dann lasse ich Wasser in die Wanne einlaufen, weil in jeder Frauenzeitschrift steht, dass ein Bad Wunder wirkt. Dass diese Art von Home-Wellness, wie jedes ordinäre Vollbad heutzutage heißt, unglaublich entspannt, Glückshormone freisetzt und einen neuen Menschen aus einem macht. Normalerweise dusche ich ja lieber, da wird man schneller sauber und hat nicht diese umständlichen Vorbereitungen. Aber ich habe noch knapp vier Stunden bis zum Beginn des Feuerwehrballs, also entscheide ich mich für das volle Programm: Ganzkörperpeeling, Enthaarungscreme an allen entscheidenden Stellen, Feuchtigkeitsmaske und Haarkur. Alles Pröbchen aus Zeitschriften. Schon dafür lohnt es sich, diese Blätter zu kaufen. Ich ziehe mich aus, öffne die winzigen Tütchen und verteile die wohlriechenden Produkte großzügig auf verschiedenen Körperpartien. Hoffentlich komme ich nicht durcheinander: War das mit dem leckeren Aprikosenduft jetzt die Haarkur oder das desodorierende Balsam für müde Füße? Oder etwa die Enthaarungscreme? So ganz ist das ja nicht meine Welt, aber ich werde mir Mühe geben. Monique soll sehen, dass die Konkurrenz nicht schläft. Abgesehen vom Schönheitsschlaf, bei dem die Konkurrenz, also ich, inzwischen großen Vorsprung hat.
Nach hundert Trilliarden Minuten, die ich, um das Ergebnis nicht zu gefährden, in etwas angespannter breitbeiniger Haltung verbracht habe, geben die Härchen in der Bikinizone und an den Beinen vorschriftsgemäß ihren Geist auf und lassen sich fast widerstandslos abschaben. Das dampfend heiße Wasser in der Wanne leuchtet verlockend in blau, weil ich einen entspannenden Badezusatz – besser gesagt: alle Proben mit Badezusätzen, die ich finden konnte, es müssen insgesamt fünf gewesen sein – hinein geschüttet habe. Dann fällt mir ein, was alle Homewellness-Ratgeber dringend empfehlen: Vor dem Bad alles, was man eventuell während des Wannenaufenthaltes braucht, in Reichweite legen. Und ein paar Kerzen anzünden. Das finde ich zwar übertrieben, viel wichtiger finde ich es jedoch, ein paar Leberwurstschnittchen zu schmieren und auf dem Wannenrand zu platzieren. Und weil ich eh in der Küche bin, nehme ich noch ein paar Teelichter mit und stelle sie neben die Brote. Okay, dass sieht ein wenig komisch aus, aber schließlich kommt nicht Schöner wohnen zum Fototermin. Ich hoffe sogar, dass überhaupt niemand kommt.
Natürlich höre ich genau in diesem Moment Schritte auf der Treppe. Heiner! Für den wollte ich doch schön sein! So darf er mich auf keinen Fall sehen, ich habe größere Ähnlichkeit mit einer Schmalzstulle (Griebenschmalz, um es mal deutlich zu sagen), als mit der Partyqueen, die heute Abend beim Feuerwehrball seine Augen überquellen lassen wird. Und sein Herz entflammen, falls er eins hat, nur, um es danach in den Staub zu werfen. Oder, ach, vielleicht behalte ich es dann auch einfach ... Wir werden sehen.
Ich schließe schnell die Tür ab. Sehe, wie die Klinke sich nach unten bewegt. An der Tür gerüttelt wird. Ich verhalte mich ganz still. Hoffentlich geht er wieder weg. Vielleicht überlegt er es sich ja anders. Vielleicht will er ja gar nichts ins Bad. Es gibt hier doch auch noch ein paar andere Zimmer, in denen er sich
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