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Schlüsselfertig: Roman (German Edition)

Schlüsselfertig: Roman (German Edition)

Titel: Schlüsselfertig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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lächerlich geringe Pacht. Oder verkaufen. Auf jeden Fall muss ich das Land der Gemeinde abtreten, für die Allgemeinheit. Und Monique triumphiert, weil dann ihr blödes Aerobic-Center gebaut wird. Das gönne ich ihr nicht!
    Trotzdem muss ich jetzt erst einmal dieses Folterinstrument von Unterhose loswerden. Ohne allzu viel Geraschel entferne ich mich von Schnurzelpurzel und Mausispatzi und finde am anderen Ende des Spielplatzes die Dixie-Klos. Natürlich sind es keine echten Dixie-Klos, sondern nachgemachte, man steht hier auf dem Land nicht so sehr auf Markenware, deshalb sind sie auch grün statt blau und passen sich hervorragend ins Landschaftsbild ein. Total unauffällig. Und zum Glück noch ohne Schlange davor. Frauen haben einfach die besser trainierte Blase, die müssen bei solchen Feierlichkeiten erst ab Mitternacht pinkeln, und Männern reicht auch der nächste Baum oder die nächste Hauswand. An allen anderen Tagen ist solch ein Benehmen – kann man hier überhaupt noch von Benehmen sprechen? – natürlich völlig inakzeptabel, aber am Tag des Feuerwehrballs gelten keine Regeln. Höchstens die des Festwirts, die auf sorgfältig kopierten DIN-A4-Zetteln im Zelt an jeder Ecke hängen.
    Arbeitsanweisungen und -hilfen Eures geliebten Festwirtes zum -Überleben des Feuerwehrballs!
    Punkt Eins: Bier bestellen! Ein Bier bestellen geht schon mal gar nicht. Damit sagt man, dass man ne knickrige Sau ist, keine Freunde hat oder Antialkoholiker ist, also das Allerletzte. :-) Immer mindestens zehn bestellen. Nie vorher abzählen, wie viele Leute um einen herum stehen und dann ganz genau die Anzahl bestellen! Einfach irgendeine Zahl über die Theke grölen. Im Zweifelsfall: zehn! :-) Ganz falsch: Die Umstehenden fragen, ob sie überhaupt noch ein Bier haben wollen. Wichtige Regel auf unserem Feuerwehrball: Gefragt wird nicht – saufen ist schließlich kein Spaß!
    In dem Ton geht das weiter. Zehn Gebote lang. Hier herrschen raue Sitten.
    Ich schließe mich im linken der drei kuhfladengrünen Klohäuschen ein. Als ich die Tür hinter mir zuziehe, überlege ich noch einen Moment: verriegeln oder nicht? Ich habe geradezu panische Angst, auf einer öffentlichen Toilette eingesperrt zu sein und nicht wieder hinaus zu können, weil das Schloss klemmt. Das ist mir einmal als Kind bei C&A passiert, ich musste nach meiner Mutter rufen, die konnte auch nicht helfen, also rief sie meinen Vater, und als ich endlich aus meinem kargen Gefängnis befreit wurde, stand eine ganze Traube Schaulustiger herum. Nein danke, darauf kann ich verzichten. Zuhause habe ich diese Ängste überhaupt nicht. Seltsam, oder? Dabei würde mich dort wahrscheinlich niemand befreien. Sieht man ja. Oder hat Heiner vorhin etwa Anstalten gemacht, mich aus dem Bad zu retten? Ich hätte ja in einer Notlage sein können, außerstande, um Hilfe zu rufen. In der Badewanne ertrunken. Um dann von Heiner gefunden zu werden. Das ist ja auch irgendwie peinlich.
    Die Plastiktoilettentür lässt mir keine Wahl, sie muss verriegelt werden, sonst schwingt sie sofort wieder auf. Zuhalten geht nicht, es gibt keinen vernünftigen Griff und nichts dergleichen, was diesen Namen verdient hätte, nur einen winzigen Nupsi, den man so geschickt und feinfühlig wie den Ausguss einer störrischen Milchtüte handhaben muss. Und ich brauche beide Hände für die Operation »stacheldrahtfreier Schritt«.
    Vorsichtig pelle ich mich mit einer Hand aus dem eleganten Höschen, während ich mich mit der anderen abstütze und gleichzeitig mein Ibiza-Kleid hochraffe. Ich bleibe mit dem rechten Absatz hängen und wäre fast gestürzt, soweit das in der engen Kabine überhaupt möglich ist. Ich kann gerade noch mein winziges Täschchen retten, das auf dem mit nicht näher zu definierenden Flüssigkeiten durchweichten Boden bestimmt gelitten hätte. Kurze Gedankennotiz: Striptease-Tänzerin kommt als Ausweichberuf für mich nicht in Frage. Schade. Aber ich hatte mir beinahe schon so etwas gedacht.
    Das rote Spitzenfolterinstrument stopfe ich, so gut es geht, in meine Handtasche. Passt gerade so eben.
    Nach fünf Minuten Herumrütteln – die Zeit kommt mir erstaunlich lang vor, mindestens wie zwei Stunden im Liegestuhl oder eine halbe Stunde mit meiner Mutter – gelingt es mir, mich aus der Kabine zu befreien.
    Ich mache ein paar Schritte, nichts scheuert und reißt mehr, mein Schamhaar (beziehungsweise das, was nach der ausführlichen Beauty-Kur davon übrig ist) wird angenehm belüftet. Ich

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